Das Magazin "Nachbarschaft" ist gegründet worden, um Zusammenarbeit über nationale Grenzen hinaus zu ermöglichen. Der Blog "Nachbarschaft" ist aus dieser Zusammenarbeit entstanden.
Ein Ziel, das er sich gesetzt hat, ist, zu gegenseitiger Information beizutragen.
In diesem Artikel werden ein paar Stichworte zusammengestellt, die gegenwärtig von internationalem Interesse sind, und über die Links Hinweise darauf gegeben, welche Materialien in Deutschland zur Behandlung dieser Themen verwendet werden.
Armut und Reichtum (Probleme aus diesem Zusammenhang, Versuch internationaler Zusammenarbeit)
Historische Versuche, die härtesten Folgen abzubauen
Migration (Probleme in diesem Zusammenhang, Nachrichten zum Thema in Afrika)
Soziale Netzwerke
Anregungen zu internationaler politischer Beteiligung
Diese Links führen freilich zu einer Fülle von Materialien, die zunächst sehr unübersichtlich ist.
Es wäre zu überlegen, wie sie für den Unterricht vor Ort genutzt werden können.
Themen, wie sie auch im Zusammenhang damit in Deutschland diskutiert werden
Dienstag, 28. Juni 2016
Donnerstag, 23. Juni 2016
Interview mit Katja BUCHECKER, Expertin für Unterricht im Goethe-Institut KAMERUN
Nachbarschaft
:
Können Sie sich bitte unseren Lesern vorstellen ?
Ich
heiße Katja Buchecker und arbeite seit eineinhalb Jahren beim
Goethe-Institut als Expertin für Unterricht und bin dort vor allem
für die Koordination der Deutschlehrer-Fortbildung und die Betreuung
der PASCH-Schulen zuständig. Ich bin das zweite Mal in Kamerun.
Davor habe ich fünf Jahre für den DAAD (Deutscher AkademischerAustausch Dienst) an der Universität Yaoundé I als Dozentin für
Deutsch als Fremdsprache gearbeitet. Ich habe Islamwissenschaft und
Sprachlehrforschung studiert und vorher in der Türkei als
Journalistik-Assistentin und in Deutschland als Lehrkraft in
Integrationskursen und im BAföG-Amt in Hamburg gearbeitet.
Nachbarschaft
:
Wie
fühlen Sie sich seit Sie hier im Goethe-Institut Jaunde als Expertin
für Unterricht tätig sind ?
Zwischen
himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt! Also insgesamt gut! Um es
anders zu sagen: an manchen Tagen verzweifele ich angesichts der
schwierigen Umstände, denen wir und unsere kamerunischen Kolleginnen
und Kollegen unterworfen sind; an anderen Tagen freue ich mich
angesichts der Integrität, des Ideenreichtums und der Kraft vieler
Kolleginnen und Kollegen, sich trotzdem nicht unterkriegen zu lassen!
Nachbarschaft
:
Zur Kultur bzw. zum interkulturellen Lernen:
Was
unterscheidet Ihre Tätigkeit in Kamerun von Ihren Tätigkeiten in
anderen Ländern? Wie sehen Sie die Unterschiede zwischen
Deutschland und Kamerun?
Sie
unterscheidet sich vor allem thematisch. In der Türkei war ich
journalistisch tätig und befand mich in einem Land, das von sehr
starken politischen, wirtschaftlichen und sozialen Erschütterungen
und Auseinandersetzungen betroffen war und ist. Verglichen mit der
Türkei herrscht in Kamerun Stillstand. Das ermöglicht einerseits
ein ruhigeres, sichereres Arbeiten und ein anderes Maß an
Kontinuität. Andererseits besteht bei fehlender Auseinandersetzung
leicht die Gefahr, Dinge unreflektiert zu wiederholen und mehr an der
Fassade als am Inhalt zu arbeiten.
Nachbarschaft
:
Zum Deutschlernen und Deutschlehren im Allgemeinen:
Weshalb
werden Deutschlehrer privater Schulen nicht zu Fortbildungen nach
Deutschland eingeladen?
Zwischen
dem Goethe-Institut und dem Sekundarschulministerium gibt es eine
Abmachung, die besagt, dass nur Lehrerinnen und Lehrer für
Fortbildungen in Deutschland zugelassen sind, die erstens einen
ENS-Abschluss haben und zweitens beim Ministerium als Lehrer/innen
immatrikuliert sind. Zu den 25-30 Fortbildungen, die wir jedes Jahr
landesweit in Kamerun anbieten, sind aber alle Deutschlehrerinnen und
–lehrer herzlich eingeladen, egal, ob sie an staatlichen oder
privaten Schulen arbeiten. Die Termine der Fortbildung
veröffentlichen wir auf unserer Webseite und Lehrerinnen und Lehrer,
die uns ihre Email-Adresse mitgeteilt haben, informieren wir auch per
Mail, wenn in ihrer Region eine Fortbildung stattfindet.
Nachbarschaft :Warum
sollte man in Kamerun Deutsch lernen? Wie lässt sich erklären, dass
seit einigen Jahren die kamerunischen Schüler deutlich weniger an
Deutsch als an Spanisch interessiert sind?
Eine
Fremdsprache zu lernen ist immer eine Bereicherung, egal, um welche
Sprache es sich handelt. Jede Sprache hat ihren eigenen,
unvergleichlichen Reichtum, ihre Ausdrücke und Redewendungen, die in
einer anderen Sprache nicht mit dieser Präzision oder einer
vergleichbaren Emotion wiedergegeben werden können.
Spanisch
ist bei den Schülerinnen und Schülern vor allem aus dem Grund
beliebter, weil es als leichtere Sprache gilt und auch objektiv
gesehen für frankophone Lerner einfacher zu erlernen ist. Deutsch
hat eine andere Struktur, aber genau das macht es interessant. Wer
immer nur einander verwandte Sprachen lernt, wird das erhellende
Gefühl nie erleben, wie es ist, Gedanken in ganz anderen Strukturen
und mit ganz anderen Bildern auszudrücken zu können.
Nachbarschaft :Wie
ist Ihrer Meinung nach die beste Methode Deutsch zu lernen und so die
Deutschlernenden für das Fach zu motivieren?
Die
beste Methode, eine Sprache zu lernen, ist meiner Meinung nach, sie
anzuwenden. Deutsch wird oft so vermittelt, als handle es sich um
eine tote Sprache, als bestünde der Zweck sie zu lernen darin, alle
ihre kniffligen Grammatikregeln auswendig herbeten zu können und
bloß ja keinen Fehler zu machen. Lehrerinnen und Lehrer sollten
Schülerinnen und Schüler motivieren, mit der Sprache zu spielen und
mit ihr zu experimentieren und sie sollten ihnen vor allem die Angst
vor „Fehlern“ nehmen. Fehler gehören zum Erwerbsprozess, man
sollte keine Angst vor ihnen haben!
Inzwischen
gibt es auch sehr viele Möglichkeiten, Deutsch autonom zu lernen.
Das Goethe-Institut bietet viele interaktive Lernmöglichkeiten an,
von der Vokabel-App über Videos zum Alltagsleben in Deutschland bis
zu interaktiven Detektivspielen, die man sich auf ein Smartphone
runterladen kann. Besonders interessant finde ich das
Angebot:“African-German Phrasebook“, wo man sich Redewendungen in
50 afrikanischen Sprachen auf das Smart-Phone herunterladen kann
(www.goethe.de/agpb)
Nachbarschaft
:
Zur Arbeit im Goethe-Institut:
Was
sind die Aufgaben des Goethe-Instituts in Kamerun? Mit wem arbeiten
Sie dort zusammen?
Das
Goethe-Institut fördert die deutsche Sprache und die kulturelle
Zusammenarbeit mit Kamerun und hat die Aufgabe, durch Information
über das kulturelle, gesellschaftliche und politische Leben ein
aktuelles Deutschland-Bild zu vermitteln. Was die Förderung der
deutschen Sprache in Kamerun betrifft, so arbeiten wir mit dem
kamerunischen Sekundarschulministerium, den Deutschlehrerverbänden,
aktiven Vereinen, privaten Sprachschulen und auch mit Schul- und
Studierenden-Initiativen zusammen.
Nachbarschaft
:
Gibt es ein Alleinstellungsmerkmal, was Kamerun von den Ländern, in
denen Sie bisher gearbeitet haben, unterscheidet ?
Deutsch
spielt in Kamerun eine viel stärkere Rolle als in den anderen
Ländern, in denen ich gearbeitet oder die ich besucht habe. Es gibt
in Kamerun viele sehr engagierte Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer
und auch viele Schülerinnen und Schüler, die tolle Projekte
anstoßen, z.B. das Deutschforum in Bertoua dieses Jahr, an dem mehr
als 700 Schülerinnen und Schüler teilgenommen haben. Das ist
wirklich einmalig an Kamerun.
Nachbarschaft
:
Wenn eine Fee Ihnen drei Wünsche für Kamerun gewähren könnte ,
was würden Sie dem Land wünschen ?
Meiner
Meinung nach war es noch nie ein guter Rat, sich auf übernatürliche
Kräfte zu verlassen. Aber …
- Gorillas nach Nkol Ndengui (Gorillaberg)
- Elefanten nach Olezoa (Fluss der Elefanten)
- Nicht nur für Kamerun: Eine Welt, in der es, um es mit Bertold Brechts Worten zu sagen „nicht mehr zweierlei Menschen gibt“, in der es also nicht möglich ist, dass 1 % der Menschen genauso viel besitzt wie der Rest der Menschheit zusammengenommen!
Nachbarschaft
:
Gibt es etwas, was Sie in Kamerun kennengelernt haben und was Sie
gern mit nach Deutschland nehmen würden? Ein besonderes Essen, ein
Kleidungsstück oder einen Kunstgegenstand oder noch etwas anderes?
Ja,
Ndolé, Piment, Kochbananen, Mangos und Corosol!
Nachbarschaft
:
Was halten Sie von der online Produktion im Allgemeinen und vom Blog
„Nachbarschaft“ im Besonderen ? Wie sehen Sie die Zukunft der
digitalen Medien für Afrika und die ganze Welt ?
Digitale
Medien spielen eine wichtige Rolle, denn man kann sich mit ihnen
schnell zeit- und ortsunabhängig austauschen. Menschen, die sich
früher niemals hätten begegnen können, haben durch sie die
Möglichkeit zum kontinuierlichen Austausch, wie ja auch ihr Blog
beweist. Die Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass man Zugang
zu ihnen hat und ihre Benutzung erschwinglich ist. Digitale Medien
können immens nützlich sein, aber auch zeitfressende
Verdummungsmaschinen. Das Problem mit ihnen ist, dass man in der Lage
sein muss, sich aus dem riesigen ungefilterten Material das Nützliche
heraussuchen zu können.
Die
Fragen stellten William
CHANTCHO
und Walter
BÖHME
Labels:
Goethe-Institut,
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Kamerun,
Lernen,
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