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Mittwoch, 17. November 2021

Seminar "Unterrichtsplanung und kooperatives Lernen" vom 13. 11. 2021

 Am Samstag, dem 13. November 2021, wurde in der Stadt Douala eine Fortbildung für die DaF Lehrkräfte organisiert. Geleitet wurde es von vier Deutschlehrern, nämlich Willi Chuisseu, Stéphane KonlackJoseph Fombain und Serge Eke . Das Seminar wurde unter der allgemeinen Koordination von der Expertin für Unterricht am Goethe Institut Kamerun, Kirsten Böttger veranstaltet.

Die Lernziele waren:

- mit modernen Tools einen Deutschunterricht effizient gestalten und durchführen

- Lerner und Lehrende an der Gestaltung des Lernprozesses beteiligen


Das Seminar begann um 9 Uhr mit dem herzlichen Grußwort von Kirsten Böttger an die verschiedenen Teilnehmer*innen, die übrigens Lehrkräfte aus den Küsten- und Südwest- Regionen Kameruns waren. 



Dann ergriff Willi Chuisseu das Wort mit seinem Exposé zum Schwerpunkt: „Von der traditionellen zur kooperativen Gruppenarbeit“. Er zeigte, wie der Lehrer kognitive Aktivitäten der Schüler*innen anregen kann. Dafür verwendete er das digitale Tool Padlet . „Padlet“ ist eine digitale Pinnwand, auf der Texte, Bilder, Videos, Links, Sprachaufnahmen, Bildschirmausschnitte und Zeichnungen abgelegt werden können.



Der nächste Referent war Stéphane Konlack, dessen Thema lautete: „Das individuelle Fördern als Merkmal eines guten Unterrichts“. Er präsentierte zuerst die zehn Merkmale guten Unterrichts nach Hilbert Meyer, nämlich klare Strukturierung des Unterrichts, hoher Anteil echter Lernzeit, lernförderliches Klima, inhaltliche Klarheit, sinnstiftendes Kommunizieren, Methodenvielfalt, individuelles Fördern, intelligentes Üben, transparente Leistungen und vorbereitete Umgebung. Nach einer Pause von dreißig Minuten zum Mittagessen ergriff Joseph Fombain das Wort und referierte zum Thema: “Schüleraktivierende Arbeitsaufträge“. Er zeigte anhand des Konzepts „IMOS“ (Information – Methode - Organisation – Sozialform), wie die Schüler*innen Lernprozesse selbst gestalten können. .

Der letzte Vortragende Serge Eke sprach zum Thema: „Rollen der Lehrkraft im kooperativenLernen. Dabei präsentierte er nach den fünf Basiselementen des kooperatives Lernens (individuelle Verantwortlichkeit, positive Abhängigkeit, Sozial- und Teamkompetenz, Interaktion von Angesicht zu Angesicht, Prozessevaluation), welche Rollen die Lehrkraft im Lernprozess übernehmen kann. Sie kann in diesem Sinne Planer, Beobachter, Wegweiser, Arrangeur, motivationsschaffende Figur oder Unterweisender sein.

Das Treffen, das um 9 Uhr begann, schloss um 18 Uhr mit dem Appell von Kirsten Böttger ab, die frisch erworbenen Kenntnisse in kommenden Tagen im Unterricht einzusetzen.

William CHANTCHO, Daf Lehrkraft Douala

Donnerstag, 23. Juni 2016

Interview mit Katja BUCHECKER, Expertin für Unterricht im Goethe-Institut KAMERUN

Nachbarschaft : Können Sie sich bitte unseren Lesern vorstellen ?
Ich heiße Katja Buchecker und arbeite seit eineinhalb Jahren beim Goethe-Institut als Expertin für Unterricht und bin dort vor allem für die Koordination der Deutschlehrer-Fortbildung und die Betreuung der PASCH-Schulen zuständig. Ich bin das zweite Mal in Kamerun. Davor habe ich fünf Jahre für den DAAD (Deutscher AkademischerAustausch Dienst) an der Universität Yaoundé I als Dozentin für Deutsch als Fremdsprache gearbeitet. Ich habe Islamwissenschaft und Sprachlehrforschung studiert und vorher in der Türkei als Journalistik-Assistentin und in Deutschland als Lehrkraft in Integrationskursen und im BAföG-Amt in Hamburg gearbeitet.

Nachbarschaft : Wie fühlen Sie sich seit Sie hier im Goethe-Institut Jaunde als Expertin für Unterricht tätig sind ?
Zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt! Also insgesamt gut! Um es anders zu sagen: an manchen Tagen verzweifele ich angesichts der schwierigen Umstände, denen wir und unsere kamerunischen Kolleginnen und Kollegen unterworfen sind; an anderen Tagen freue ich mich angesichts der Integrität, des Ideenreichtums und der Kraft vieler Kolleginnen und Kollegen, sich trotzdem nicht unterkriegen zu lassen!

Nachbarschaft : Zur Kultur bzw. zum interkulturellen Lernen:
Was unterscheidet Ihre Tätigkeit in Kamerun von Ihren Tätigkeiten in anderen Ländern? Wie sehen Sie die Unterschiede zwischen Deutschland und Kamerun?
Sie unterscheidet sich vor allem thematisch. In der Türkei war ich journalistisch tätig und befand mich in einem Land, das von sehr starken politischen, wirtschaftlichen und sozialen Erschütterungen und Auseinandersetzungen betroffen war und ist. Verglichen mit der Türkei herrscht in Kamerun Stillstand. Das ermöglicht einerseits ein ruhigeres, sichereres Arbeiten und ein anderes Maß an Kontinuität. Andererseits besteht bei fehlender Auseinandersetzung leicht die Gefahr, Dinge unreflektiert zu wiederholen und mehr an der Fassade als am Inhalt zu arbeiten.

Nachbarschaft : Zum Deutschlernen und Deutschlehren im Allgemeinen:
Weshalb werden Deutschlehrer privater Schulen nicht zu Fortbildungen nach Deutschland eingeladen?
Zwischen dem Goethe-Institut und dem Sekundarschulministerium gibt es eine Abmachung, die besagt, dass nur Lehrerinnen und Lehrer für Fortbildungen in Deutschland zugelassen sind, die erstens einen ENS-Abschluss haben und zweitens beim Ministerium als Lehrer/innen immatrikuliert sind. Zu den 25-30 Fortbildungen, die wir jedes Jahr landesweit in Kamerun anbieten, sind aber alle Deutschlehrerinnen und –lehrer herzlich eingeladen, egal, ob sie an staatlichen oder privaten Schulen arbeiten. Die Termine der Fortbildung veröffentlichen wir auf unserer Webseite und Lehrerinnen und Lehrer, die uns ihre Email-Adresse mitgeteilt haben, informieren wir auch per Mail, wenn in ihrer Region eine Fortbildung stattfindet.

Nachbarschaft :Warum sollte man in Kamerun Deutsch lernen? Wie lässt sich erklären, dass seit einigen Jahren die kamerunischen Schüler deutlich weniger an Deutsch als an Spanisch interessiert sind?
Eine Fremdsprache zu lernen ist immer eine Bereicherung, egal, um welche Sprache es sich handelt. Jede Sprache hat ihren eigenen, unvergleichlichen Reichtum, ihre Ausdrücke und Redewendungen, die in einer anderen Sprache nicht mit dieser Präzision oder einer vergleichbaren Emotion wiedergegeben werden können.
Spanisch ist bei den Schülerinnen und Schülern vor allem aus dem Grund beliebter, weil es als leichtere Sprache gilt und auch objektiv gesehen für frankophone Lerner einfacher zu erlernen ist. Deutsch hat eine andere Struktur, aber genau das macht es interessant. Wer immer nur einander verwandte Sprachen lernt, wird das erhellende Gefühl nie erleben, wie es ist, Gedanken in ganz anderen Strukturen und mit ganz anderen Bildern auszudrücken zu können.

Nachbarschaft :Wie ist Ihrer Meinung nach die beste Methode Deutsch zu lernen und so die Deutschlernenden für das Fach zu motivieren?
Die beste Methode, eine Sprache zu lernen, ist meiner Meinung nach, sie anzuwenden. Deutsch wird oft so vermittelt, als handle es sich um eine tote Sprache, als bestünde der Zweck sie zu lernen darin, alle ihre kniffligen Grammatikregeln auswendig herbeten zu können und bloß ja keinen Fehler zu machen. Lehrerinnen und Lehrer sollten Schülerinnen und Schüler motivieren, mit der Sprache zu spielen und mit ihr zu experimentieren und sie sollten ihnen vor allem die Angst vor „Fehlern“ nehmen. Fehler gehören zum Erwerbsprozess, man sollte keine Angst vor ihnen haben!
Inzwischen gibt es auch sehr viele Möglichkeiten, Deutsch autonom zu lernen. Das Goethe-Institut bietet viele interaktive Lernmöglichkeiten an, von der Vokabel-App über Videos zum Alltagsleben in Deutschland bis zu interaktiven Detektivspielen, die man sich auf ein Smartphone runterladen kann. Besonders interessant finde ich das Angebot:“African-German Phrasebook“, wo man sich Redewendungen in 50 afrikanischen Sprachen auf das Smart-Phone herunterladen kann (www.goethe.de/agpb)

Nachbarschaft : Zur Arbeit im Goethe-Institut:
Was sind die Aufgaben des Goethe-Instituts in Kamerun? Mit wem arbeiten Sie dort zusammen?
Das Goethe-Institut fördert die deutsche Sprache und die kulturelle Zusammenarbeit mit Kamerun und hat die Aufgabe, durch Information über das kulturelle, gesellschaftliche und politische Leben ein aktuelles Deutschland-Bild zu vermitteln. Was die Förderung der deutschen Sprache in Kamerun betrifft, so arbeiten wir mit dem kamerunischen Sekundarschulministerium, den Deutschlehrerverbänden, aktiven Vereinen, privaten Sprachschulen und auch mit Schul- und Studierenden-Initiativen zusammen.

Nachbarschaft : Gibt es ein Alleinstellungsmerkmal, was Kamerun von den Ländern, in denen Sie bisher gearbeitet haben, unterscheidet ?
Deutsch spielt in Kamerun eine viel stärkere Rolle als in den anderen Ländern, in denen ich gearbeitet oder die ich besucht habe. Es gibt in Kamerun viele sehr engagierte Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer und auch viele Schülerinnen und Schüler, die tolle Projekte anstoßen, z.B. das Deutschforum in Bertoua dieses Jahr, an dem mehr als 700 Schülerinnen und Schüler teilgenommen haben. Das ist wirklich einmalig an Kamerun.

Nachbarschaft : Wenn eine Fee Ihnen drei Wünsche für Kamerun gewähren könnte , was würden Sie dem Land wünschen ?
Meiner Meinung nach war es noch nie ein guter Rat, sich auf übernatürliche Kräfte zu verlassen. Aber …
  1. Gorillas nach Nkol Ndengui (Gorillaberg)
  2. Elefanten nach Olezoa (Fluss der Elefanten)
  3. Nicht nur für Kamerun: Eine Welt, in der es, um es mit Bertold Brechts Worten zu sagen „nicht mehr zweierlei Menschen gibt“, in der es also nicht möglich ist, dass 1 % der Menschen genauso viel besitzt wie der Rest der Menschheit zusammengenommen!
Nachbarschaft : Gibt es etwas, was Sie in Kamerun kennengelernt haben und was Sie gern mit nach Deutschland nehmen würden? Ein besonderes Essen, ein Kleidungsstück oder einen Kunstgegenstand oder noch etwas anderes?
Ja, Ndolé, Piment, Kochbananen, Mangos und Corosol!

Nachbarschaft : Was halten Sie von der online Produktion im Allgemeinen und vom Blog „Nachbarschaft“ im Besonderen ? Wie sehen Sie die Zukunft der digitalen Medien für Afrika und die ganze Welt ?
Digitale Medien spielen eine wichtige Rolle, denn man kann sich mit ihnen schnell zeit- und ortsunabhängig austauschen. Menschen, die sich früher niemals hätten begegnen können, haben durch sie die Möglichkeit zum kontinuierlichen Austausch, wie ja auch ihr Blog beweist. Die Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass man Zugang zu ihnen hat und ihre Benutzung erschwinglich ist. Digitale Medien können immens nützlich sein, aber auch zeitfressende Verdummungsmaschinen. Das Problem mit ihnen ist, dass man in der Lage sein muss, sich aus dem riesigen ungefilterten Material das Nützliche heraussuchen zu können.


Die Fragen stellten William CHANTCHO und Walter BÖHME

Montag, 29. August 2011

Kann man aus der Geschichte lernen?

Man kann lernen, was früher passiert ist, man kann Geschichtszahlen lernen und man kann lernen, dass die meisten politischen Verhältnisse gar nicht so dauerhaft sind, wie sie es zu sein scheinen.
Oft bereitet sich ein Wechsel schon lange vorher vor und kommt dann in kurzer Zeit zum Vorschein.
Der arabische Frühling war ein Beispiel dafür, wie schnell das gehen kann. Bis nach dem Umbruch wieder stabile Verhältnisse entstehen, dauert es freilich meist deutlich länger.

Wenn die Verhältnisse sich wieder stabilisiert haben, vergisst man dann freilich meist, dass es überhaupt einmal anders war. Damit das nicht dauerhaft passiert, müssen wir uns mit der Geschichte beschäftigen.

Meist aber meinen wir aber mit der Frage, ob man aus der Geschichte etwas lernen kann, etwas anderes. Meist geht es uns nämlich um die Frage, ob man aus den Fehlern, die früher in der Geschichte gemacht worden sind, etwas lernen kann.

Da heißt die Antwort dann meist: Nein.
Dabei gibt es ungezählte Beispiele dafür, wie aus der Geschichte gelernt worden ist: Man hat gelernt, dass Sklaverei und Apartheid der Menschenwürde widersprechen und hat beide abgeschafft. Wenn sie trotzdem noch vorkommen, so ist doch jeder, der sie praktiziert, der öffentlichen Ablehnung ausgesetzt.
Man hat auch gelernt, dass das Abholzen der Wälder in Griechenland, Italien und Spanien, die alle einmal Raubbau mit ihren Wäldern getrieben haben, dazu führt, dass ganze Landstriche austrocknen und so der landwirtschaftliche Ertrag enorm sinkt. Deshalb ist die moderne Forstwirtschaft entwickelt worden, wonach immer nur so viel abgeholzt werden darf, wie auch nachwachsen kann.
Leider aber hat man nicht alles gelernt, was man daraus hätte lernen können.
Die Menschheit lässt weiter zu, dass Wälder unverantwortlich abgeholzt werden. Nur sind es jetzt vor allem die Regenwälder in den Tropen. Sie lässt weiter zu, dass mehr Rohstoffe verbraucht werden als nachwachsen (bei Erdöl, Kohle und auch bei Uran).

Die Menschen lernen zwar aus der Geschichte, aber immer nur sehr wenig. Und vor den meisten neuen Problemen stehen sie genauso unvorbereitet wie vor den alten und machen prinzipiell dieselben Fehler: Sie denken, sie hätten alles verstanden und könnten deshalb die Natur dauerhaft beherrschen. Sie glauben, sie könnten sich alles leisten, was sie wollen, weil sie das früher ja auch schon so gemacht haben. Sie sind übermütig, gierig, egoistisch. Das sind typisch menschliche Verhaltensweisen. Es hat zwar immer auch Menschen gegeben, die vernünftiger waren, aber meist waren sie eine kleine Minderheit.

Weshalb fällt es so schwer, aus der Geschichte zu lernen?
Wir sehen einen Fehler und denken, den mache ich nicht und fühlen uns besser als alle, die ihn damals gemacht haben. Dass die Welt sich aber so schnell ändert, dass immer neue Fehlermöglichkeiten eintreten, das übersehen wir gerne.
Mancher fühlt sich besser als die Menschen, die die Demokratie in Europa und in in einer Reihe von Staaten Afrikas aufgebaut haben, weil sie vorher so manches falsch gemacht haben.
Wir sollten damit aber vorsichtig sein: Die Fehler, die wir begehen werden, stehen noch nicht im Geschichtsbuch. Aus unseren Fehlern lernen wir erst, wenn wir sie gemacht haben, und auch das nur, wenn wir von denen lernen, die vor uns aus ihren Fehlern gelernt haben.

Wenn man jetzt vielleicht wissen will, was dieser Eintrag mit Autorität, Scham und  Personen, die als Jugendliche in der NSDAP waren, zu tun hat, kann man diesen Eintrag lesen.
Walter Böhme