Posts mit dem Label Flüchtlinge werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Flüchtlinge werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Freitag, 23. Dezember 2016

Montag, 31. Oktober 2016

Imbolo Mbue: Behold the Dreamers

Imbolo Mbue hat für ihr erstes Romanmanuskript einen Vertrag über 1 Million Dollar abgeschlossen. Für die junge Frau, die 1998 als Teenagerin in die USA eingewandert ist, scheint sich ein Traum zu erfüllen, ganz im Gegensatz zu den Helden ihres Romans, der jetzt erschienen ist.

Kurz etwas zum Inhalt: 
Der Kameruner Jende Jonga kommt im Herbst 2007 mit seiner Frau Neni und ihrem sechs Jahre alten Sohn in die USA. Zunächst lässt sich alles gut an. Sein privater American Dream scheint sich zu erfüllen. Denn er bekommt einen Job als Chauffeur für Clark Edwards, einem leitenden Angestellten bei Lehman Brothers. Die Hauptanforderungen seines Chefs zu erfüllen, fällt ihm leicht. Ihr Glück scheint vollkommen, als auch seine Frau eine Anstellung bei der Familie Edwards findet. Doch mit dem Zusammenbruch von Lehmann Brothers bricht auch ihre heile Welt zusammen, und sie stehen vor unzumutbaren Entscheidungen. 
Der Roman wird im Februar 2017 auch auf Deutsch erscheinen und zwar unter dem Titel"Das geträumte Land".


Dieser Roman hat manches mit dem Roman "Mambés Heimat" von Hilaire Mbakop gemeinsam, den ich 2013 in diesem Blog vorgestellt habe:
Der Held ist Kameruner, er lernt Kamerun und die USA kennen und er macht sehr schlechte Erfahrungen.

Der auffallendste Unterschied ist der, dass einmal geschildert wird, wie die Hauptperson mit dem Wechsel von Kamerun in die USA zurecht kommt, und das andere Mal, wie sie die Rückkehr von den USA nach Kamerun erlebt.

Ob das der Grund ist, weshalb das Buch, in dem der Flüchtling schlechte Erfahrungen in den USA macht, für einen Verlag so attraktiv ist, dass er dafür zu zahlen bereit ist? Oder ob es einen wichtigeren anderen Grund gibt?


Ohne die Lektüre beider Bücher wird man es schwer entscheiden können.  

Montag, 11. April 2016

Deutschunterricht durch Ehrenamtliche

Wie viele neue Wörter kann man pro Tag verdauen? 

Berlin, Flüchtlingsnotunterkunft Rathaus Wilmersdorf, 10 Uhr vormittags. Vier Kinder sind schon da, die ehrenamtlichen Sprachhelfer Rita und Peter beginnen ihre Vormittagsklasse: Alle fassen sich an den Händen und krakeelen im Chor: »Gu-ten Mor-gen, sa-gen al-le Kin-der, gro-ße Kin-der, klei-ne Kin-der, di-cke Kin-der, dün-ne Kinder, al-le Kin-der sa-gen gu-ten Mor-gen.« Maza sagt erst mal noch nichts. Sie hat kurze dunkle Haare und ist fünf oder sechs Jahre alt. Nach ihrem Alter fragen kann man sie nicht, weil ihre Deutschkenntnisse dazu noch nicht ausreichen. Die einzige Frage, die sie beantwortet, ist: »Wie heißt du?« »Maza.«
Dann beginnt sie, die Wörter von der Tafel abzumalen, G U T E N M O R G E N, von rechts nach links, als seien es Buchstaben des arabischen Alphabets. Mazas Mitschüler, drei aufgeweckte syrische Jungs namens Ali, Fahim und Mohammed, sind schon ein bisschen weiter, obwohl auch sie bei ihrem Einzug ins ehemalige Rathaus Wilmersdorf vor drei Monaten nicht mehr als »Hallo« sagen konnten. Heute sollen sie die Namen von Speisen und Gerichten lernen. Fahim, vielleicht sieben oder acht, trommelt auf den Tisch, wenn die anderen langsam die Wörter zusammenstückeln. Ihm dauert das zu lange. Er hat einen kleinen roten Gummiball mitgebracht und trägt eine lange Narbe im Gesicht. Sein Kumpel Ali, mit breiter Zahnlücke im Unterkiefer, jubelt, wenn er etwas »gut« oder »prima« gemacht hat. Und die Kinder machen in den Augen von Rita und Peter viel »prima« und »gut«.
Rita ist eigentlich Schauspielerin, Peter Journalist, aber hier und jetzt sind beide Lotsen durchs Buchstabenmeer, durch Wirrungen von Lauten, Silben, Wörtern. Sie sprechen die Sätze vor: »Ich esse ein Ei«, »Ich trinke Tee«, »Und jetzt du: Ich esse ein Ei«.
Ein illustriertes Alphabet hängt an der Wand, von A wie Affe bis Z wie Zebra. Das Lerntempo wird gedrosselt, damit alle alles mitbekommen, aber nicht so sehr, dass sich Fahim langweilt und die allgemeine Aufmerksamkeit nachlässt. Wobei an diesem Mittwoch eher Ersteres zu erleben ist.
Sich zu erkundigen »Was isst du gerne?« übersteigt das Niveau der Anfänger; zu sagen »ein Stück« vom Kuchen, erzeugt fragende Augen, zu fragen »Was trinkst du zum Kuchen?« nur noch schweigendes Unverständnis. Fahim fängt an, mit seinem Gummiball zu spielen. Dann fragt er, ob es schon Zeit für »Auf Wiedersehen« sei. Noch nicht, bescheidet ihm Rita, noch einmal muss er sich hinsetzen, er soll noch ein paar neue Wörter lernen, noch ein paar bereits gelernte wiederholen. Jeden Tag stellt sich hier die Frage: Wie viele neue Wörter verarbeitet ein Kind wie Ali pro Tag? Wie hält man Fahims Aufmerksamkeit, damit er seinen Gummiball für eine Weile vergisst? Und wie schafft man einen Augenblick der Ruhe, damit Maza zu hören ist? Dann, wenn sie bereit ist zu sprechen. [...]

mehr dazu in das Goethe. Kulturmagazin des Goethe-Instituts: 
https://www.goethe.de/resources/files/pdf79/das_goethe_Ausgabe1_Ansicht_0903161.pdf

Sonntag, 3. August 2014

Flüchtlinge auf Lampedusa

Der Fischer Vincenzo Billeci  berichtet:
"2011 kamen so viele Flüchtlinge hier an, dass sie sogar im Hafen übernachten mussten. Als ich abends eingelaufen bin, bat mich ein Junge um zwei Fische für sich und seinen Freund. Sie waren um die 16 Jahre alt, wie meine Söhne. Sie hatten seit drei Tagen nichts gegessen. Ich habe ihnen gesagt: 'Ihr bekommt keinen Fisch, ihr bekommt ein Zuhause.' Meine Frau hat für sie gekocht. Iheb und Sabri wollten danach nochmal runter zum Hafen, um auch ihren Freunden was vom Essen abzugeben. Sie schliefen im Zimmer meiner Söhne. Sie nannten uns 'Mama' und 'Papa'. Eine Woche sind sie geblieben. Nicht die Not hat Iheb hierher getrieben, er stammte aus einer reichen Familie. Er hat mir Fotos von der Villa seines Vaters gezeigt. Seine Eltern waren geschieden, er wollte zu seiner Mutter, die in Nizza lebt. Er hatte sie seit drei Jahren nicht gesehen, als Minderjähriger durfte er nicht auf eigene Faust ausreisen, also nutzte er das Chaos des Arabischen Frühlings und hat sich schleusen lassen. Der Junge hat sein Leben riskiert, um hierher zu kommen. Dafür verdient er meinen Respekt. Ob auf der Flucht vor Krieg, Hunger, Armut, aus Leichtsinn oder weil er seine Mutter vermisst? Mir ist das egal. Niemand läuft von zu Hause weg, wenn es ihm gut geht. (PLATZ  IST  NOCH  IM KLEINSTEN  BOOT, Amnesty Journal Juni 2014)
mehr dazu