Dienstag, 1. Juli 2025

Frauen im Kampf für gefährdete Wildtiere

 Auf der richtigen Fährte Frankfurter Rundschau 30.6.2025

Ranger, die gefährdete Wildtiere im Kampf gegen Wilderer schützen, sind meistens Männer:

„Wir versuchen ein 50-50-Verhältnis von Männern und Frauen anzustreben, aber es ist nicht einfach“, berichtet Paimolo Bwayala. Er ist Kommandeur einer Einheit, die auf die Überwachung der Nashornpopulation im North-Luangwa-Nationalpark spezialisiert ist und ein Kollege von Joyce Chiluba. Beide widmen sich voll und ganz dem Naturschutz. „Mit Joyce haben wir ein Vorbild für junge Frauen, sich uns anzuschließen“, sagt er.

Doch Frauen für die Arbeit als Ranger zu rekrutieren, noch dazu in einer Spezialeinheit wie der Hundestaffel oder der Schutzgruppe für Nashörner, sei dennoch schwer. Statistisch gesehen sind nur 13 Prozent aller Führungspositionen in Sambia von Frauen besetzt. Trotz verfassungsrechtlicher Vorgaben und einer auf die Gleichstellung der Geschlechter ausgerichteten Regierungspolitik liegen die sambischen Frauen in einer Vielzahl von Bereichen weiterhin hinter den Männern zurück, heißt es dazu in einem Bericht des Umfrageinstituts „Afrobarometer“.

Dieser kommt zu dem Schluss, dass sich 65 Prozent der Befragten wünschen, es würde mehr für die Rechte von Frauen getan werden. Gerade der Mangel an wirtschaftlichen Möglichkeiten fördere nämlich laut dem Bericht die Abhängigkeit von Partnern oder männlichen Familienmitgliedern. Traditionell werde von Frauen erwartet, dass sie Hausfrauen, Mütter und Ehefrauen seien. Der Umgang mit Waffen und die Jagd nach Kriminellen passen weniger zu den klassischen  Rollenvorstellungen.

Doch genau diesen Alltag hat sich die Joyce Chiluba ausgesucht. Unter ihrer Leitung konnte die K9-Unit in den vergangenen drei Jahren mehr als 1000 Verhaftungen durchführen und mehr als 700 illegale Waffen beschlagnahmen."

Im Kampf für die Erhaltung der Biodiversität spielt der Schutz Bedrohter Arten eine wichtige Rolle. Bisher gibt es aber nur vereinzelt energische Programme für ihren Schutz.

Donnerstag, 12. Juni 2025

Zum Kulturvergleich Schweiz und Kamerun

 Die Afroschweizerin Melara Mvogdobo wurde 1972 in Luzern geboren. Sie hat mehrere Jahre in Kamerun und in der Dominikanischen Republik gelebt. Während ihrer Jahre in der Schweiz hat sie als Lehrerin, Erwachsenenbildnerin und Trauma-Beraterin gearbeitet.

In ihrem Roman (Großmütter. Transit, Berlin 2025) berichtet sie über ihre - halb fiktiven - Großmütter: 

Die Schweizer Großmutter wächst auf einem Bauernhof auf. Als sie am Ende ihres Lebens im Krankenhaus zurückdenkt,  merkt sie, dass sie über ihre Tochter, die sie besuchen wird, im Grunde nicht viel weiß. "Wir sind nicht so eine Familie, in der man Gefühle offen zur Schau trägt. Auf jeden Fall nicht die Trauer und auch die Freude nicht. Den Zorn vielleicht. Zorn stand von jeher aber nur den Männern zu." (Zitat)

Die Kameruner Mutter hat sich nicht alles gefallen lassen, sondern sich gegen die übliche Polygamie gewehrt. Das war ein Stück Selbstbehauptung, doch ihr Ehemann war ihr deshalb ein Leben lang böse, denn er hatte den Eindruck, dass sie ihm etwas, was ihm zustand, weggenommen hatte.

Es wird gezeigt, wie sie jetzt ihren Mann auf seinen Wunsch hin ins Krankenhaus bringt. Nun wird sie ihn los sein, der sie ihr Leben lang gedemütigt und geschlagen hat. Aber obwohl er jetzt hilflos jammert und schreit, hat er noch die Kraft, seine Wut an ihr auszulassen. "Genug ist genug", denkt sie. "Ich glühe innerlich vor Zorn. Während vor all diesen Leuten im Wartesaal des Arztes ein weiteres Stück meiner Würde sich ins Nichts auflöst." (Zitat)

So unterschiedlich die Verhältnisse sind, so ähnlich ist die Unterdrückung, der die Frauen ausgesetzt sind. Das wird nicht ausführlich erläutert, sondern nur durch schwarze Schrift für die Schweizerin und rote für die Großmutter in Kamerun angezeigt. 

Die Enkelin erinnert sich, wie stolz die erwachsenen Frauen um sie herum waren, als das Frauenwahlrecht 1946 in Kamerun eingeführt wurde. „Wir waren die ersten in ganz Afrika. Sogar die Frauen der ,Blancs‘, erklärten uns unsere Lehrer, dürfen in vielen Ländern bis heute noch nicht wählen.“ (In der Schweiz wurde das Frauenwahlrecht erst 1971 eingeführt, im Kanton Kanton Appenzell Innerrhoden sogar erst 1990. Weil nur die  Männer wahlberechtigt waren und den Frauen kein Wahlrecht geben wollten, musste es per Gerichtsbeschluss gegen die Männer durchgesetzt werden. Das geschah erst im November 1990. Also erst nach der deutschen Wiedervereinigung, die am 3.10.1990 rechtskräftig wurde.) 

Die Kamerunerin erinnert sich, dass ihre Mutter sich nicht über das Wahlrecht freute: 

„Sie wusste es besser. Worte sind nichts als Worte. Auch wenn sie auf einem wichtigen Blatt Papier stehen. Sie haben keinerlei Bedeutung. Nicht für uns.“

Dazu eine Rezension des Romans aus der Frankfurter Rundschau, 9.6.2025

"Es ist schon erstaunlich, von diesen beiden Lebensläufen in Kamerun und in der Schweiz so eng nebeneinander geführt zu erfahren. So unterschiedlich die Kulturen sind, so vergleichbar ist die herabwürdigende Art, wie mit Frauen umgegangen wird. Tragischerweise sind es in beiden Lebensgeschichten eben nicht nur Männer, sondern auch Frauen, die mit anderen Frauen in den Unterdrückungsmustern beider Gesellschaftssysteme verhaftet und nur selten zu liebevollen Gesten gegenüber einer anderen Frau fähig sind. Es gibt dagegen in beiden Lebensberichten auch schöne Momente. Erstaunlich ist, wie beide Frauen in sich einen unzerstörten Kern in ihren Herzen bewahrt haben und Kraft daraus schöpfen."

Dienstag, 6. Mai 2025

Auf dem Weg zur neuen deutschen Bundesregierung

Laufend neue Berichte von der Frankfurter Rundschau

Weshalb gilt Immanuel Kant bei vielen als der wichtigste deutsche Philosoph?

 Da der folgende Text relativ schwierig ist, sind einige Links zur Wikipedia angegeben. Und da die meisten Leser dieses Blogs, die Deutsch nicht als Muttersprache sprechen, in einem Land wohnen, wo Französisch Amtssprache ist, führen diese Links zur französischen Wikipedia. Im Anschluss an den Text werden aber auch Links zur deutschen Wikipedia angeführt, weil manche Stichworte nicht in der französischen Wikipedia zu finden sind.* 

Kant gilt bei vielen als der bedeutendste deutsche Philosoph und der wichtigste Vertreter der Aufklärung. Zwar hat er nie längere Reisen gemacht und ist immer in Königsberg (das heute  Kaliningrad heißt und in Russland liegt) und seiner näheren Umgebung geblieben; aber er hat grundsätzlich geklärt, was wir Menschen wissen können und was nicht.

Seine Grunderkenntnis ist: Das, was Menschen über die Welt erfahren und verstehen können, ist von unserer menschlichen Weise, sie wahrzunehmen und darüber nachzudenken, festgelegt und geprägt. Damit hat er etwas Grundsätzliches erkannt, was bis heute nicht umgestoßen worden ist. Und es ist dadurch erhärtet worden, dass wir heute wissen, dass andere Tiere (als das Säugetier Mensch) die Welt ganz anders erfahren und begreifen als wir. Auch sie nehmen Welt wahr und deuten sie, um in ihr erfolgreich zu sein Auch sie kommunizieren miteinander mit strukturierten Signalen, die im wesentlichen so funktionieren wie die menschlichen Sprachen; aber weil sie andere Probleme haben als wir, nehmen sie die Welt anders wahr (zum Beispiel wie die Biene mit Facettenaugen) und reagieren auf die Wahrnehmungen so, wie sie es für ihre Ziele brauchen.

Freilich hat Kant nicht vorausgesehen, wie stark unser Denken in Mathematik dazu führen würde, dass wir Dinge für real halten würden, die wir uns überhaupt nicht vorstellen können. Zum Beispiel, dass die Schwerkraft den Raum krümmen kann und dass Raum und Zeit so eng zusammengehören, dass Physiker mit einer einheitlichen Dimension Raumzeit rechnen. Dazu gehört auch, dass nicht alles, was geschieht, eine Ursache haben muss. Im menschlichen Leben suchen wir ja immer nach den Ursachen von Unfällen und  Katastrophen und versuchen, sie zu verhindern, indem wir diese Ursachen vorausschauend beseitigen. Das hat dazu geführt, dass wir vorher Undenkbares entwickeln konnten, wie z.B. das Fliegen in der Luft und die Bewegung durch den luftleeren Raum. Aber die  Quantenmechanik hat dazu geführt, dass wir annehmen müssen, dass es im Bereich der kleinsten Teilchen, dem Mikrokosmos, keine Ursachen gibt, sondern nur Wahrscheinlichkeiten.

Außerdem hat Kant nicht vorausgesehen, wie unser Denken auch außerhalb des mathematisch Erfassbaren durch Sprache beeinflusst ist und wie wichtig Sprachkritik werden würde.

Doch dadurch, dass er aufgezeigt hat, dass menschliche Erkenntnisse auch ohne Erfahrungen über die Wirklichkeit möglich sind, hat er wesentlich dazu beigetragen, Widersprüche zwischen naturwissenschaftlichem und sprachlichem Denken zu vermeiden.

Raumzeitkrümmung

Sprachkritik

Den Anstoß zu diesem Artikel hat der Blog Weltwissen.online mit seinem Beitrag Kant für Einsteiger gegeben, der eine sehr gute Einführung in die Philosophie Kants bietet. Sie ist aber nicht einfach. Wer mehr über Kant erfahren will, kann sich aber auch in dem Artikel der französischen Wikipedia informieren und auf die dort angegebene Literatur zurückgreifen. 

*Dass sogar zwei geographisch und kulturell so eng verbundene Länder zum Thema Philosophie sich so stark unterscheiden, ist ein gutes Beispiel dafür, dass noch viel dafür getan werden muss, um die internationale Kommunikation und die Verständigung über Kulturgrenzen hinweg zu fördern.  Insofern gehört dieser Artikel in ein internationales Kulturaustauschmagazin, wie es die "Nachbarschaft" sein will. 

Sonntag, 4. Mai 2025

Gabun: Die fünfte Republik - eine Wende

 Der zentralafrikanische Staat Gabun hat nach 19 Monaten Übergangsperiode seinen 5. Präsidenten demokratisch gewählt. BriceClotaire Oligui Nguema (fr.) ist derselbe, der den Putsch im August 2023 anführte. Nach seiner Zeit als Übergangspräsident ist er endlich endgültig zum Präsidenten gewählt worden.


Den Sieg hat er mit mehr als 90 Prozent für sich verbucht. Es war ein totaler Bruch mit dem bis dahin diktatorischen herrschenden Regime der Familie Bongo, die über 50 Jahre das Land führte.
Oligui Nguema trat gegen sieben weitere Kandidaten an. Doch mit dem gut strukturierten Programm, das er den Gabunern vorstellte, hat er den Wahlkampf dominiert.

Mehr als ein Drittel der gabunischen Bevölkerung lebt trotz des enormen Ölreichtums des Landes in Armut und in Prekarität. Daher setzt sich Oligui Nguema für die Wiederherstellung von demokratischen Institutionen, den Bau von neuen Schulen, von asphaltierten Straßen in den städtischen Zentren wie im Hinterland, für den Bau von Krankenhäusern, Sozialwohnungen, die Schaffung von neuen Arbeitsstellen für Jugendliche und insgesamt dafür ein, dass Gabun wieder ein angesehenes Mitglied der internationalen Gemeinschaft wird.

Am 3. Mai 2025 tritt er sein Mandat von sieben Jahren an. Wenn es ihm gelingt, sein ehrgeiziges Programm zu erfüllen, kann er die 5. Republik zum Wohlstand in Frieden und zum Wohlergehen aller Gabuner führen.

William CHANTCHO

Sonntag, 27. April 2025

Über die Wahlen in Gabun

 Nach den Wahlen vom 12. April 2025, die Brice Clotaire Oligui Nguema gewann, herrschte unter der gabunischen Bevölkerung große Begeisterung.

In der Vergangenheit haben wir uns daran gewöhnt, dass es nach den Wahlen zu Demonstrationen kam, bei denen es zu schweren Schäden und sogar Todesopfern kam. Diesmal konnte man viele Leute feiern sehen.

Während der zweijährigen Übergangsperiode hat das CTRI (Komitee für Übergang und Wiederherstellung der Institutionen) die Sympathie der Gabuner gewonnen.

Mehrere Projekte wurden initiiert: Baustellen (rechts im Bild: ein  Schul-neubau in Port Gentil in Vorbereitung), Nebenstraßen in mehreren Bezirken von Libreville und im Hinterland, die Wiedereinführung der vom ehemaligen Regime ausgesetzten Zuschüsse für Schulen, die Neubewertung und regelmäßige Auszahlung der Altersrenten usw.                                                                                                                   



Die Präsidentschaftswahlen im August 2023 führten zu einem Militärputsch
und der Verabschiedung einer neuen Verfassung Ende 2024, die von 91,8 % der Wähler gebilligt wurde und die die Gründung der Fünften Gabunischen Republik vorsah. Das zeugt von dem Ziel, die Rechtsstaatlichkeit zu festigen und die Grundfreiheiten sowie die Gleichheit der Bürger vor dem Gesetz zu fördern.

Evariste Fosong, Port-Gentil, Gabun

Gabun: Zur Förderung freier Unternehmer im öffentlichen Verkehr

 Der Beruf des selbständigen Taxifahrers wird in Gabun seit mehreren Jahrzehnten von Ausländern, insbesondere von westafrikanischen Staatsangehörigen, ausgeübt. Um die Ausübung dieses Berufs (im Hinblick auf eine schrittweise Gabunisierung dieses Sektors) auch Gabunern zu ermöglichen, wurde im Oktober 2024 vom CTRI (Komitee für Übergang und Wiederherstellung der Institutionen) das Projekt Taxi-gab+ ins Leben gerufen.



Die zweite Phase der Taxizuteilung fand am Donnerstag, 27. März 2025, in Libreville statt. Staatschef Brice Clotaire Oligui Nguema, der das Projekt initiierte, übergab 399 Taxi-gab+ an ausgewählte gabunische Bürger, die die Bedingungen erfüllten.

Von diesen Fahrzeugen waren 75 für Port-Gentil, das Wirtschaftszentrum Gabuns, bestimmt.

Das Projekt zielt auf eine Ausweitung ins Hinterland, insbesondere in die Provinzhauptstädte, um der starken Nachfrage im Transportsektor gerecht zu werden und das Unternehmertum sowie die Integration der Gabuner in diesem Sektor zu fördern.

Um von diesem Projekt zu profitieren, müssen die Kandidaten die gabunische Staatsangehörigkeit besitzen, beim Nationalen Zentrum für Arbeitsförderung (PNPE) registriert sein, zwischen 21 und 60 Jahre alt sein, einen Führerschein der Klasse B, C oder D besitzen und eine Kaution in Höhe von 1.100.000 CFA-Francs (1.679 Euro) hinterlegen.

Um Besitzer zu werden, muss der neue ÖV-Betreiber während zwei Jahren täglich 20.000 Franken (30,53 Euro) bezahlen.





Das am 9. Oktober 2024 gestartete Projekt Taxi-gab+ hat schon den Stand von 816 Fahrzeugen erreicht.

Evariste Fosong, Port-Gentil, Gabun