Sonntag, 18. April 2010

Leo Frobenius: Deutscher Ethnologe und Afrika-Verteidiger

Leo Frobenius (* 29. Juni 1873 in Berlin; † 9. August 1938 in Biganzolo, Italien) war einer der bedeutendsten deutschen Ethnologen seiner Zeit.

Leben
Als Sohn des preußischen Offiziers Hermann Frobenius und Enkel des Direktors des Berliner Zoologischen Gartens Dr. med. Heinrich Karl August Bodinus aufgewachsen, verbrachte er eine unstete Kindheit, verließ das Gymnasium ohne Abitur und machte eine Kaufmannslehre.

Werk

Als Autodidakt wandte er sich bereits früh der Völkerkunde zu, war zeitweise Volontär an verschiedenen Museen und gründete 1898 in München sein „Afrika-Archiv“, das er später in Institut für Kulturmorphologie umbenannte. Mit seinem ebenfalls 1898 veröffentlichten Aufsatz über den Ursprung der afrikanischen Kultur begründete er die Kulturkreislehre, die später von Ankermann und Graebner weiter ausgebaut wurde, von der er sich selbst aber wieder abwandte, da sie ihm allzu mechanistisch erschien. Von 1904 bis 1935 unternahm er verschiedene Forschungsexpeditionen nach Afrika  (D.I.A.F.E.= Deutsche Inner-Afrikanische Forschungsexpedition), insbesondere nach Togo, Tunesien, Sambia, den Sudan und Kongo  und veröffentlichte zahlreiche Werke, darunter auch eine umfangreiche Sammlung von afrikanischen Volkserzählungen. Besonderes Interesse brachte er den erstmals von Heinrich Barth  beschriebenen Felsbildern der Sahara entgegen, die er im Sinne des Entdeckers als wichtige Quelle für die Rekonstruktion der afrikanischen Geschichte ansah.
Zugleich entwickelte er die Grundzüge seiner „Kulturmorphologie“, die die einzelnen Kulturen als Organismen
auffasste, wobei er u.a. von Oswald Spengler beeinflusst war. Zentral ist für seine Theorie der Begriff des „Paideuma“, der „Kulturseele“, den er 1938 auch als Titel für die von ihm gegründete Zeitschrift verwandte. 1925 erwarb die Stadt Frankfurt a. M. die umfangreichen Sammlungen seines Instituts für Kulturmorphologie, mit dem er nach Frankfurt umsiedelte (heute: (heute: Frobenius-Institut). 1932 wurde er zum Honorarprofessor an der Frankfurter Universität und 1934 zum Direktor des dortigen Völkermuseums ernannt. Außerdem war er Mitglied der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte.


Wirkung
Durch seine Forschungen zur Geschichte Afrikas genießt er in vielen afrikanischen Staaten auch heute noch großes Ansehen. Er beeinflusste insbesondere Léopold Sédar Senghor, einen der Begründer der Négritude, der einmal von ihm schrieb, er habe „Afrika seine Würde und seine Identität wiedergegeben“. Frobenius sah die afrikanische Kultur der europäischen als gleichwertig an, ungewöhnlich für seine Zeit.
Auf ihn geht auch eine umfangreiche Sammlung von ca. 4700 Kopien prähistorischer afrikanischer Felsbilder zurück, die sich heute im Frankfurter Frobenius-Institut befindet.
Frobenius und sein Schüler Adolf Ellegaard Jensen prägten eine Reihe deutscher Ethnologen. Unter Frobenius’ Schülern finden sich die Professoren Hans Rhotert (Direktor des Linden-Museums in Stuttgart), Adolf Friedrich  (Universität Mainz), Helmut Straube (Universität München) und Helmut Petri (Universität Köln), sowie der UN-Berater Heinz Wieschhoff. Bei Jensen studierten wiederum Adolf Friedrich, Horst Nachtigall (Universität Marburg), Wolfgang Rudolph (Universität Berlin) und Eike Haberlandt
(Universität Frankfurt).
Seite „Leo Frobenius“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 3. April 2010, 00:13 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Leo_Frobenius&oldid=72690480 (Abgerufen: 18. April 2010, 19:35 UTC)

                                              

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