Sonntag, 27. April 2025

Über die Wahlen in Gabun

 Nach den Wahlen vom 12. April 2025, die Brice Clotaire Oligui Nguema gewann, herrschte unter der gabunischen Bevölkerung große Begeisterung.

In der Vergangenheit haben wir uns daran gewöhnt, dass es nach den Wahlen zu Demonstrationen kam, bei denen es zu schweren Schäden und sogar Todesopfern kam. Diesmal konnte man viele Leute feiern sehen.

Während der zweijährigen Übergangsperiode hat das CTRI (Komitee für Übergang und Wiederherstellung der Institutionen) die Sympathie der Gabuner gewonnen.

Mehrere Projekte wurden initiiert: Baustellen (rechts im Bild: ein  Schul-neubau in Port Gentil in Vorbereitung), Nebenstraßen in mehreren Bezirken von Libreville und im Hinterland, die Wiedereinführung der vom ehemaligen Regime ausgesetzten Zuschüsse für Schulen, die Neubewertung und regelmäßige Auszahlung der Altersrenten usw.                                                                                                                   



Die Präsidentschaftswahlen im August 2023 führten zu einem Militärputsch
und der Verabschiedung einer neuen Verfassung Ende 2024, die von 91,8 % der Wähler gebilligt wurde und die die Gründung der Fünften Gabunischen Republik vorsah. Das zeugt von dem Ziel, die Rechtsstaatlichkeit zu festigen und die Grundfreiheiten sowie die Gleichheit der Bürger vor dem Gesetz zu fördern.

Evariste Fosong, Port-Gentil, Gabun

Gabun: Zur Förderung freier Unternehmer im öffentlichen Verkehr

 Der Beruf des selbständigen Taxifahrers wird in Gabun seit mehreren Jahrzehnten von Ausländern, insbesondere von westafrikanischen Staatsangehörigen, ausgeübt. Um die Ausübung dieses Berufs (im Hinblick auf eine schrittweise Gabunisierung dieses Sektors) auch Gabunern zu ermöglichen, wurde im Oktober 2024 vom CTRI (Komitee für Übergang und Wiederherstellung der Institutionen) das Projekt Taxi-gab+ ins Leben gerufen.



Die zweite Phase der Taxizuteilung fand am Donnerstag, 27. März 2025, in Libreville statt. Staatschef Brice Clotaire Oligui Nguema, der das Projekt initiierte, übergab 399 Taxi-gab+ an ausgewählte gabunische Bürger, die die Bedingungen erfüllten.

Von diesen Fahrzeugen waren 75 für Port-Gentil, das Wirtschaftszentrum Gabuns, bestimmt.

Das Projekt zielt auf eine Ausweitung ins Hinterland, insbesondere in die Provinzhauptstädte, um der starken Nachfrage im Transportsektor gerecht zu werden und das Unternehmertum sowie die Integration der Gabuner in diesem Sektor zu fördern.

Um von diesem Projekt zu profitieren, müssen die Kandidaten die gabunische Staatsangehörigkeit besitzen, beim Nationalen Zentrum für Arbeitsförderung (PNPE) registriert sein, zwischen 21 und 60 Jahre alt sein, einen Führerschein der Klasse B, C oder D besitzen und eine Kaution in Höhe von 1.100.000 CFA-Francs (1.679 Euro) hinterlegen.

Um Besitzer zu werden, muss der neue ÖV-Betreiber während zwei Jahren täglich 20.000 Franken (30,53 Euro) bezahlen.





Das am 9. Oktober 2024 gestartete Projekt Taxi-gab+ hat schon den Stand von 816 Fahrzeugen erreicht.

Evariste Fosong, Port-Gentil, Gabun

Montag, 7. April 2025

Ursachen für Konflikte und Kriege in Afrika

 "[...] Nicht nur wirtschaftliche und politische Gründe sind für die Konflikte in Afrika ins Feld geführt worden. Ein weiterer Erklärungsansatz, der sich vor allem in den Medien großer Beliebtheit erfreut, sieht ihre Ursache in der Vielzahl von Volksgruppen mit ihren kulturellen und traditionellen Gegensätzen, die durch die koloniale Grenzziehung in künstliche Staatsgebilde gepresst wurden. Dieser Erklärungsansatz verwechselt Ursache mit Symptom. Eine geringe Wirtschaftskraft bei steigender Bevölkerung, die Knappheit von Ressourcen wie Land und Wasser führen unvermeidlich zu Verteilungskonflikten zwischen gesellschaftlichen Gruppen. Da die soziale Schichtung - in Bauern, Arbeiter und Unternehmer, in Unter-, Mittel- und Oberschicht - in den meisten afrikanischen Gesellschaften nach wie vor gering ist, formieren sich diese Verteilungskonflikte überwiegend entlang ethnischer Trennlinien. Hinzu kommt die Schwäche afrikanischer staatlicher Institutionen: Konkurrierende gesellschaftliche Gruppen vertrauen nicht darauf, dass das Parlament oder die Gerichtsbarkeit die Konflikte lösen, sondern sie setzen auf die Durchsetzungsfähigkeit eines ihre Gruppe vertretenden starken Mannes, der seinen Führungsanspruch wiederum vorwiegend ethnisch definiert. Des Weiteren werden diese Auseinandersetzungen meist als Nullsummenspiele wahrgenommen, das heißt, jeder Vorteil der einen Seite bedeutet automatisch einen Nachteil für die andere, was ihnen wiederum schnell gewaltsamen Charakter verleiht. Hinzu kommt noch ein kulturelles Element: Nach wie vor sind in afrikanischen Gesellschaften soziale Normen wie zum Beispiel das Gewaltverbot sehr unterschiedlich in ihrer Geltungsweite - was gegenüber den Angehörigen der eigenen sozialen Gruppe selbstverständlich ist, gilt zuweilen gegenüber Außenseitern nur sehr eingeschränkt.

Verteilungskonflikte und die mangelnde Fähigkeit der Politik, zu ihrer Lösung beizutragen, können in einem komplexen Wechselspiel als wichtigste Ursachen für die gewaltsamen Auseinandersetzungen in Afrika angesehen werden. Diese These beantwortet aber nicht die Frage, warum die Konflikte gerade im Lauf der 1990er Jahre mit besonderer Vehemenz losbrachen. In diesem Zusammenhang kommt das Ende des Ost-West-Konflikts zumindest indirekt ins Spiel, da es zwei wesentliche Veränderungen für Afrika mit sich brachte:

Zum einen wurde die Entwicklungshilfe stark reduziert. Die Staaten Afrikas wurden nicht mehr als Hilfstruppen in der internationalen Konkurrenz der Blöcke gebraucht. Gleichzeitig wurden die Zahlungen verstärkt an politische Reformen in Afrika gebunden; dies förderte die ohnehin spürbare demokratische Aufbruchstimmung auf dem Kontinent. Auf die Verteilungs- und Machtkonflikte des Kontinents hatte dies unmittelbare Auswirkungen: Den autoritären Herrschern wurden neben der Legitimität wichtige Finanzmittel entzogen, die sie benötigten, um interne Verteilungskonflikte zu mildern. [...]

Der vorliegende Text ist aus den Informationen zur politischen Bildung Nr. 303 Afrika - Schwerpunktthemen: Herausforderungen und Chancen für die Politik  Abschnitt: Neue und alte Kriege 2009, S.16/17 übernommen