Montag, 27. Oktober 2014

INTERVIEW MIT HERRN JAN HESKAMP PROJEKTMANAGER IN LIMBE - KAMERUN

Nachbarschaft : Guten Tag Herr Heskamp, können Sie sich unseren Lesern vorstellen ?

Jan Heskamp: Ich bin Bauingenieur und seit 15 Jahren beruflich tätig. Davon bin ich die meiste Zeit im Ausland, hauptsächlich in verschiedenen Ländern Afrikas gewesen. Für das Consultingbüro INROS LACKNER aus Bremen arbeite ich seit ca. vier Jahren. Seit Ende August 2013 bin ich in Limbe, Kamerun als Projektleiter tätig.



William Chantcho und Jan Heskamp


Nachbarschaft: An welchem Bauvorhaben sind Sie eigentlich tätig ?

Jan Heskamp: In einem Team von drei Ingenieuren führe ich die Bauaufsicht für die Errichtung einer neuen Kaimauer auf der Schiffswerft von Limbe. Die Bauarbeiten wurden bereits Anfang 2013 begonnen und werden von der niederländischen Baufirma BAM International durchgeführt. Im November dieses Jahres ist die Übergabe des Bauwerkes an den Auftraggeber Chantier Naval et Industriel du Cameroun (CNIC) vorgesehen. Die Kaimauer ist etwa 350 m lang und fast 17 m hoch. Sie wurde in der sogenannten Betonblockbauweise erstellt, d. h. sie besteht aus knapp 1.400 Betonblöcken, die in 10 Reihen übereinander platziert wurden. Die Errichtung der neuen Werft für CNIC begann bereits 2005 mit dem Bau eines 700 m langen Wellenbrechers und berücksichtigt noch weitere Bauwerke wie z. B. ein neues Verwaltungsgebäude für den Auftraggeber, eine Werkshalle für Reparaturarbeiten und weitere Gebäude.



Erstellung von Betonblöcken


Nachbarschaft: Inwiefern ist dies Vorhaben für Kamerun wichtig ?

Jan Heskamp: Die neue Schiffswerft ist in erster Linie für die Wartung und Reparatur von Ölplattformen vorgesehen, die im Golf von Guinea Öl fördern. Die Kapazität der alten Werft von CNIC in Douala erlaubte diese Arbeiten nur im beschränkten Maße für kleinere Ölplattformen. Die neue Werftanlage in Limbe ist für Kamerun einzigartig, denn durch sie kann Kamerun neue Tätigkeitsfelder im boomenden Ölgeschäft entlang der westafrikanischen Küste erschließen, seine Teilnahme und seinen Gewinn daran intensivieren und seine Konkurrenzfähigkeit gegenüber den Werftanlagen im benachbarten Nigeria erhöhen.



Kaimauerbau


Nachbarschaft: Im Auftrag welches Unternehmens arbeiten Sie ?

Jan Heskamp: INROS LACKNER ist ein alteingesessenes Planungs- und Beratungsbüro mit etwa 400 Mitarbeitern aus Norddeutschland. Es ist 2004 im Wesentlichen hervorgegangen aus dem Zusammenschluss der beiden Ingenieurbüros Lackner und Partner in Bremen sowie INROS aus Rostock. Lackner & Partner wurde 1971 Nachfolger des 1936 gegründeten Ingenieurbüros Agatz und Bock in Berlin, das bereits 1945 nach Bremen übersiedelte. Seit seiner Gründung ist das Ingenieurunternehmen auf den Hafenbau spezialisiert.



Setzen eines Betonblocks

Nachbarschaft : Wissen Sie, weshalb Ihr Unternehmen diesen Auftrag bekommen hat ?

Jan Heskamp: INROS LACKNER ist seit mehr als 50 Jahren in Westafrika tätig und war dabei an der Entstehung und Entwicklung mehrerer Häfen beteiligt. Der Hafen von Lomé in Togo beispielsweise ist einer der wenigen Tiefseehäfen Afrikas, der maßgeblich von INROS LACKNER geplant wurde. Die langjährigen ingenieurtechnischen, regionalen und kulturellen Erfahrungen waren im Wesentlichen ausschlaggebend für den Auftrag.

Nachbarschaft: Was sind Ihre Aufgaben als Projektmanager ?

Jan Heskamp: In einem Team von drei Ingenieuren, einem Expatriat und zwei lokalen Mitarbeitern, leite ich die Bauaufsicht. Diese beinhaltet die Kontrolle sämtlicher Bauarbeiten: Von der Gewinnung erforderlicher Baumaterialien im nahegelegenen Steinbruch von Batoke bis zur Herstellung und der Verlegung der Betonblöcke auf einem mit Spezialbeton errichteten Unterwasserfundament. Wöchentlich finden Ortstreffen mit der Baufirma und dem Auftraggeber statt, um den Baufortschritt zu besprechen sowie technische und vertragsrechtliche Angelegenheiten zu erörtern. Neben der Kontrolle der Ausführung der Bauarbeiten ist die Bauaufsicht für die Prüfung und Zertifizierung der monatlichen Abrechnungen der Baufirma verantwortlich.



Unterwasserbetonage


Nachbarschaft : Was sind bisher die größten Schwierigkeiten, denen Sie sich bei dem Projekt gegenüber sahen ?

Jan Heskamp: Gewisse technische und vertragsrechtliche Probleme gibt es auf jeder komplexen Baustelle, die zu bewältigen sind. Technische Schwierigkeiten wurden von der Baufirma bisher recht gut gemeistert, obwohl es dadurch zum Verzug kam. Problematisch können auch unverhältnismäßige Verspätungen der Banken bzw. des Auftraggebers in den Zahlungen an die Baufirma oder an das bauaufsichtführende Ingenieurbüro sein, was zu Arbeitsunterbrechungen führen kann.

Nachbarschaft: Sind Sie mit dem Projektfortschritt zufrieden ?

Jan Heskamp: Die Fertigstellung der Kaimauer war ursprünglich Ende Mai 2014 vorgesehen. Da es sich um eine ziemlich komplexe Baustelle handelt, habe ich mit bestimmten Bauverzügen gerechnet. Ein schwerwiegender Fehler der Baufirma war es, den Schwimmkran für das Verlegen der Betonblöcke vorzeitig abzuziehen, weil er auf einer anderen Baustelle in Sierra Leone benötigt wurde. Der Ersatzkran war zum Zeitpunkt seines vorgesehenen Einsatzes in Limbe nicht betriebsbereit, und so kam es zu einem unnötigen weiteren Bauverzug von 6 Wochen.



Gegen Abschluss der Errichtung der Kaimauer


Nachbarschaft: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden und der Bevölkerung?

Jan Heskamp: Insgesamt gesehen war die Zusammenarbeit in Ordnung, abgesehen von einigen kleinen Unstimmigkeiten: Im Oktober 2013 gab es einen etwa eine Woche andauernden Streik der lokalen Bauarbeiter, die mit ihrer Bezahlung unzufrieden waren. Im Juni 2014 blockierte die Bevölkerung von Batoke für einen Tag den Zugang zum Steinbruch, da sie der Meinung war, von dem Projekt zu wenig zu profitieren. Der Auftraggeber CNIC reagierte jedoch umgehend durch Verhandlungen mit Vertretern Batokes.
Außerdem waren einige kamerunische Ministerien (Ministerium für Bergbau, Ministerium für Finanzen, Ministerium für Umwelt, etc.) regelmäßig zur Besichtigung des Baufortschritts vor Ort. Auch Vertreter der Projektfinanzierungsinstitute wie die afrikanische Entwicklungsbank kamen zu Besuch.


Nachbarschaft: Mit welchen afrikanischen Unternehmen haben Sie zusammengearbeitet?

Jan Heskamp: Im Allgemeinen führt INROS LACKNER Bauprojekte im Ausland zusammen mit einem lokalen Ingenieurunternehmen durch. Dies ist nicht nur von INROS LACKNER selbst so initiiert, sondern häufig auch vom Auftraggeber und von den Baufinanzierern so vorgeschrieben, um einen für die Projektarbeit erforderlichen Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen den Ingenieurbüropartnern aus Entwicklungsland und Erste-Welt-Land herzustellen. Meine lokalen Mitarbeiter gehören dem lokalen Ingenieurbüro CADEK aus Douala an. CADEK war bereits INROS LACKNER’s kamerunischer Partner während der Ausführungsarbeiten des Wellenbrechers in Limbe.

Nachbarschaft: Waren Sie direkt in Limbé ansässig?

Jan Heskamp: Auf dem Gelände von Limbe Shipyard haben wir ein Baustellenbüro.

Nachbarschaft: Wie viele Mitarbeiter waren insgesamt bei dem Bauvorhaben beschäftigt?

Jan Heskamp: Zu Hochzeiten während der Betonblockherstellung waren für die holländische Baufirma rund 330 Mitarbeiter tätig, davon 300 lokale Angestellte und ca. 30 Expatriates. Daneben gab es noch weiteres indirektes Personal, z. B. von Zulieferfirmen für Baumaterialien (Zement. etc.) und anderen.

Nachbarschaft: Können Sie etwas über Löhne und Gehälter der Mitarbeiter sagen?

Jan Heskamp: Die Arbeitsvergütung für die lokalen Mitarbeiter der Baufirma basiert auf dem 2-Säulen-Prinzip. Die Bezahlung erfolgte nach den üblichen Gehältern der hiesigen Baubranche inklusive Zuschlägen (z. B. transport & risk allowances, etc.). Die zweite Säule berücksichtigt Prämienzahlungen abhängig von der Performance jedes Mitarbeiters.

Nachbarschaft: Zur Einheitsfeier an dem Seemannsheim: Wie haben Sie die Zeremonie gefunden und wie war Ihre Begegnung mit dem deutschen Botschafter ?

Jan Heskamp: Ich glaube, dass die deutsche Botschaft in Kamerun die einzige in der Welt ist, die zwei Einheitsfeiern an zwei verschiedenen Orten des Landes (Jaunde und Douala) veranstaltet, damit möglichst viele Deutsche die Wiedervereinigung feiern können. Das ist wirklich eine besondere Geste. Da mir die Einheitsfeier 2013 bereits sehr gut im Seemannsheim gefallen hat, habe ich mich gefreut, in diesem Jahr neue und alte Gesichter wiederzusehen.

Nachbarschaft: Was für Projekte haben Sie in der Zukunft nach dem Abschluss des Bauvorhabens ?

Jan Heskamp: Mein nächstes Projekt ist Urlaub. Zum Ende eines Projektes gibt es immer viel zu tun und daher waren wir sieben Tage die Woche in der letzten Zeit auf der Baustelle. Nach meinem Urlaub ist der nächste Einsatz wieder im Ausland vorgesehen, voraussichtlich in Angola.


Die Fragen stellten William CHANTCHO und Walter BÖHME

Samstag, 11. Oktober 2014

Feier zur 25. Wiederkehr der deutschen Einheit in Douala (KAMERUN)

Am 6. Oktober 2014 organisierte die deutsche Botschaft von Kamerun unter der Leitung des deutschen Botschafters Dr. Klaus Ludwig KEFERSTEIN an der deutschen Seemannsmission  von Douala Feierlichkeiten zum Gedenken an die deutsche Wiedervereinigung.

Zu den Gästen zȁhlten unter anderem der Gouverneur der Küstenregion Joseph Beti Assomo, der Oberbürgermeister Fritz Ntonè Ntonè und weitere Persȍnlichkeiten aus der kamerunischen Gesellschaft. Außerdem waren Deutsche, die in der Stadt Douala und ihrer Umgebung leben, eingeladen. 

Die Zeremonie gliederte sich in drei Hauptpunkte :
- Empfang von Gästen durch den Botschafter und seine Frau.
- Rede des Botschafters.
- Erȍffnung des Büffets.

Die Feierlichkeiten begannen um 18:30 Uhr mit dem Empfang des Gouverneurs und seines Gefolges.
Dann schloss sich die Rede des Botschafters an. Er erinnerte an den Berliner Mauerfall vor 25 Jahren, der zur Wiedervereinigung der beiden ehemaligen deutschen Staaten führte. Darauf betonte er den Auftrag der neuen Bundesregierung von Angela Merkel, die Europäische Union und Frieden, Freiheit und Wohlstand in ganz Europa zu konsolidieren. Zu den deutsch-kamerunischen Beziehungen führte er an, dass sich die deutsche Botschaft wegen der Instabilität im Norden von Kamerun dafür einsetzt, die Hilfe zum Wehrdienst zugunsten Kameruns zu erhȍhen, denn „ohne Frieden und Stabilitȁt gibt es keine Entwicklung“. Im Rahmen der Entwicklungshilfe hat Deutschland eine Summe von knapp 94,5 Millionen Euros für Kamerun bereitgestellt.
Danach wurde das Büffet erȍffnet. Die Gäste aßen und tranken zu der sanften Musik des berühmten kamerunischen Sängers Eko Roosevelt.







Vier Tage vorher hatten der Botschafter und seine Frau Ulrike eine ähnliche Zeremonie im Hotel Hilton von Jaunde organisiert. Die Gȁste waren diesmal Minister, Diplomaten, Persönlichkeiten aus der Politik, der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft.


William CHANTCHO, Douala - KAMERUN