(Fortsetzung der ersten Folge)
Die Aussicht auf die drohende Entlassung quälte Mandela, aber er blieb hartnäckig. Sein Vormund, der Regent, empörte sich über die Starrsinnigkeit seines Günstlings und drängte Rolihlahla, in dem Streit nachzugeben, hatte er doch für das Studium bereits viel Geld geopfert. Als Mandela bereits innerlich der Kapitulation zuneigte, führten neue Umstände eine unerwartete Wende herbei. Der Regent Jongintaba, der Mandela viele Jahre erzogen hatte, hatte inzwischen - zwar über ihre Köpfe hinweg, jedoch in völliger Übereinstimmung mit der herrschenden Tradition - die Verheiratung seines Sohnes Justice und Mandela mit zwei Thembu-Mädchen arrangiert… Die beiden jungen Männer waren angesichts der überraschenden Entscheidung Jongintabas verwirrt und niedergeschlagen. So entschlossen sie sich zur Flucht. Zusammen mit Justice floh Mandela nach Johannesburg, in die „goldene Stadt“. Dort übte er verschiedene Tätigkeiten aus, um zu überleben, doch seine ersten Monate in der Großstadt waren geprägt durch Anpassungsschwierigkeiten, Unsicherheit und Misserfolge. Dank einem in Johannesburg ansässigen Vetter wurde ihm eine neue Lebensperspektive eröffnet. Mandela hatte ihm erzählt, er wolle nun Rechtsanwalt werden. Daraufhin führte der Vetter ihn bei Walter Sisulu ein. Sisulu ermöglichte ihm, ein juristisches Studium an der Witwatersrand-Universität zu beginnen.
Schon als junger Jura-Student engagierte sich Mandela in der politischen Opposition gegen das weiße Minderheitsregime und dessen Weigerung, der schwarzen Mehrheit des Landes politische, soziale und wirtschaftliche Rechte zu gewähren. 1942 trat er dem ANC (African National Congress) bei und gründete dort zwei Jahre später zusammen mit Walter Sisulu, Oliver Tambo und anderen die Jugendorganisation des ANC. Nach dem Wahlsieg der „Afrikaaner“-dominierten National Party 1948 und der darauf folgenden Politik der Rassentrennung (Apartheid) war Mandela führend in der Widerstandskampagne des ANC von 1952 und bei dem Volkskongress (Congress of the People) von 1955, dessen Verabschiedung der Freiheitscharta die Basis der Anti-Apartheid-Aktivitäten bildete. 1956 wurde Mandela zusammen mit 155 anderen Aktivisten wegen Hochverrats angeklagt. Der Mammut- Prozess zog sich bis 1961 hin und endete mit dem Freispruch aller verbliebenen Angeklagten. Ursprünglich war Mandela bekennender Vertreter des Gewaltverzichts. Nachdem im März 1960 in Sharpeville unbewaffnete Demonstranten erschossen und in der Folge der ANC und andere Anti-Apartheid-Gruppen verboten worden waren, akzeptierten Mandela und seine Mitstreiter die vom ANC gesehene Notwendigkeit des gewaltsamen Kampfes gegen die Apartheid. 1961 wurde er Anführer des bewaffneten Flügels des ANC, des Umkhonto We Sizwe („Speer der Nation“). Im August 1962 wurde er verhaftet und zu fünf Jahren Gefängnis wegen illegaler Auslandsreisen und wegen Streikaufrufs verurteilt. Am 12. Juni 1964 verurteilte Richter Quartus de Wet nach achtmonatiger Verhandlung im Rivonia-Prozess ihn und sieben weitere Mitstreiter zu lebenslanger Haft wegen Sabotage und Planung bewaffneten Kampfes. Die Freiheitsstrafe leistete er überwiegend (bis 31. März 1982) auf der Gefängnisinsel Robben Island ab, die im Atlantischen Ozean vor Kapstadt liegt. Es folgten weitere acht Jahre Inhaftierung im Gefängnis Pollsmoor bzw. Arrest im Sonderteil eines kleinen Gefängnisses bei Franschhoek nahe Kapstadt. Mandela lehnte im Februar 1985 das Angebot einer Freilassung ab, die an die Bedingung geknüpft war, auf den bewaffneten Kampf zu verzichten. Er blieb im Gefängnis bis zum 11. Februar 1990, als eine starke Kampagne des ANC und weiterer internationaler Druck zu seiner Freilassung führten. Staatspräsident F. W. de Klerk hatte den Befehl gegeben und gleichzeitig das Verbot des ANC aufgehoben. Am Tage seiner Freilassung leitete er in einer Rede vor 120.000 Zuhörern im Stadion von Soweto öffentlich seine Politik der Versöhnung ein, indem er „alle Menschen, die die Apartheid aufgegeben haben“, zur Mitarbeit an einem „nichtrassistischen, geeinten und demokratischen Südafrika mit allgemeinen, freien Wahlen und Stimmrecht für alle“ einlud. Mandela und de Klerk erhielten 1993 gemeinsam den Friedensnobelpreis. 1994 gewann der ANC die ersten demokratischen Wahlen, und am 9. Mai wurde Nelson Mandela vom neuen Parlament zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt. Als Staatschef und Präsident des ANC (Juli 1991 bis Dezember 1997) leitete Mandela die Umgestaltung des Staates und der Gesellschaft weg von der Apartheid und der Minderheitenherrschaft. Er gewann internationalen Respekt für sein Eintreten für nationale und internationale Versöhnung. Dennoch waren einige radikale Elemente enttäuscht von den in seiner Amtszeit erreichten sozialen Verbesserungen, vor allem von dem Unvermögen der Regierung, die AIDS-Krise in den Griff zu bekommen. Mandela wurde auch kritisiert wegen seiner engen Freundschaft mit Politikern wie Fidel Castro und Muammar al-Gaddafi, die er seine „Kampfgenossen“ nannte.
(Text nach Wikipediaartikel Nelson Mandela)
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen