Donnerstag, 12. Juni 2025

Zum Kulturvergleich Schweiz und Kamerun

 Die Afroschweizerin Melara Mvogdobo wurde 1972 in Luzern geboren. Sie hat mehrere Jahre in Kamerun und in der Dominikanischen Republik gelebt. Während ihrer Jahre in der Schweiz hat sie als Lehrerin, Erwachsenenbildnerin und Trauma-Beraterin gearbeitet.

In ihrem Roman (Großmütter. Transit, Berlin 2025) berichtet sie über ihre - halb fiktiven - Großmütter: 

Die Schweizer Großmutter wächst auf einem Bauernhof auf. Als sie am Ende ihres Lebens im Krankenhaus zurückdenkt,  merkt sie, dass sie über ihre Tochter, die sie besuchen wird, im Grunde nicht viel weiß. "Wir sind nicht so eine Familie, in der man Gefühle offen zur Schau trägt. Auf jeden Fall nicht die Trauer und auch die Freude nicht. Den Zorn vielleicht. Zorn stand von jeher aber nur den Männern zu." (Zitat)

Die Kameruner Mutter hat sich nicht alles gefallen lassen, sondern sich gegen die übliche Polygamie gewehrt. Das war ein Stück Selbstbehauptung, doch ihr Ehemann war ihr deshalb ein Leben lang böse, denn er hatte den Eindruck, dass sie ihm etwas, was ihm zustand, weggenommen hatte.

Es wird gezeigt, wie sie jetzt ihren Mann auf seinen Wunsch hin ins Krankenhaus bringt. Nun wird sie ihn los sein, der sie ihr Leben lang gedemütigt und geschlagen hat. Aber obwohl er jetzt hilflos jammert und schreit, hat er noch die Kraft, seine Wut an ihr auszulassen. "Genug ist genug", denkt sie. "Ich glühe innerlich vor Zorn. Während vor all diesen Leuten im Wartesaal des Arztes ein weiteres Stück meiner Würde sich ins Nichts auflöst." (Zitat)

So unterschiedlich die Verhältnisse sind, so ähnlich ist die Unterdrückung, der die Frauen ausgesetzt sind. Das wird nicht ausführlich erläutert, sondern nur durch schwarze Schrift für die Schweizerin und rote für die Großmutter in Kamerun angezeigt. 

Die Enkelin erinnert sich, wie stolz die erwachsenen Frauen um sie herum waren, als das Frauenwahlrecht 1946 in Kamerun eingeführt wurde. „Wir waren die ersten in ganz Afrika. Sogar die Frauen der ,Blancs‘, erklärten uns unsere Lehrer, dürfen in vielen Ländern bis heute noch nicht wählen.“ (In der Schweiz wurde das Frauenwahlrecht erst 1971 eingeführt, im Kanton Kanton Appenzell Innerrhoden sogar erst 1990. Weil nur die  Männer wahlberechtigt waren und den Frauen kein Wahlrecht geben wollten, musste es per Gerichtsbeschluss gegen die Männer durchgesetzt werden. Das geschah erst im November 1990. Also erst nach der deutschen Wiedervereinigung, die am 3.10.1990 rechtskräftig wurde.) 

Die Kamerunerin erinnert sich, dass ihre Mutter sich nicht über das Wahlrecht freute: 

„Sie wusste es besser. Worte sind nichts als Worte. Auch wenn sie auf einem wichtigen Blatt Papier stehen. Sie haben keinerlei Bedeutung. Nicht für uns.“

Dazu eine Rezension des Romans aus der Frankfurter Rundschau, 9.6.2025

"Es ist schon erstaunlich, von diesen beiden Lebensläufen in Kamerun und in der Schweiz so eng nebeneinander geführt zu erfahren. So unterschiedlich die Kulturen sind, so vergleichbar ist die herabwürdigende Art, wie mit Frauen umgegangen wird. Tragischerweise sind es in beiden Lebensgeschichten eben nicht nur Männer, sondern auch Frauen, die mit anderen Frauen in den Unterdrückungsmustern beider Gesellschaftssysteme verhaftet und nur selten zu liebevollen Gesten gegenüber einer anderen Frau fähig sind. Es gibt dagegen in beiden Lebensberichten auch schöne Momente. Erstaunlich ist, wie beide Frauen in sich einen unzerstörten Kern in ihren Herzen bewahrt haben und Kraft daraus schöpfen."

Dienstag, 6. Mai 2025

Auf dem Weg zur neuen deutschen Bundesregierung

Laufend neue Berichte von der Frankfurter Rundschau

Weshalb gilt Immanuel Kant bei vielen als der wichtigste deutsche Philosoph?

 Da der folgende Text relativ schwierig ist, sind einige Links zur Wikipedia angegeben. Und da die meisten Leser dieses Blogs, die Deutsch nicht als Muttersprache sprechen, in einem Land wohnen, wo Französisch Amtssprache ist, führen diese Links zur französischen Wikipedia. Im Anschluss an den Text werden aber auch Links zur deutschen Wikipedia angeführt, weil manche Stichworte nicht in der französischen Wikipedia zu finden sind.* 

Kant gilt bei vielen als der bedeutendste deutsche Philosoph und der wichtigste Vertreter der Aufklärung. Zwar hat er nie längere Reisen gemacht und ist immer in Königsberg (das heute  Kaliningrad heißt und in Russland liegt) und seiner näheren Umgebung geblieben; aber er hat grundsätzlich geklärt, was wir Menschen wissen können und was nicht.

Seine Grunderkenntnis ist: Das, was Menschen über die Welt erfahren und verstehen können, ist von unserer menschlichen Weise, sie wahrzunehmen und darüber nachzudenken, festgelegt und geprägt. Damit hat er etwas Grundsätzliches erkannt, was bis heute nicht umgestoßen worden ist. Und es ist dadurch erhärtet worden, dass wir heute wissen, dass andere Tiere (als das Säugetier Mensch) die Welt ganz anders erfahren und begreifen als wir. Auch sie nehmen Welt wahr und deuten sie, um in ihr erfolgreich zu sein Auch sie kommunizieren miteinander mit strukturierten Signalen, die im wesentlichen so funktionieren wie die menschlichen Sprachen; aber weil sie andere Probleme haben als wir, nehmen sie die Welt anders wahr (zum Beispiel wie die Biene mit Facettenaugen) und reagieren auf die Wahrnehmungen so, wie sie es für ihre Ziele brauchen.

Freilich hat Kant nicht vorausgesehen, wie stark unser Denken in Mathematik dazu führen würde, dass wir Dinge für real halten würden, die wir uns überhaupt nicht vorstellen können. Zum Beispiel, dass die Schwerkraft den Raum krümmen kann und dass Raum und Zeit so eng zusammengehören, dass Physiker mit einer einheitlichen Dimension Raumzeit rechnen. Dazu gehört auch, dass nicht alles, was geschieht, eine Ursache haben muss. Im menschlichen Leben suchen wir ja immer nach den Ursachen von Unfällen und  Katastrophen und versuchen, sie zu verhindern, indem wir diese Ursachen vorausschauend beseitigen. Das hat dazu geführt, dass wir vorher Undenkbares entwickeln konnten, wie z.B. das Fliegen in der Luft und die Bewegung durch den luftleeren Raum. Aber die  Quantenmechanik hat dazu geführt, dass wir annehmen müssen, dass es im Bereich der kleinsten Teilchen, dem Mikrokosmos, keine Ursachen gibt, sondern nur Wahrscheinlichkeiten.

Außerdem hat Kant nicht vorausgesehen, wie unser Denken auch außerhalb des mathematisch Erfassbaren durch Sprache beeinflusst ist und wie wichtig Sprachkritik werden würde.

Doch dadurch, dass er aufgezeigt hat, dass menschliche Erkenntnisse auch ohne Erfahrungen über die Wirklichkeit möglich sind, hat er wesentlich dazu beigetragen, Widersprüche zwischen naturwissenschaftlichem und sprachlichem Denken zu vermeiden.

Raumzeitkrümmung

Sprachkritik

Den Anstoß zu diesem Artikel hat der Blog Weltwissen.online mit seinem Beitrag Kant für Einsteiger gegeben, der eine sehr gute Einführung in die Philosophie Kants bietet. Sie ist aber nicht einfach. Wer mehr über Kant erfahren will, kann sich aber auch in dem Artikel der französischen Wikipedia informieren und auf die dort angegebene Literatur zurückgreifen. 

*Dass sogar zwei geographisch und kulturell so eng verbundene Länder zum Thema Philosophie sich so stark unterscheiden, ist ein gutes Beispiel dafür, dass noch viel dafür getan werden muss, um die internationale Kommunikation und die Verständigung über Kulturgrenzen hinweg zu fördern.  Insofern gehört dieser Artikel in ein internationales Kulturaustauschmagazin, wie es die "Nachbarschaft" sein will. 

Sonntag, 4. Mai 2025

Gabun: Die fünfte Republik - eine Wende

 Der zentralafrikanische Staat Gabun hat nach 19 Monaten Übergangsperiode seinen 5. Präsidenten demokratisch gewählt. BriceClotaire Oligui Nguema (fr.) ist derselbe, der den Putsch im August 2023 anführte. Nach seiner Zeit als Übergangspräsident ist er endlich endgültig zum Präsidenten gewählt worden.


Den Sieg hat er mit mehr als 90 Prozent für sich verbucht. Es war ein totaler Bruch mit dem bis dahin diktatorischen herrschenden Regime der Familie Bongo, die über 50 Jahre das Land führte.
Oligui Nguema trat gegen sieben weitere Kandidaten an. Doch mit dem gut strukturierten Programm, das er den Gabunern vorstellte, hat er den Wahlkampf dominiert.

Mehr als ein Drittel der gabunischen Bevölkerung lebt trotz des enormen Ölreichtums des Landes in Armut und in Prekarität. Daher setzt sich Oligui Nguema für die Wiederherstellung von demokratischen Institutionen, den Bau von neuen Schulen, von asphaltierten Straßen in den städtischen Zentren wie im Hinterland, für den Bau von Krankenhäusern, Sozialwohnungen, die Schaffung von neuen Arbeitsstellen für Jugendliche und insgesamt dafür ein, dass Gabun wieder ein angesehenes Mitglied der internationalen Gemeinschaft wird.

Am 3. Mai 2025 tritt er sein Mandat von sieben Jahren an. Wenn es ihm gelingt, sein ehrgeiziges Programm zu erfüllen, kann er die 5. Republik zum Wohlstand in Frieden und zum Wohlergehen aller Gabuner führen.

William CHANTCHO

Sonntag, 27. April 2025

Über die Wahlen in Gabun

 Nach den Wahlen vom 12. April 2025, die Brice Clotaire Oligui Nguema gewann, herrschte unter der gabunischen Bevölkerung große Begeisterung.

In der Vergangenheit haben wir uns daran gewöhnt, dass es nach den Wahlen zu Demonstrationen kam, bei denen es zu schweren Schäden und sogar Todesopfern kam. Diesmal konnte man viele Leute feiern sehen.

Während der zweijährigen Übergangsperiode hat das CTRI (Komitee für Übergang und Wiederherstellung der Institutionen) die Sympathie der Gabuner gewonnen.

Mehrere Projekte wurden initiiert: Baustellen (rechts im Bild: ein  Schul-neubau in Port Gentil in Vorbereitung), Nebenstraßen in mehreren Bezirken von Libreville und im Hinterland, die Wiedereinführung der vom ehemaligen Regime ausgesetzten Zuschüsse für Schulen, die Neubewertung und regelmäßige Auszahlung der Altersrenten usw.                                                                                                                   



Die Präsidentschaftswahlen im August 2023 führten zu einem Militärputsch
und der Verabschiedung einer neuen Verfassung Ende 2024, die von 91,8 % der Wähler gebilligt wurde und die die Gründung der Fünften Gabunischen Republik vorsah. Das zeugt von dem Ziel, die Rechtsstaatlichkeit zu festigen und die Grundfreiheiten sowie die Gleichheit der Bürger vor dem Gesetz zu fördern.

Evariste Fosong, Port-Gentil, Gabun

Gabun: Zur Förderung freier Unternehmer im öffentlichen Verkehr

 Der Beruf des selbständigen Taxifahrers wird in Gabun seit mehreren Jahrzehnten von Ausländern, insbesondere von westafrikanischen Staatsangehörigen, ausgeübt. Um die Ausübung dieses Berufs (im Hinblick auf eine schrittweise Gabunisierung dieses Sektors) auch Gabunern zu ermöglichen, wurde im Oktober 2024 vom CTRI (Komitee für Übergang und Wiederherstellung der Institutionen) das Projekt Taxi-gab+ ins Leben gerufen.



Die zweite Phase der Taxizuteilung fand am Donnerstag, 27. März 2025, in Libreville statt. Staatschef Brice Clotaire Oligui Nguema, der das Projekt initiierte, übergab 399 Taxi-gab+ an ausgewählte gabunische Bürger, die die Bedingungen erfüllten.

Von diesen Fahrzeugen waren 75 für Port-Gentil, das Wirtschaftszentrum Gabuns, bestimmt.

Das Projekt zielt auf eine Ausweitung ins Hinterland, insbesondere in die Provinzhauptstädte, um der starken Nachfrage im Transportsektor gerecht zu werden und das Unternehmertum sowie die Integration der Gabuner in diesem Sektor zu fördern.

Um von diesem Projekt zu profitieren, müssen die Kandidaten die gabunische Staatsangehörigkeit besitzen, beim Nationalen Zentrum für Arbeitsförderung (PNPE) registriert sein, zwischen 21 und 60 Jahre alt sein, einen Führerschein der Klasse B, C oder D besitzen und eine Kaution in Höhe von 1.100.000 CFA-Francs (1.679 Euro) hinterlegen.

Um Besitzer zu werden, muss der neue ÖV-Betreiber während zwei Jahren täglich 20.000 Franken (30,53 Euro) bezahlen.





Das am 9. Oktober 2024 gestartete Projekt Taxi-gab+ hat schon den Stand von 816 Fahrzeugen erreicht.

Evariste Fosong, Port-Gentil, Gabun

Montag, 7. April 2025

Ursachen für Konflikte und Kriege in Afrika

 "[...] Nicht nur wirtschaftliche und politische Gründe sind für die Konflikte in Afrika ins Feld geführt worden. Ein weiterer Erklärungsansatz, der sich vor allem in den Medien großer Beliebtheit erfreut, sieht ihre Ursache in der Vielzahl von Volksgruppen mit ihren kulturellen und traditionellen Gegensätzen, die durch die koloniale Grenzziehung in künstliche Staatsgebilde gepresst wurden. Dieser Erklärungsansatz verwechselt Ursache mit Symptom. Eine geringe Wirtschaftskraft bei steigender Bevölkerung, die Knappheit von Ressourcen wie Land und Wasser führen unvermeidlich zu Verteilungskonflikten zwischen gesellschaftlichen Gruppen. Da die soziale Schichtung - in Bauern, Arbeiter und Unternehmer, in Unter-, Mittel- und Oberschicht - in den meisten afrikanischen Gesellschaften nach wie vor gering ist, formieren sich diese Verteilungskonflikte überwiegend entlang ethnischer Trennlinien. Hinzu kommt die Schwäche afrikanischer staatlicher Institutionen: Konkurrierende gesellschaftliche Gruppen vertrauen nicht darauf, dass das Parlament oder die Gerichtsbarkeit die Konflikte lösen, sondern sie setzen auf die Durchsetzungsfähigkeit eines ihre Gruppe vertretenden starken Mannes, der seinen Führungsanspruch wiederum vorwiegend ethnisch definiert. Des Weiteren werden diese Auseinandersetzungen meist als Nullsummenspiele wahrgenommen, das heißt, jeder Vorteil der einen Seite bedeutet automatisch einen Nachteil für die andere, was ihnen wiederum schnell gewaltsamen Charakter verleiht. Hinzu kommt noch ein kulturelles Element: Nach wie vor sind in afrikanischen Gesellschaften soziale Normen wie zum Beispiel das Gewaltverbot sehr unterschiedlich in ihrer Geltungsweite - was gegenüber den Angehörigen der eigenen sozialen Gruppe selbstverständlich ist, gilt zuweilen gegenüber Außenseitern nur sehr eingeschränkt.

Verteilungskonflikte und die mangelnde Fähigkeit der Politik, zu ihrer Lösung beizutragen, können in einem komplexen Wechselspiel als wichtigste Ursachen für die gewaltsamen Auseinandersetzungen in Afrika angesehen werden. Diese These beantwortet aber nicht die Frage, warum die Konflikte gerade im Lauf der 1990er Jahre mit besonderer Vehemenz losbrachen. In diesem Zusammenhang kommt das Ende des Ost-West-Konflikts zumindest indirekt ins Spiel, da es zwei wesentliche Veränderungen für Afrika mit sich brachte:

Zum einen wurde die Entwicklungshilfe stark reduziert. Die Staaten Afrikas wurden nicht mehr als Hilfstruppen in der internationalen Konkurrenz der Blöcke gebraucht. Gleichzeitig wurden die Zahlungen verstärkt an politische Reformen in Afrika gebunden; dies förderte die ohnehin spürbare demokratische Aufbruchstimmung auf dem Kontinent. Auf die Verteilungs- und Machtkonflikte des Kontinents hatte dies unmittelbare Auswirkungen: Den autoritären Herrschern wurden neben der Legitimität wichtige Finanzmittel entzogen, die sie benötigten, um interne Verteilungskonflikte zu mildern. [...]

Der vorliegende Text ist aus den Informationen zur politischen Bildung Nr. 303 Afrika - Schwerpunktthemen: Herausforderungen und Chancen für die Politik  Abschnitt: Neue und alte Kriege 2009, S.16/17 übernommen



Sonntag, 23. Februar 2025

Zur Vorgeschichte der gegenwärtigen Demonstrationen zur Verteidigung der Demokratie in Deutschland

Vor der Bundestagswahl in Deutschland, die am 23.2.2025 stattfand, hat es viele Demonstrationen zur Verteidigung der Demokratie und der Menschenrechte auch für Minderheiten stattgefunden. Denn wegen der Radikalisierung der AfD scheint das Asylrecht des Grundgesetzes ernsthaft bedroht zu sein. Die AfD  die seit ihrem Parteitag von 2024 ausdrücklich für eine erhöhte Abschiebung von Geflüchteten und Migranten eintritt und das beschönigend Remigration nennt, obwohl diese Freiwilligkeit voraussetzt.

Gegen diese gegen Migranten gerichteten Pläne wurde bereits 2024 deutschlandweit  unter dem Schlagwort "Deutschland gegen rechts" demonstriert. Vorbild waren dafür die Münchner Lichterkette von 1992, denn nach der deutschen Wiedervereinigung war es damals zu einer  Welle rechter Gewalt gekommen, "die sich häufig gegen Menschen mit Migrationshintergrund und Asylsuchende richtete, wie die Mordanschläge von Mölln und Solingen oder die Ausschreitungen von Hoyerswerda und  Rostock-Lichtenhagen" (Münchner Lichterkette). 

Das Schlagwort "gegen rechts" war freilich zu allgemein gehalten. Auch Konservative nennt man rechts, das Problem sind gefährliche Rechtsextremisten. Schlagworte wie "Demokratie verteidigen" und "Für Vielfalt, Toleranz und Demokratie" sind deshalb passender.

Eine Demonstration zur Verteidigung der Demokratie in einer deutschen Mittelstadt

 Die erste Rednerin war vom Hospiz und erinnerte daran, dass am Schluss des Lebens für die Sterbenden meist nicht ihre Erfolge oder ihre Gegnerschaften das Wichtigste sind, sondern ihre menschlichen Beziehungen.

Aus einem Jerusalemer Hospiz berichtete sie, wie sie zwei Mütter in der Endphase ihres Sterbens erlebt hat, die von ihren Söhnen besucht wurden. Eine Jüdin und eine Araberin. Die Söhne waren zunächst in sich gekehrt in der Aussicht, bald ohne Mutter zu sein: mutterseelenallein. Doch als sie aufsahen und den anderen sahen, der auch weinte, umarmten sie sich, um sich zu trösten.






Paula ermutigt Menschen, die queer sind: "Du bist genau richtig, wie du bist."

Patrik berichtet, wie er als Einzelner im Internet sich hilflos fühlte gegenüber all den Rechtsradikalen und dass er es für sinnlos fand, mit denen zu streiten, bis er zunächst ganz privat Unterstützer fand, mit denen er in Lorsch eine Demonstration mit 500 Teilnehmern organisierte, aus der dann die Gruppe "Lorsch bleibt stabil" hervorging. Inzwischen haben sie in ganz Lorsch mitten im Winter 5000 Flyer verteilt.

Die Sprecherin des Goethe-Gymnasiums engagiert sich für Vielfalt, Toleranz und gegenseitiges Verständnis und verweist darauf, dass LGBT viel dafür getan hat, für das Verständnis für Minderheiten zu werben, dass aber nicht gut ist, wenn deren Vertreter Personen mit anderen Meinungen scharf angreifen, denn Toleranz bedeute ja gerade, dass man nichts tut, um die Gesellschaft zu spalten. 








Umfassende Informationen der Bundeszentrale für politische Bildung zur Bundestagswahl

Livestream zur Bundestagswahl 2025

Ergebnisse der Bundestagswahl 2025


Mittwoch, 19. Februar 2025

Die Nachbarschaft zu Gast bei der Parade am Jugendfest in Kribi

 Am 11. Februar 2025 wurde in Kribi im Océan Bezirk in der Südregion Kameruns eine Parade zum Jugendfest veranstaltet. Geleitet wurde das Fest von dem Präfekten (der höchsten administrativen Instanz) Nouhou Bello. Alles begann gegen 10 Uhr mit der Rede des kamerunischen Staatspräsidenten an die Jugend Kameruns. Nach der Preisverleihung an die besten Schüler der Stadt Kribi folgte die Parade. 










Die Kinder aus 19 Kindergärten eröffneten den Marsch mit gekonnter Disziplin und kindlichem Charme. Dann folgten die Schüler der etwa 20 Grundschulen. Es ging danach weiter mit den staatlichen Gymnasien, den konfessionellen und den privaten Sekundarschulen. Schließlich kamen die Studenten von den verschiedenen Hoch- und Fachschulen und andere Vereine aus der bürgerlichen Gesellschaft. Leider fand angesichts des vollen Programms, obwohl ich als Gast zu diesem feierlichen Anlass eingeladen war,  kein Behördenvertreter Zeit für ein Interview. Alle waren zu sehr mit der Organisation des Festes beschäftigt.

Die Parade, die gegen 10 Uhr anfing, schloss gegen 13 Uhr ab mit Tänzen traditioneller Gruppen und anderer Vereine.

Mehr über Kribi - die Touristenattraktion und was dazu gehört

Wenn man vom Tourismus in Kamerun sprechen möchte, denkt man auf den ersten Anhieb an die Stadt Kribi mit ihren umfangreichen Stränden, mit weißem hellem Sand, mit natürlichen schönen Landschaften wie den Wasserfällen von Lobé und dem Meer. Diese wunderbaren Anziehungsorte locken viele Touristen aus der ganzen Welt an, sei es aus Europa, aus Amerika, aus Asien oder auch aus Afrika. Kribi ist etwa 160 km mit dem Wagen oder mit dem Bus von der Wirtschaftsmetropole  Kameruns Douala entfernt.












Kribi hat keinen Flughafen, deshalb müssen die ausländischen Touristen im internationalen Flughafen von Douala landen, bevor sie sich mit dem Wagen weiter nach Kribi begeben. Es ist eine Mittelstadt von ca 60.000 Einwohnern, deren einheimische Bevölkerung hauptsächlich die Batanga und Mabi bilden. Ihre Blütezeit begann in den 90er Jahren mit der Asphaltierung der Straße Edéa-Kribi. Aus administrativer Sicht liegt Kribi in der Südenregion Kameruns, genau im Bezirk Océan. Der Präfekt ( hochstaatliche Instanz) heißt  Nouhou Bello und der Bürgermeister Guy Emmanuel Sabikanda.











*Zu den Aktivitäten in Kribi

Zwar verfügt die Strandstadt über viele hoch- und mittelklassige Hotels und Restaurants, doch leider sind die meisten ziemlich teuer. Reguläre Arbeitsplätze sind rar, etwa 90 Prozent der Arbeitkräfte sind im informellen Sektor tätig. Dazu zählen Fischfang, Straßenhandel, Motorradtaxifahrt und Verkauf von gegrilltem und geschmortem Fisch. Die Arbeitslosigkeit bei den Jugendlichen ist sehr hoch und ihre Lebenssituation prekär.

*Zum Schulwesen

Kribi hat 19 Kindergärten, 20 Grundschulen, 17 Schulen mit Sekundarstufe und 10 Hoch- und Fachschulen. Das größte Gymnasium dieser Stadt ist die Government Bilingual High School mit ca 4000 Schülern.

*Kribi : eine Stadt mit unterschiedlichen Facetten

Kribi ist eine prachtvolle Strandstadt mit frischer Luft und abwechslungsreichen Attrativitäten, doch sie hat auch ihre Schattenseiten. 













Seit 2016/17 in den anglophonen Regionen Kameruns Proteste niedergeschlagen wurden, haben viele Leute diese Regionen verlassen. Die leben jetzt als Flüchlinge in anderen Gegenden Kameruns. Und in Kribi gibt es eine große Zahl von obdachlosen Mädchen (viele davon im Alter von 15 bis 25 Jahren), die unter sehr elenden Bedingungen leben. Ihre einzige Einkommensquelle ist die Prostitution. Sie verdienen damit kaum 1000 Franken CFA (etwa 1,5 Euro) pro Tag. So leben sie von Tag zu Tag, sind der Armutsgrenze und lebensbedrohlichen Krankheiten ausgesetzt. Eins von ihnen hat ganz anonym folgendes gesagt :

"Ich bin 22 Jahre alt und Waise. Da es in meinem Heimatdorf Batoké im Südwesten Kameruns einen blutigen Krieg gibt, bin ich geflohen, um nach Kribi zu kommen. Ich habe zwar das Ordinary level Certificate erreicht, aber leider konnte ich die Schule wegen meiner Armut nicht mehr weiter besuchen. Meine Mutter hat ihr Leben bei einem heftigen Angriff der Separatisten verloren. Hier in Kribi überlebe ich auf der Straße nur durch die Prostitution. Das ist wirklich schlimm, aber sehen Sie, ich muss ja auf jeden Fall von etwas leben. Zwar leide ich sehr darunter, aber ich habe keine andere Wahl. Ich versuche so viel Geld zu sparen, dass ich mir hoffentlich andere bessere Berufsperspektiven eröffnen kann."

Wenn man solche Worte von einem intelligenten und ehrgeizigen Mädchen hört, das übrigens perfekt Englisch und Französisch spricht, dann weiß man, dass da etwas schief gelaufen ist.

Aus diesem Grund sollte man auf der Ebene der Vereinten Nationen immer auf die Achtung der Menschenrechte, gute Regierungsform, Demokratie mit wechselnder Regierungsverantwortung und die Gewährleistung der Lebensqualität, insbesondere von Kindern und Jugendlichen achten, da sie die Zukunft der Menschheit bilden.

Die Beobachtung der Lebenssituation in der sonst doch so bevorzugten Stadt Kribi hat gezeigt, dass die Armutsrate selbst hier bereits beängstigend hoch liegt.

William CHANTCHO ( Kribi)    Mitarbeiter: Walter BÖHME und Evariste FOSONG


Dienstag, 4. Februar 2025

Verständigung über Kulturgrenzen hinweg: Tagebuchaustausch zwischen Kenia und Deutschland

 Tagebuchschreiben in Kenia und am Goethegymnasium in Bensheim

Das Tagebuch Projekt mit der St Jude’s School in Eldoret, Kenia,  geht in die zweite Runde. Nach dem Erfolg im letzten Jahr stellen sich auch diese Jahr Schüler*innen der 7. Klasse die Frage: „Wie sieht der Alltag eines kenianischen Schulkindes aus? Was gibt es über meinen Alltag zu berichten?
 
Die Klasse 7c hat in den Woche zwischen Sommer und Herbstferien im Englischunterricht das Buch „Alan Brown’s Diary“ von Frederick L. Wolf gelesen. Das Leseprojekt wurde in Kooperation mit der St Jude’s School in Kenia durchgeführt. Sowohl die deutschen als auch die kenianischen Kinder haben Tagebücher geschrieben. Diese wurden nach Kenia geschickt. Da in Kenia die großen Ferien über Weihnachten sind und nicht wie bei uns im August, konnten die Tagebücher jetzt pünktlich zum Schuljahresbeginn dort übergeben werden.  

Mehr über Verständigung über Kulturgrenzen hinweg: