Da der folgende Text relativ schwierig ist, sind einige Links zur Wikipedia angegeben. Und da die meisten Leser dieses Blogs, die Deutsch nicht als Muttersprache sprechen, in einem Land wohnen, wo Französisch Amtssprache ist, führen diese Links zur französischen Wikipedia. Im Anschluss an den Text werden aber auch Links zur deutschen Wikipedia angeführt, weil manche Stichworte nicht in der französischen Wikipedia zu finden sind.*
Kant gilt bei vielen als der bedeutendste deutsche Philosoph und der wichtigste Vertreter der Aufklärung. Zwar hat er nie längere Reisen gemacht und ist immer in Königsberg (das heute Kaliningrad heißt und in Russland liegt) und seiner näheren Umgebung geblieben; aber er hat grundsätzlich geklärt, was wir Menschen wissen können und was nicht.
Seine Grunderkenntnis ist: Das, was Menschen über die Welt erfahren und verstehen können, ist von unserer menschlichen Weise, sie wahrzunehmen und darüber nachzudenken, festgelegt und geprägt. Damit hat er etwas Grundsätzliches erkannt, was bis heute nicht umgestoßen worden ist. Und es ist dadurch erhärtet worden, dass wir heute wissen, dass andere Tiere (als das Säugetier Mensch) die Welt ganz anders erfahren und begreifen als wir. Auch sie nehmen Welt wahr und deuten sie, um in ihr erfolgreich zu sein Auch sie kommunizieren miteinander mit strukturierten Signalen, die im wesentlichen so funktionieren wie die menschlichen Sprachen; aber weil sie andere Probleme haben als wir, nehmen sie die Welt anders wahr (zum Beispiel wie die Biene mit Facettenaugen) und reagieren auf die Wahrnehmungen so, wie sie es für ihre Ziele brauchen.
Freilich hat Kant nicht vorausgesehen, wie stark unser Denken in Mathematik dazu führen würde, dass wir Dinge für real halten würden, die wir uns überhaupt nicht vorstellen können. Zum Beispiel, dass die Schwerkraft den Raum krümmen kann und dass Raum und Zeit so eng zusammengehören, dass Physiker mit einer einheitlichen Dimension Raumzeit rechnen. Dazu gehört auch, dass nicht alles, was geschieht, eine Ursache haben muss. Im menschlichen Leben suchen wir ja immer nach den Ursachen von Unfällen und Katastrophen und versuchen, sie zu verhindern, indem wir diese Ursachen vorausschauend beseitigen. Das hat dazu geführt, dass wir vorher Undenkbares entwickeln konnten, wie z.B. das Fliegen in der Luft und die Bewegung durch den luftleeren Raum. Aber die Quantenmechanik hat dazu geführt, dass wir annehmen müssen, dass es im Bereich der kleinsten Teilchen, dem Mikrokosmos, keine Ursachen gibt, sondern nur Wahrscheinlichkeiten.
Außerdem hat Kant nicht vorausgesehen, wie unser Denken auch außerhalb des mathematisch Erfassbaren durch Sprache beeinflusst ist und wie wichtig Sprachkritik werden würde.
Doch dadurch, dass er aufgezeigt hat, dass menschliche Erkenntnisse auch ohne Erfahrungen über die Wirklichkeit möglich sind, hat er wesentlich dazu beigetragen, Widersprüche zwischen naturwissenschaftlichem und sprachlichem Denken zu vermeiden.
Den Anstoß zu diesem Artikel hat der Blog Weltwissen.online mit seinem Beitrag Kant für Einsteiger gegeben, der eine sehr gute Einführung in die Philosophie Kants bietet. Sie ist aber nicht einfach. Wer mehr über Kant erfahren will, kann sich aber auch in dem Artikel der französischen Wikipedia informieren und auf die dort angegebene Literatur zurückgreifen.
*Dass sogar zwei geographisch und kulturell so eng verbundene Länder zum Thema Philosophie sich so stark unterscheiden, ist ein gutes Beispiel dafür, dass noch viel dafür getan werden muss, um die internationale Kommunikation und die Verständigung über Kulturgrenzen hinweg zu fördern. Insofern gehört dieser Artikel in ein internationales Kulturaustauschmagazin, wie es die "Nachbarschaft" sein will.
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