Freitag, 9. Juli 2010

Gordimer über Südafrika nach der WM

Schwarz und Weiß feierten in Südafrika gemeinsam bei der Fußballweltmeisterschaft, berichtet ldie Literaturnobelpreisträgerin Nadine Gordimer.
Das Einmalige an dieser Veranstaltung ist: Weiß und Schwarz und alle Farben dazwischen haben gemeinsam gefeiert. Sie saßen zusammen in Bars, in den Eckkneipen oder in Straßencafés und haben sich die Spiele angesehen. Alle hatten ein gemeinsames Gesprächsthema und das Gefühl, zu einem gemeinsamen Fest zu gehören. [...] die WM hat vielmehr gezeigt, dass unsere Rassenprobleme und Spannungen unter den richtigen Umständen sehr wohl überwunden werden können. Ich hoffe, dass die WM-Stimmung als gutes Beispiel dafür dient, dass sich all die verschiedenen Volksgruppen in Südafrika für eine gemeinsame Sache begeistern können.
Freilich sei unklar, wie es nach diesem gemeinsamen Fest weiter gehe. Die Hoffnungen, die an Südafrika herangetragen worden seinen, seien zu groß, zumal jetzt noch Millionen Flüchtlinge und Gastarbeiter ins Land kommen, u.a. aus Simbabwe, wo Mugabe zum Diktator wurde.
Die Welt muss verstehen, dass sie es uns mit überzogenen Erwartungen nicht leichter macht. Sie in Europa dürfen bitte nicht vergessen, dass wir gerade mal 15 Jahre der Freiheit hatten. Das ist nicht einmal eine Generation. Und schon erwartet man von uns eine perfekte Demokratie, mit politischer und wirtschaftlicher Gleichheit für alle Menschen. Andere Teile der Welt leben ein paar hundert Jahre in Demokratie und dennoch ist sie nicht perfekt.
Doch trotz aller Sorgen denkt sie voll großer Dankbarkeit an den Tag der ersten freien Wahlen in Südafrika zurück.
Diese erste freie Wahl war für Leute wie mich ein unglaublich großartiger Tag. Wir erlebten eine Zeitenwende, von der wir dachten, sie würde niemals kommen. Gemeinsam in einer Schlange zu stehen, Schwarz und Weiß zusammen, um zum ersten Mal gemeinsam eine freie Regierung zu wählen - das war ein unschlagbar wundervolles Erlebnis.

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