Mittwoch, 9. Dezember 2009

Die Welt zu Gast in Düsseldorf

Die Deutschen bzw. die Düsseldorfer sind netter und kontaktfreundlicher, als ich vorher gedacht habe. Wenn wir jemandem nach der richtigen Fahrtrichtung fragen, dann bekommen wir sofort die Antwort mit einem begleitenden Lächeln. Es tut mir allerdings leid, dass wir mit den Deutschen nur im Restaurant, in den Kaufhäusern oder bei der Auskunft zu tun hatten, sonst waren unsere Mitschüler, die auch Ausländer waren, unsere ständigen Gesprächspartner. Nach 4 Wochen habe ich bemerkt, dass die Deutschen bzw. die Düsseldorfer bei der Freundschaft den ersten Schritt nicht wagen. Sie bleiben lieber zurückhaltend. Aber wenn man zu ihnen geht, dann wird man mit einem freundlichen Lächeln empfangen. Mehrmals hatte ich Angst, zu den Deutschen zu gehen, aber allmählich habe ich angefangen, ihnen die afrikanische Höflichkeit in den Zügen, Bussen oder in den Aufzügen zu zeigen. Ich habe einige Frustrationen erlebt, bei denen ein Mitschüler den anderen bei der Begrüßung die Hand reicht und mich übersieht. Im Großen und Ganzen sind die Deutschen mit den Ausländern seit langer Zeit vertraut und leben ins Frieden mit ihnen. Das ist ein Zeichen der Demokratie.
Wir Deutschlehrer, Botschafter der deutschen Sprachen bzw. der deutschen Kultur, haben eine Menge Arbeit: unserem Volk an Stelle des früher rassistischen und kriegsüchtigen Deutschland das gegenwärtige Gesicht der modernen Bundesrepublik zu zeigen.

UNSERE SPRACHKURSE
Wir waren insgesamt neun Kursteilnehmer in meiner Klasse: Eine ideale Klasse angesichts der Klassenstärke. Die Sprachkursteilnehmer kamen aus aller Welt: Afrika, Asien, Südamerika und Europa. Das Unterrichtsklima war gut. Lebendiger Unterricht und ein methodisch abwechslungsreiches Kursprogramm haben uns Spaß am Unterricht gemacht. Ich war der einzige Afrikaner und musste häufig über Schwarzafrika im Allgemeinen und über Kamerun insbesondere erzählen. Das ist eine große Verantwortung, im Namen eines Volkes zu sprechen, da die meisten von ihnen nichts über Afrika wissen. Es macht aber Spaß, seine Kultur mittels der deutschen Sprache bekannt zu machen. Keiner der Kursteilnehmer wusste zum Beispiel, dass Kamerun von 1884 bis 1914 unter deutscher Kolonialverwaltung war!
Und dass die deutsche Sprache die erste Amtssprache in Kamerun war. Deshalb haben wir die deutsche Sprache in unserem Schulsystem. Sie waren total überrascht, dass Kamerun über 250 Dialekte verfügt.
Der einmonatige Sommerkurs war lehrreich. Von unserer Deutschlehrerin Frau Silke bekamen wir Ratschläge, zum Beispiel, wo und wann man billiger einkaufen kann oder wie man mit den Deutschen besser umgeht.
Die Klassenzimmer waren gut eingerichtet, aber zu klein. Hier ist die Sitzordnung anders. Die Schüler sitzen in kleinen Gruppen. Die Tatsache, dass ein Schüler irgendwann das Wort ergreifen kann, ohne seinen Finger hochzuheben wie bei uns, fand ich unhöflich.
Die Unterrichtszeiten für die Schüler in Intensiv 4 dehnten sich von halb zwei bis sechs aus. Wir durften zwei Pausen haben. Die Mediothek half uns bei der Vor- und Nachbereitung.
Ende gut alles gut. Wir haben uns verabschiedet, und jeder von uns hat diese unvergessliche Zeit in Gedächtnis. Mit der Hoffnung, dass man sich zweimal im Leben trifft.

ANREGUNGEN ?

Probleme gab es nur mit dem Kultur- und Freizeitprogramm: Es wurde von drei Jugendlichen geleitet, die ihr Praktikum oder den Zivildienst am Goethe-Institut leisteten.
Zwar hatte das Kultur- und Freizeitprogramm ein spannendes Angebot, aber es hatte manchmal wenige Teilnehmer wegen des schulischen Leistungsdrucks oder der unterschiedlichen Unterrichtszeiten.
Es fiel uns schwer, das Unterhaltungsprogramm mit den Sprachkursen in Einklang zu bringen. Da wir von Montag bis Freitag um 13 Uhr mit dem Deutschunterricht anfangen sollten, war dieses Programm begrenzt. Zudem waren die Hausaufgaben zu erledigen. Und als Deutschlehrer sollte ich mit dem Beispiel des fleißigen Schülers vorangehen. Im Großen und Ganzen hatten wir viel zu unternehmen, zu erleben und zu experimentieren besonders, was die Tatsachen über Deutschland betrifft. Aber es fehlte uns an Zeit. Es wäre besser, wenn das Goethe-Institut uns eine zusätzliche freie Woche geben würde, um die deutsche Kultur und Realität innerhalb eines geplanten Kulturprogramms besser zu kennen zu lernen. Leider mussten wir gleich nach dem einmonatigen Unterricht am nächsten Tag das deutsche Territorium verlassen.
Geduld, Weltoffenheit und Flexibilität: Motto der Reise nach Goethes Land.

Jean François Bapack, Deutschlehrer
Lycée Bilingue Ngaoundéré, Kamerun

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