Ahunna Eziakonwa, die nigeriansche Regionaldirektorin für Afrika des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) berichtet:
Die unmittelbaren Folgen der Pandemie waren für Afrika weit geringer als befürchtet. Kein Gesundheitssystem ist zusammengebrochen und die Zahl der Opfer der Krankheit blieb dank der durchschnittlich weit jüngeren Bevölkerung deutlich niedriger als in Europa und den USA.
Verheerend sind aber die mittelbaren Folgen. Vor allem der Mangel an Geld. Denn international Unterstützungsprogramme wurden erheblich zusammengestrichen. Aber einen Vorteil hatte es: Den nationalen Eliten wurde erstmals klar, wie die Mehrheit ihrer Landsleute lebt. Die Reichen flogen zur Behandlung von Krankheiten einfach ins Ausland. Als das wegen der Grenzschließungen nicht mehr ging, wurde ihnen bewusst, wie schlecht die nationalen Gesundheitssysteme ausgestattet waren. Plötzlich flossen Investitionen in das Gesundheitswesen.
Freilich der allgemeine Mangel an Geld hatte auf anderen Gebieten verheerende Auswirkungen. Die Impfprogramme gegen andere Infektionskrankheiten, z.B. Polio, Masern, Hepatitis, Tuberkulose brachen zusammen, allein 2021 gerieten weitere 39 Millionen Menschen in extreme Armut, nicht zuletzt wegen des ausfallenden Tourismus. (sieh: die Auswirkungen für die Hotelmanagerin Junaice Mollel in unserem früheren Artikel)
Doch das führte dazu, dass soziale Sicherungssysteme ausgebaut oder in mehreren Fällen sogar erst aufgebaut wurden. In Togo gelang es, in kurzer Zeit, durch bargeldlose Zahlungen per Handy zu leisten.
Freilich mussten sich so während der Pandemie die Staaten weiter verschulden. Das ist deshalb so schwerwiegend, weil afrikanische Staaten auf dem gewerblichen Kreditmarkt fünfmal höhere Zinsen zahlen als der Rest der Welt.
Afrika wird bis 2025 rund 425 Milliarden Dollar zusätzliches Geld brauchen. Das ist freilich ziemlich genau der Betrag, den es in fünf Jahren durch illegale Finanzabflüsse verliert.
Um die Folgen dieser Entwicklung zu beseitigen, müsste Afrika sich auf lokale Produktion umstellen.
Zitat Ahunna Eziakonwa:
"Die Welt kann es sich nicht leisten, internationale Solidarität und Multilateralismus aufzugeben. Wenn die Pandemie uns eines gelehrt hat, dann das. Wir sind jetzt in einer Ära des aufgeklärten Eigeninteresses. Egal ob es um den Klimawandel, die Pandemie, die Weltwirtschaft oder die menschliche Sicherheit geht. Wenn also Deutschland als Vorsitzender der G7 die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung ins Zentrum seiner Politik stellen würde, hätte es alle nötigen Antworten."
(Covid-19 war in Afrika ein Weckruf, ZEIT 21.2.22)