Olaf Bernau:Brennpunkt Westafrika. Die Fluchtursachen und was Europa tun sollte, München 2022
"[...] B. D. spricht vier Sprachen fließend: Bozo, Fulfulde, Songhai und Bambara. Zudem kann er sich rudimentär in Tamaschek und Französisch verständigen. Diese Sprachen sind keine Dialekte, sie gehören zum Teil unterschiedlichen Sprachfamilien an. Dennoch bewegt sich B. D. leichtfüßig zwischen ihnen. Ich habe das selber mehrfach erlebt, unter anderem 2018, als er bei einem hochgradig erhitzten Streit im Dorf, T. M. stundenlang zwischen Viehhirten (die Fulfulde sprachen) und Ackerbauern (die Bamba sprachen) übersetzt hat. Dass sich B. D. in sechs Sprachen verständigen kann, hat nichts mit Schulbildung zu tun. Denn B. D. hat nie eine Schule besucht. Nein, es ist Ausdruck einer auf Vielfalt und Komplementarität basierenden Lebensweise, wozu auch gehört, dass drei der sechs Sprachen Muttersprachen von B. D. sind. Einmal mehr dürfte deutlich werden, dass das Erklärungsmuster 'ethnischer Konflikt' eine Scheinerklärung ist, oder präziser: ein Mythos. Denn eigentlich müsste erklärt wer/den, weshalb unter bestimmten Voraussetzungen ethnische Identitäten, eine feindliche Ausrichtung gegenüber anderen Identitäten erhalten. In aller Regel hat dies mit handfesten Interessenkonflikten zu tun, wobei es auch passieren kann, das alte Restaurant die Maus reaktiviert werden. Beispielsweise gibt es zwischen Fulbe und Dogon ein jahrhundertealte Konfliktgeschichte, die auch damit zu tun hat, dass bestimmte Fulbe-Gruppen bis Ende des 19. Jahrhunderts Dogon-Dörfer angegriffen und versklavt haben. (S. 48/49)
"Frauen haben in Afrika seit jeher eine starke Position – aller Diskriminierung zum Trotz. Das hat vor allem mit ihrer Rolle als Mutter zu tun, was nicht mit konservativen 'Frau am Herd'- Ideologien in Europa verwechselt werden sollte. Hintergrund ist vielmehr, dass in Afrika 'die Gebärfähigkeit als eine Frage der menschlichen Ökologie, des Überlebens in der Gruppe und der Erhaltung der Gattung privilegiert' wird, wie Omolara Ogundipe-Leslie erläutert. Die starke Position von Frauen wurde nicht nur für vorkoloniale Gesellschaften ausführlich beschrieben, häufig mit der These, dass es erst die Kolonialmächte waren, die den Status von Männern gegenüber Frauen erheblich aufgewertet haben. Auch nach der Unabhängigkeit griffen Frauen immer wieder an entscheidenden Punkten ins gesellschaftliche Geschehen ein, nicht zuletzt in Westafrika: In Guinea führten Marktfrauen im Juni 1977 Massenproteste gegen das Handelsmonopol des Staates an. Am Ende musste das verhasste Regime von Sékou Touré die allmächtige Wirtschaftspolizei auflösen und den Handel umfassend liberalisieren [...] Ähnlich 2014 in Burkina Faso: Auch dort waren es Frauen, die zu Tausenden der schwerbewaffneten Polizei mit Kochlöffeln die Stirn boten und somit maßgeblich dazu beitrugen, dass der Langzeitherrscher Blaise Compaoré rasch zurücktrat. Diesen historischen Erfahrungen entspricht, dass Frauen im Alltag durchaus sichtbar agieren, in Ländern, die Ghana auch als erfolgreiche Unternehmerinnen." (S. 51)
Warum Migrantinnen nach Europa aufbrechen
Fest steht, dass Migration nach Europa das Resultat einer langen und weitverzweigten Mobilitätsgeschichte in Westafrika ist. Vor diesem Hintergrund gilt es nun, jene der Motivationen näher zu beleuchten, die einer Migrationsentscheidung zu Grunde liegen. Ein Teil der Antwort ergibt sich aus der Sache selbst: Die Menschen gehen, weil Ortsveränderungen in Westafrika schon seit jeher eine ganz normale Existenzsicherungsstrategie darstellen. Und dieser kulturelle Code sollte stets mitgedacht werden, wenn es um junge Leute geht, die sich zum kopfschüttelnden Staunen des europäischen Publikums tagelang auf völlig überfüllte Ladeflächen von Pickups drängen und bei sengender Hitze durch die Wüste fahren. Denn die Tatsache, dass Menschen bereits seit Jahrhunderten aufbrechen, wirkt wie eine historische Echokammer, die die Migra/tionRichtung Europa zu einem sozial und kulturell plausiblen Akt macht. Gleichwohl möchte ich vor einer Banalisierung des Migrationsgeschehens warnen. Eine Verlockung, der nicht zuletzt Journalist:innen immer wieder erliegen, wenn sie die gesellschaftliche Selbstverständlichkeit westafrikanischer Mobilität als Bestätigung dafür nehmen, dass es den jungen Leuten in erster Linie um Abenteurertum oder Neugier ginge. Denn auch wenn Migranten aus Westafrika ihre Migration mit derartigen Begriffen belegen, bedeutet es keineswegs, dies ihre individuellen Migrationsentscheidungen losgelöst von den meist äußerst schwierigen Lebensverhältnissen in Afrika erfolgen würden. Dies zeigen auch zahlreiche Untersuchungen, unter anderem eine 2019 vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) veröffentlichte Studie, die in vieler Hinsicht beispiellos sein dürfte." (S. 110).
Um
8.30 Uhr begann für Franziska W. der Tag im Mädchenheim in Mumbai.
Die Mädchen sind zum Teil Waisen oder stammen aus schwierigen
familiären Verhältnissen. „Wir haben dann in der
Hausaufgabenbetreuung unterstützt“. Von 12 bis 13 Uhr ging der Tag
im Seniorenheim weiter, wo sie bei der Essensausgabe half.
Am Nachmittag half Franziska in einer Schule mit 5 Klassen, wo sie zusammen mit Maire aus Bonnin einer Klasse Nachhilfe in Englisch und Mathe gab, aber auch mit den Kindern über ihr Leben in Deutschland und das der Kinder in Mumbai sprach. Da gab es für beide Seiten viel zu staunen und zu lernen. Am Abend haben sie dann im Heim mit den älteren Mädchen, die am Vormittag in der Schule waren, gespielt getanzt.
Trotz
vieler
Arbeitsstunden erlebte Franziska auch viele schöne und besondere
Momente. Ob beim Basteln mit den Senioren, dem gemeinsamen indischen
Kochen oder den vielen Festen, die gefeiert wurden. Es gab zahlreiche
Anlässe, in die indische Kultur einzutauchen.
Franziska
W. hat mit Franziska Götz, die 2008 zusammen mit Evariste Fosong
unser Kulturaustauschmagazin gegründet hat, nicht nur
den Vornamen gemeinsam,
sondern beide kommen aus dem Kreis Bergstraßeund
haben auch beide einen freiwilligen Auslandsdienst verbracht.
Franziska
W. leistete ihn im Rahmen des Programms „weltwärts“ des
deutschen Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung.
Während
ihrer
acht Monate war sie im Heim der Schwestern der Society of the Helpers of Mary, einer Organisation die 1942 von
der katholischen
Ordensschwester
Anna Roggendorfgegründet wurde.
Das
Programm der Bensheimer Karl-Kübel-Stiftung ermöglicht auch einen
Rückaustausch. So leben gegenwärtig drei junge Frauen aus Indien
und den Philippinen seit einigen Monaten Zwingenberg, Bensheim und
Lorsch und arbeiten dort wie Franziska W. Und unsere Franziska Götz
es getan hat, in sozialen Einrichtungen wie zum Beispiel in der
Behindertenhilfe Bergstraße.
Dieser
Artikel stammt von Walter, der nur
ein paar Häuser entfernt vom Heim der Behindertenhilfe Bergstraße
wohnt und Franziska Götz beim Nord-Süd-Forum kennengelernt hat.
Zeinab Badawi hat mit ihrer Geschichte Gesamtafrikas aus afrikanischer Sicht ein Werk vorgelegt, das vor allem Afrikaner, die nicht in dem arabisch geprägten Raum anregen könnte, sich mit der Vorgeschichte ihrer Region zu beschäftigen. Denn die Tatsache, dass Ägypter, Griechen und Römer schon lange, bevor sich Schriftkultur über die ganze Welt ausbreitete, über Völker in Nordafrika und Europa berichtet haben, ändert ja nichts daran, dass wesentliche Entwicklungen der Menschheit in Afrika stattgefunden haben.
Deshalb werden hier besonders die Passagen wiedergegeben, in denen Badawi darauf eingeht, dass aufgrund der kolonialen Vergangenheit wichtige Phasen der afrikanischen Vergangenheit lange übergangen wurden. Auf die Inhalte der Geschichte verweisen vor allem Links auf die Wikipedia (meist auf die deutsch-, gelegentlich auf die englischsprachige).
Verlagshinweis: Afrika ist die Geburtsstätte der Menschheit – und doch wissen viele inner- und außerhalb Afrikas nur wenig über die frühe und auch die jüngere Geschichte des Kontinents. Weil die Geschichtsschreibung von der europäischen Perspektive dominiert und daher unvollständig, interessengeleitet sowie verzerrt sei, stellt die Historikerin und Journalistin Zeinab Badawi eine Gegenerzählung aus afrikanischer Perspektive vor. Nach einem Einblick in paläontologische Funde urzeitlicher Menschen gibt sie einen Überblick über die alten Zivilisationen und ihre Herrschenden – etwa die Pharaonen Ägyptens und des Kusch-Reiches, Mansa Musa und die Königreiche Westafrikas oder Mutota und die Könige Groß-Simbabwes.
Badawi spannt einen weiten Bogen bis hin zur Kolonialgeschichte und die massive Verschleppung versklavter Afrikanerinnen und Afrikaner im Zuge des arabischen und des transatlantischen Menschenhandels sowie die Plünderung und Zerstörung von Kulturgütern. Sie thematisiert dabei auch den Widerstand gegen diese lange Fremdherrschaft durch europäische Kolonialmächte und schließt mit der Unabhängigkeit der jungen afrikanischen Staaten. Badawi stützt sich unter anderem auf die Ergebnisse afrikanischer Forscher des UNESCO-Projekts „General History of Africa“, bereiste selbst mehrere Länder und historische Orte in Afrika von Marokko bis Madagaskar und sprach mit zeitgenössischen afrikanischen Expertinnen und Experten. Mit ihren Befunden möchte die in Großbritannien lebende gebürtige Sudanesin ein stärkeres Geschichtsbewusstsein in und über Afrika fördern und zu einer Veränderung der bislang oft von Negativschlagzeilen geprägten Auseinandersetzung mit afrikanischen Gesellschaften einladen.
Zeinab Badawi: "Ich möchte mit Vorurteilen über Afrikaner aufräumen, indem ich ein ganzheitliches Verständnis ihrer Geschichte vermittle, das über die unnötigen Darstellungen von Kannibalismus und Menschenopfern hinausgeht, welche darauf abzielen, die Kultur der Völker eines ganzen Kontinents zu verunglimpfen und seine Geschichte zu entwerten." (S.250)
Es wurden Schätze und Gebrauchsgegenstände einschließlich aufwendig dekorierter Keramik gefunden, die auf bis zu 8000 Jahre v.u.Z. datiert werden und laut Dr. Taha damit 3000 Jahre älter sind als alle Keramik, die in Ägypten je gefunden wurde. Die Kuschiter bauten auch 1000 Pyramiden; 250 davon stehen bis heute oder sind in Teilen ihrer Aufbauten erhalten. Ihre reich dekorierten Innenräume enthielten die Schätze, Möbel und das persönliche / Eigentum des verstorbenen Königs oder der Königin; allerdings wurden sie vor langer Zeit geplündert oder zur Ausstellung in Museen verbracht, so dass nur noch die Wandmalereien übrig sind. Die am besten erhaltene Ansammlung von Pyramiden befindet sich in Begarawiyah etwa 200 km nördlich von Khartum. In den Weiten der sudanesische Sahara ragen dort Dutzende Pyramiden auf – anscheinend mitten im Nirgendwo. Der über die Jahrhunderte fortschreitende Klimawandel verwandelte das Siedlungsgebiet der Kuschiter, das einst mit Seen, Savannen und lautem Vogelgesang gesegnet war, nach und nach in ein auswegloses Sandmeer." (S. 74/75)
Königreich Waalo, Überfall auf die Frauen von Nder 1819 Angriff von Mauren und Toucouleur-Sklavenhändlern auf das Dorf Nder.
Laut einer mündlichen Überlieferung hielt Mbaka Dia eine Ansprache an die Frauen, deren Männer bereits getötet worden waren:
"Sollen die Leute sagen, dass ihre Großmutter das Dorf als Sklavin verlassen hat oder dass sie tapfer war bis in den Tod? Ja, meine Schwestern, wir müssen als freie Frauen sterben und nicht als Sklavinnen leben. Wer mir zustimmt, folgt mir in die große Hütte, wo der Rat der Weisen zusammenkommt. Wir werden alle hineingehen und sie / in Brand stecken. So wird der Feind nur Asche vorfinden. Lasst uns leben als stolze Frauen von Walo. [...]
Langsam gingen die Frauen zu der großen Hütte, die aus Heu und Ästen gebaut war. Ein letztes Mal wandten sie sich um und blickten zurück auf ihr Dorf und dessen vertrauten Anblick: Brunnen, Hütten, Lieblingsbäume, [...] Als eine der Letzten ging eine Schwangere hinein, die kurz vor der Entbindung stand. Mbaka Dia schloss die Hüttentür, entzündete eine Fackel und warf sie ruhig gegen die Wand. Fast augenblicklich brach ein Feuer aus. Die Frauen hielten einander fest und sangen Wiegenlieder. Das Singen wich heftigem Husten. Die hochschwangere Frau beschloss, ihr ungeborenes Kind zu retten, rannte zur Tür und trat sie mit aller Kraft ein. Um Atem ringend stürzte sie sie ins Freie und brach schreiend am Boden zusammen. Die Frauen, die ihre Flucht beobachteten, machten keine Anstalten, sich zu rühren, und sagten sich, dass sie so wenigstens eine Zeugin ihrer historischen Stunde sei, die ihre Geschichte an die nachfolgenden Generationen weitergeben und sie für die Nachwelt bewahren könne." (Badawi, S.232/33)
10 In Bronze gegossen S.246 ff.
"Ich möchte mit Vorurteilen über Afrikaner aufräumen, indem ich ein ganzheitliches Verständnis ihrer Geschichte vermittle, das über die unnötigen Darstellungen von Kannibalismus und Menschenopfern hinausgeht, welche darauf abzielen, die Kultur der Völker eines ganzen Kontinents zu verunglimpfen und seine Geschichte zu entwerten.
Manch
einer mag nun einwenden,
dass ich durch die Verharmlosung solch grausiger Praktiken, das
Pendel zu weit in die andere Richtung ausschlagen ließe und ein
elysisches
Bild von Afrika zeichnete. Ich möchte jedoch auf eine Vielzahl von
Schriften zu diesem Themen verweisen, die unverhältnismäßig große
Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben, die nun ausgeglichen werden
soll. Tatsächlich wurden genau diese Praktiken angeführt, um die
mörderischen Auswüchse des europäischen Kolonialismus zu
rechtfertigen. Der britische Soldat, Diplomat und Reisende, Sir
Richard Burton, der Benin 1863 besuchte, befand, dass
die gelegentlichen Menschenopfer der herausragendste Aspekt der
dortigen Kultur seien. Er zeichnete ein Bild des Bösen und stellte
die Invasion in Benin als zivilisatorische Mission dar. Diese Mission
wurde für die Imperialisten außerdem zu einem bequemen Vorwand, um
das zu unterbinden, was Burton scheinbar ohne jegliche Spur von
Ironie, als Einmischung des Oba,
in den Handel, weit jenseits der Grenzen seines Königreichs
bezeichnete.. Oba
ist der Titel der Könige von Benin.
Angesichts
der hohen Bedeutung der Benin-Bronzen in den aktuellen Diskussionen
um Kunst und Kolonialismus wollte ich tiefer in die Geschichte des
Königreichs eindringen, aus dem diese Schätze stammen, und habe
mich an Professor Osarhieme Osadolor von der Universität Benin
gewandt, dessen Wissen in einen Großteil dieses Kapitels
eingeflossen ist."(Badawi, S.250)
"Das Edo-Volk nutzte keine Schriftsprache, sondern hielt auf den Bronzen alle wichtigen Ereignisse fest.[12] An den Platten ließ sich ablesen, welche Taten ein König vollbracht hatte, wann wer gegen wen Kriege führte, wie die Nachfolge geregelt wurde und welche Rituale abgehalten wurden. Viele Benin-Kunstwerke hatten sakrale Funktionen und waren Kommunikationsmittel der Obas/Könige und Kollektives Gedächtnis." (Wikipedia)
Badawi: "[...] die Königreiche im südlichen Afrika [waren] bedeutende Zivilisationen. Ihre Herrscher bauten diversifizierte Ökonomien auf, fortschrittliche politische Systeme und komplexe urbane Zonen mit beeindruckender Architektur, wie in Groß-Simbabwe. Diese Zivilisationen vereinen unterschiedliche Ethnien der südlichen Afrikas, weshalb heute kulturelle und historische Verbindungen zu den Bewohnern verschiedener afrikanische Länder bestehen; nicht selten trennen moderne Staatsgrenzen Gemeinschaften mit einer gemeinsamen ruhmreichen Vergangenheit.
Es wurde lange vernachlässigt, diese Geschichte in der Schule zu vermitteln; doch seit junge Generationen in Afrika besser über ihre Vergangenheit Bescheid wissen möchten, ändert sich das langsam. Bei meinen Reisen durch Sambia, Simbabwe, Mosam/bik und/ Südafrika und bei meinen ausführlichen Gesprächen zu diesen Kapitel konnte ich mich überzeugen, dass es dieses Bedürfnis nach Informationen über die eigenen Wurzeln tatsächlich gibt. Die Menschen sind so stolz auf ihr Erbe. Die Anerkennung von Groß-Simbabwe, als UNESCO-Welterbe 1986 bedeutete den Simbabwern sehr viel. Acht Speckstein-Skulpturen aus Groß-Simbabwe haben dem Land sein Wahrzeichen geliefert, den Simbabwe-Vogel, der heute die Flagge des Landes ziert." (Badawi, S. 288/289)
12 Der Aufstieg von Asante (Aschanti) : Osei Tutu und Abena
Pokou S.291 ff.
Sklaverei:"DieomanischenAraber betrieben über den Indischen Ozean, einen regen Handel mit versklavten Afrikanern. Dieser Handel unterschied sich in mehrfacher Hinsicht von der Besitzsklaverei der atlantischen Welt. Zunächst konnten fast versklavte Afrikaner auf vielfältige Weise eingesetzt werden: sie wurden als einfache Diener beschäftigt, da der Besitz von Hauspersonal, in der arabischen Kultur als Zeichen von Prestige galt; sie leisteten als Dichter, Handwerker, Schriftsteller, Musiker und Handelsgehilfen, einen wichtigen Beitrag im kulturellen Bereich; sie dienten als Matrosen oder Soldaten in der omanischen Armee; oder sie wurden als Perlentaucher im Golf eingesetzt (viele Taucher litten an geplatzten Trommelfell, sowie schweren Haut- und Atemwegserkrankungen). Obwohl manche Sklaven derartige Tätigkeiten ausübten, wurde die überwiegende Mehrheit allerdings in riesigen landwirtschaftlichen Projekten mit dem Dattelpalmenanbau und der Trockenlegung von Salzwiesen eingesetzt, wobei Letzteres eine besonders zermürbende und harte Arbeit war.
Im transatlantischen Handel wurden nur Afrikaner versklavt, die Araber hingegen erhielten Sklaven aus vielen Teilen der Welt, auch aus Europa, wenngleich die Afrikaner den größten Anteil bildeten. In allen wichtigen Städten der arabischen Länder gab es Märkte, die unter strenger, staatlicher Kontrolle betrieben wurden. Der Preis für einen versklavten Menschen richtete sich nach seinem Herkunftsort, seinem Geschlecht, seinem Alter, seiner körperlichen Verfassung und seinen Fähigkeiten.
Im transatlantischen Handel gab es zweimal so viele männliche wie weibliches Sklaven. Sie waren gefragter, weil sie aufgrund ihrer Körperkraft als landwirtschaftliche Arbeitskräfte produkti/ver waren, und wurden vor allem auf Plantagen in der Karibik sowie in Nord -und Südamerika eingesetzt. Im Gegensatz dazu wurden im Handel über den indischen Ozean wie im ostafrikanischen Handel die weiblichen Gefangenen mehr geschätzt, und man nimmt an, dass ihre Zahl, die der männlichen übertraf. Verschleppte afrikanische Frauen mussten als Sexsklavinnen arbeiten oder wurden in das Konkubinatssystem der Adligen aufgenommen. Daher war es nicht ungewöhnlich, dass arabische Prinzen und Kalifen afrikanisches Blut von ihrem Mutter erbten. Wenn ein arabischer Mann mit einer Sklavin Nachwuchs zeugte, wurde dieses Kind frei geboren, und in der Regel wurde auch die Mutter freigelassen, damit sie sich um ihr Kind kümmern konnte. Ein Kind, das ein weißer 'Meister' mit einer versklaven Afrikanerin zeugte, blieb in den Amerikas und der Karibik hingegen gewöhnlich ein versklavter Mensch.
Afrikanischen Männern war es verboten, sexuelle Beziehungen zu arabische Frauen zu unterhalten. Außerdem wurde ein Teil der verkauften Männer von ihren arabischen Herren kastriert. / Als Eunuchen hatten sie die Aufgabe, über die Konkubinen zu wachen. Die Kastration war ein grausamer und unmenschlicher Prozess: die meisten jungen Männer überlebten die Tortur nicht.
Viele Afrikaner setzten sich von Anfang an erbittert zur Wehr. Manchen gelangen sogar bedeutende militärische Siege gegen ihre Unterdrücker. In einem gut dokumentierten und sehr frühen Fall aus dem Jahr 869 erhoben sich Mitglieder von Zwangsarbeitergruppen, die in Mesopotamien, im heutigen Südirak, auf Farmen arbeiteten, gegen ihre arabischen Aufseher. Ihre Arbeits- und Lebensbedingungen waren derart miserabel, dass die Sklaven, die in den Sümpfen Salz abbauten, im 'Aufstand der Zandsch' aufbegehrten. Die Revolte dauerte fast 15 Jahre und forderte Tausende Menschenleben, bevor sie schließlich niedergeschlagen wurde.
Jahrhunderte nach dem Zandsch-Aufstand. widersetzte sich eine Gruppe afrikanischer Frauen ihrer Versklavung. Dies geht aus einem mündlich überlieferten Bericht hervor, auf den bei meinen Gesprächen in Afrika über Sklaverei mehrfach Bezug genommen wurde. Es geht um den transsaharischen Handel nach Nordafrika." (Badawi, S. 229-231)
Abschaffung der Sklaverei (Erlösung) S.350 ff.
"Unter afrikanischen Intellektuellen herrscht ein klarer Konsens, dass den ökonomischen Interessen bei der Abschaffung der Sklaverei, die überragende Rolle zufiel. So erklärt Professor Allen: "Genau die Länder, die zu ihrem großen Nutzen den Sklavenhandel betrieben hatten, nämlich Großbritannien und die Vereinigten Staaten, waren auch führend beim Übergang zum Industriekapitalismus, und die Tatsache, dass die Ausbeutung afrikanischer Arbeiter (und Zwangsarbeiter) durch Länder, wie Großbritannien und Frankreich noch viele Jahrzehnte nach der/Abschaffung des Sklaverei fortdauerte, schwächt doch erheblich die These, die Abschaffung der Sklaverei sei ein moralischer Triumph.
Häufig übersehen wird daneben ein weiterer wichtiger Faktor für die Abschaffung des Sklaverei, nämlich die regelmäßigen Aufstände von Versklavten, zu denen es schon seit den ersten Anfängen des Sklavenhandels kam. Als die Stimmung gegen die Sklaverei umzuschlagen begann, wurde an solchen Aufständen besonders sichtbar, wie kostspielig und schwierig es war, die Sklaverei aufrechtzuerhalten. Die Afrikaner konnten gegen die Schiffsmannschaften rebellieren, wenn sie auf Schiffe verbracht wurden und dort manchmal wochenlang warteten, bis es voll beladen war und in See stach. Wenn das Schiff abgelegt hatte, war die Flucht schwierig, aber es gibt auch Beispiele dafür, wie Afrikaner die Mannschaft überwältigten und zurück nach Afrika steuerten. 1729 kam es zu einer Meuterei der Versklavten an Bord der Clare, sie warfen die Mannschaft über Bord und kehrten an die afrikanische Küste zurück. Mehrfach sanken auch Schiffe mit versklavten Afrikanern an Bord
Zu einer bekannten Revolte kam es 1839, als etwa 50 Afrikaner – überwiegend männliche Erwachsene – aus Westafrika nach Kuba verschleppt wurden. Sie kamen an Bord des Sklavenschiffs Amistad (zynischerweise bedeutet das Wort 'Freundschaft'), das vom kubanischen Havanna zu einer Zuckerplantage in Port-au-Prince fuhr. Während eines Sturms fanden die Afrikaner im Frachtraum Rohrmesser zur Zuckerrohrernte, starteten unter dem Anführer Sengbe Pieh (auch Joseph Cinqué), eine Meuterei und töteten den Kapitän und ein Mannschaftsmitglied. Zwei weitere Matrosen wurden über Bord geworfen oder schwammen vielleicht selbst davon. Die beiden Kubaner, die die versklavten Menschen gekauft hatten, blieben an Bord und erhielten den Befehl, nach Westafrika, zurückzusegeln; sie steuerten das Schiff jedoch an die nordamerikanische Küste. Zwei Monate lang blieb die Amistad auf hoher See, etwa ein Dutzend der versklavten Afrikaner an Bord starben. Schließlich entdeckte die USS Washington der amerikanischen Marine/die Amistad, und eskortierte sie nach Connecticut. [...] Bezeichnenderweise erwarb übrigens Kuba den Großteil seiner versklavten Afrikaner für die Arbeit in der noch jungen Zuckerindustrie erst nach Abschaffung des Handels – nämlich mehr Menschen als in all den vorausgehenden Jahren zusammen." (Badawi, S. 351-353).
"Die Produktion Seltener Erden war bisher von China dominiert, das 60 % der Produktion und 85 % der Verarbeitung Kapazität stellt. Die USA und viele andere Länder suchen inzwischen nach Alternativen, und so könnte sich wieder einmal Afrika mit seinen riesigen, noch intakten Vorräten an Seltenen Erden als Magnet für fremde Interessen an seinen Bodenschätzen erweisen. [...] In der demokratischen Republik Kongo lagern über 70 % der globalen Kobaltvorkommen. Es ist schockierend zu sehen, dass durch Korruption und ökonomisches Missmanagement in der modernen und zeitgenössischen Welt Afrikas Reichtum bislang dafür genutzt wurde, seiner Herrscherklasse und ihren ausländischen Kollaborateuren die Taschen zu füllen /und es ist zu befürchten, dass dieses Muster sich fortsetzt, obwohl ich die Hoffnung nicht aufgebe, dass diese neue Mineral Revolution vielleicht auch Afrika mehr Rückhalt für den Aufbau starker globaler Handelspartnerschaften geben kann. Natürliche Bodenschätze können ein Segen sein und nicht nur der Fluch, als der sie sich schon so oft erwiesen haben. (Badawi, 388/89)
Königreich Kongo: "In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, weniger als ein Jahrhundert nach der Gründung des Königreichs Kongo, zählte/dieses schätzungsweise 3 Millionen Einwohner – in England lebten im selben Zeitraum etwa 2,5 Millionen Menschen. (Badawi,S. 393/94)
König Afonso I. (*um 1456; † 1543) Königin Nzinga(1583-1663) "[...] Nzinga trat daraufhin zum Katholizismus über, was ihr die Unterstützung der Portugiesen für ihre politischen Ambitionen gegenüber ihren etablierten Konkurrenten einbrachte. Die Annahme der christlichen Religion zeigt jedoch auch, wie wenig Wert sie auf die Loyalität der eigenen Leute legte. Nach der Machtübernahme schlug sie einen neuen Weg ein und öffnete den Missionaren und Sklavenhändlern der Portugiesen den Weg ins Land. Als einzige Gegenleistung mussten die Portugiesen ein Fort aufgeben; Nzingas Ernennung zur Königin lag also im Interesse der Kolonisatoren, keinesfalls aber war sie positiv für die bis dahin von der Herrschergewalt gestützten Lineages, in denen später alle potentiellen Rivalen von Nzinga eliminiert wurden." (Wikipedia) "Als die Portugiesen den Titel des Ngola an einen ihnen Genehmeren vergaben, musste Nzinga Hilfe von außen mobilisieren, da sie in den Reihen der traditionellen Führungsschicht keinen Rückhalt mehr hatte. So nahm sie geflohene Sklaven in ihre Dienste und verbündete sich mit einigen Imbangala-Kriegergruppen. Die „Königin ohne Verwandte“ verfügte Miller zufolge nun über die Macht einer Gruppe, die ihr nicht – wie das eigene Volk – einen geringen Status zuschrieb, sondern im Gegenteil Frauen als Regenten und Kriegsführer schätzte. Nzinga erwarb den Imbangala-Titel einer „Tembanza“ und galt damit zunächst als legitime Herrscherin. Sie gewann im Gebiet der Imbangala eine von den Portugiesen ungestörte Rückzugszone, von wo aus sie ihre Expeditionen gegen portugiesische Sklavenhändler führte. Diese Zeit des politischen und militärischen Erfolges währte bis 1629, als einige Kriegsherren der bis dahin verbündeten Imbangala zu den Portugiesen überliefen und Nzinga wegen der fehlenden Volkszugehörigkeit den Titel absprechen wollten. Nzinga zog sich daraufhin weiter ins Landesinnere zurück und organisierte den Kampf gegen die Portugiesen von neuem. [...]" (Wikipedia)
Kimpa Vita(* 1684; † 2. Juli1706); "Kimpa Vitas Geschichte ist wichtig, da über die Rolle der Frauen in den afrikanischen Geschichtsbüchern hinweggesehen wird, [...] Professor Scholastique Dianzinga [...] erklärte: 'Wir sprechen zum Beispiel oft von den Vätern der Unabhängigkeit, aber selten von den Müttern. Es gab viele Frauen, die sich der Fremdherrschaft widersetzten, und wir brauchen mehr öffentliche Denkmäler für diese Frauen, wie die von Kimba Vita und Njinga. Wir müssen sie sichtbarer machen.' (Badawi,S. 407).
Kongokonferenz (1884/85) "Der britische Premier, der Lord Sailsbury fasste die Stimmung gut zusammen, als er sagte: 'Wir haben eifrig Linien auf Landkarten gezogen, wohin noch kein weißer Mann jemals seinen Fuß gesetzt hatte; wir haben einander Berge, Flüsse und Seen abgetreten, die nur den kleinen Schönheitsfehler hatten, dass wir nie genau wussten, wo diese Berge, Flüsse und Seen eigentlich lagen.' " (Badawi,S. 408)
Der Wettlauf um Afrika mündete in einer Katastrophe für die Afrikaner und insbesondere für das Königreich Kongo, dessen ehemalige Gebiete an die Belgier im Kongo und an die Portugiesen im späteren Angola, fielen. Die portugiesische Herrschaft über Angola brachte eine auf verschiedenen Formen von Zwangsarbeit basierende Wirtschaft hervor, die bis Mitte des 19. Jahrhunderts andauerte; die Sklaverei selbst wurde von den Portugiesen erst 1868 abgeschafft.
Der belgische Monarch Leopold II. hatte schon lange ein Auge auf die riesigen fruchtbaren Gebiete rum um das Kongobecken geworfen. Im Jahr 1876, fast zehn Jahre vor der Kongo Konferenz, hatte er in seinem Brüsseler Palast, eine internationale Konferenz von Forschern und Geographen einberufen. Einer der Teilnehmer, der britische Entdecker, Henry Morton Stanley, wurde zu 'seinem Mann' in Afrika. Ende des 19. Jahrhunderts wussten die Europäer, dank ihrer Entdecker schon weit mehr über das Innere Afrikas, sein Terrain, seine Ressourcen und seine Wirtschaft sowie über die Stärken und Schwächen seiner Staaten und Gesellschaften – ein Wissen, das für die Eroberung afrikanischer Gebiete durch die Europäer von entscheidender Bedeutung war. In den folgenden fünf Jahren reiste Stanley auf den Wasserstraßen des Kongobeckens auf und ab, errichtete Handelsposten und schloss Verträge mit lokalen wie Tippu-Tib. Einige dieser Verträge wurden offenbar nachträglich manipuliert und von Leopold zu seinem Vorteil genutzt.
Es gelang ihm, die Kontrolle über den Kongo zu erlangen, in dem er die Delegierten der Kongokonferenz von seinen philanthropischen Zielen in diesem Gebiet überzeugte, darunter die Beendigung der Versklavung von Afrikanern durch arabische und swahilische Sklavenhändler [...] Das riesige Gebiet, reich an Rohstoffen wie Kautschuk, wurde zum Kongo-Freistaat erklärt und als Handelszone für Akteure europäischer Nationen vorgesehen." (Badawi,S. 409).
Entgegen der auf der Kongokonferenz getroffenen Vereinbarung betrachtete König Leopold den Kongo- Freistaat als seine persönliche Kolonie, die er dazu nutzte, ein beträchtliches Vermögen für sich anzuhäufen. Um seine Gewinne zu maximieren, erklärte Leopold 1891 und 1892 das gesamte Land und die Rohstoffe der Region Eigentum des Kongo-Freistaates seien. Diesen teilte er in mehrere Zonen auf: seinen Privatbesitz, von dem ein Teil als Kronbesitz ausgewiesen wurde, und ein weiteres Gebiet, das nach Bedarf besiedelt werden sollte; der Rest des Landes blieb eine Freihandelszone. Leopold vergab Konzessionen an Dutzende europäische Unternehmen. [...]
Unter der Schirmherrschaft Leopold führten die Konzessiongesellschaften ein brutales System ein, das die Arbeiter in Angst und Schrecken versetzen sollte. Sie heuerten Wachmannschaften aus anderen Teilen des Kongo an und bildeten Milizen, von denen man erwartete, dass sie vor Gewalt gegen die Arbeiter nicht zurückschreckten. So sollte eine maximale Kautschukausbeute sichergestellt werden. Es muss betont werden, dass zwar kongolesische Wachmannschaften den Großteil der Gräueltaten verüben, diese jedoch von den europäischen Konzern / angeordnet und von König Leopold gebilligt wurden. Bei dem Versuch, ihre Quoten zu erfüllen, schufteten sich manche Kautschuksammler buchstäblich zu Tode. Dorfoberhäupter wurden bestraft, inhaftiert oder sogar getötet, wenn die Bewohner ihre Ziele nicht erreichten. Im Durchschnitt musste ein Mann alle zwei Wochen etwa vier Kilogramm getrockneten Kautschuk abliefern. Das Verfahren war anstrengend und zeitaufwändig. Viele verließen ihre Dörfer und Höfe und flüchteten in den Regenwald, wo sie verhungerten. Die Verzweiflung führte zu regelmäßigen Aufständen, die mit Gewehrfeuer brutal niedergeschlagen wurden. Nicht nur die Wächter übten Gewalt aus, auch europäische Akteure Beteiligten sich an dieser Barbarei. Um zu beweisen, dass er keine Kugel verschwendet hatte, musste ein Wachposten jedem Erschossenen eine Hand abhaken, sie über Rauch konservieren und die abgetrennten Hände in einen Korb legen, dessen grausigen Inhalt er dann seinem europäischen Handelsvertreter präsentierte. Wenn ein Schuss daneben ging oder er die Kugeln für eigene Zwecke verwenden wollte, haute er einfach einem Einheimischen die Hand ab, um die fehlende Kugel zu erklären. Von dieser perversen Praxis zeugen Dutzende Fotografien, die Kongolesen mit abgetrennten Händen zeigen. (Badawi, S.410/ 411).
"Afrikanische Staaten sind relativ jung: die meisten Grenzen wurden von den Kolonialmächten gezogen, die ihren eigenen Bedürfnissen Vorrang, vor denen der Afrikaner ein räumten und/ethnische, religiöse und kulturelle Unterschiede kaum beachteten. Es sollte daher nicht überraschen, dass diese künstlichen Gebilde nicht sofort als organische, zusammenhängende, Ganzheiten funktionierten." (Badawi, S.423/24)
Zuvor hat Badawi darauf hingewiesen, dass manche Spannungen dadurch hervorgerufen wurden, dass ökonomische Klassenunterschiede wie z.B. der zwischen Hutu und Tutsials ethnische Unterschiede interpretiert worden waren. (S.408/09)
17 Widerstand und Befreiung S.425 ff.
"Nachfolgend wird diese Phase der Geschichte aus sudanesischer Sicht geschildert, wobei ich mich weitgehend auf die Memoiren des Mahdi– Anhängers Scheich Babikr Bedri (1861-1954) stütze, eine wertvolle und wenig bekannte Quelle." (S. 427)
"Der Widerstand des Mahdi scheiterte zwar letztendlich, doch die nationalistische Stimmung, die er ausgelöst hatte, trug dazu bei, dass der Sudan 1956 unabhängig wurde." (S.434)
"Es gibt zahlreiche weitere Beispiele, auf die ich nicht angemessen eingehen kann. Wie in der General History of Africa jedoch festgestellt wird, sind viele afrikanische Historiker der Auffassung, dass der Westen dazu neigte, diejenigen Afrikaner, die keinen Widerstand gegen die Kolonialherrschaft leisteten, als friedliebend und diejenigen, die sich wehrten, als blutrünstig darzustellen. Tatsächlich gab es Widerstand in praktisch allen Regionen, in denen Europa Fuß fasste. Die Rebellionen waren 'gerechte Befreiungskriege' und wurden in der Regel von der Bevölkerungsmehrheit unterstützt." (S.437)
Viele afrikanische Historiker sind der Auffassung, 'dass der Westen dazu neigte, diejenigen Afrikaner, die keinen Widerstand gegen die Kolonialherrschaft leisteten, als friedliebend und diejenigen, die sich wehrten als blutrünstig darstellen. Tatsächlich gab es Widerstand in praktisch allen Regionen, in denen Europa Fuß fasste. Die Rebellionen waren 'gerechte Befreiungskriege' und wurden in der Regel von der Bevölkerungsmehrheit unterstützt." (Badawi, S.437)
1. Dämonisierung des Widerstands als „Blutrünstigkeit“
Die Aussage betont, dass Afrikaner, die sich wehrten, von den Kolonialmächten oft als "blutrünstig" oder "primitive Wilde" dargestellt wurden. Diese Stigmatisierung diente dazu, die eigene brutale Unterdrückung zu rechtfertigen und den Widerstand moralisch zu delegitimieren.
Beispiel: Die Maji-Maji-Rebellion (Deutsch-Ostafrika, 1905–1907)
Widerstand: Verschiedene Volksgruppen im heutigen Tansania erhoben sich gegen die Zwangsarbeit und die harte Steuerpolitik der deutschen Kolonialverwaltung. Sie glaubten an ein "magisches" Wasser (Maji), das sie vor deutschen Kugeln schützen sollte.
Darstellung des Westens: Die deutsche Presse und die Kolonialverwaltung stellten die Aufständischen oft als fanatische und rückständige Horden dar, deren Rebellion sinnlos und grausam war. Der blutige Feldzug der Kolonialtruppen zur Niederschlagung (der zu einer Hungersnot mit Schätzungen von 75.000 bis 300.000 Toten führte) wurde als notwendige Maßnahme zur Wiederherstellung der "Ordnung" dargestellt.
Sicht afrikanischer Historiker: Die Rebellion war ein gerechter Befreiungskrieg gegen Unterdrückung, Ausbeutung und Landraub.
2. Idealisierung der Unterwerfung als „Friedliebend“
Diejenigen afrikanischen Gruppen oder Anführer, die keinen bewaffneten Widerstand leisteten oder mit den Kolonialherren kollaborierten, wurden im Gegensatz dazu oft als "friedliebend," "zivilisiert" oder "loyal" beschrieben. Diese Unterscheidung diente der Spaltung der afrikanischen Bevölkerung und der Rechtfertigung der Kolonialherrschaft als "wohltätig" für die "guten" Afrikaner.
Beispiel: Die Rolle traditioneller Führer (in verschiedenen Kolonien)
Unterwerfung/Kollaboration: In vielen Kolonien, wie dem britischen Nigeria (System der Indirect Rule), wurden lokale Chiefs eingesetzt, die Steuern eintrieben, Arbeitskräfte mobilisierten und für die Kolonialherren Recht sprachen. Sie leisteten keinen Widerstand.
Darstellung des Westens: Diese Führer wurden als "loyale Verbündete" oder "verantwortungsbewusste Verwalter" dargestellt, die zur "Entwicklung" und "Befriedung" ihrer Gebiete beitrugen. Man insinuierte, diese Gruppen hätten die "Vorteile" der Zivilisation erkannt.
Sicht afrikanischer Historiker: Diese Führer waren oft Marionetten des Kolonialregimes. Ihre Unterstützung der Kolonialherrschaft resultierte aus Zwang, Drohungen oder dem Wunsch, eigene Machtpositionen im neuen System zu sichern – es war keine freiwillige Akzeptanz der Fremdherrschaft durch die Bevölkerung.
3. Der allgegenwärtige Widerstand als „Gerechte Befreiungskriege“
Die Aussage hebt hervor, dass Widerstand praktisch überall stattfand und die Rebellionen von der Bevölkerungsmehrheit unterstützt wurden. Dies widerlegt die koloniale Erzählung, die den Widerstand als isolierte, kriminelle oder terroristische Akte abtat.
Beispiel: Der Herero- und Nama-Krieg (Deutsch-Südwestafrika, 1904–1908)
Widerstand: Die Herero und später die Nama erhoben sich gegen den Landraub, die Zwangsarbeit und die Ungerechtigkeit der deutschen Siedler und Verwaltung. Es handelte sich um einen organisierten Aufstand mit dem Ziel, die Unabhängigkeit zurückzuerlangen.
Darstellung des Westens: Der Aufstand wurde als „Rassenkrieg“ und „Verrat“ dargestellt, der die Vernichtung der deutschen Siedler zum Ziel hatte. Die Reaktion Deutschlands (der Befehl zur Vernichtung, der zum ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts führte) wurde als notwendige "Vergeltung" oder "Befriedung" deklariert.
Sicht afrikanischer Historiker: Der Aufstand war ein existentieller Krieg zur Verteidigung von Land und Leben. Er war gerecht im Sinne der Selbstbestimmung und wurde von der überwältigenden Mehrheit der betroffenen Völker getragen. Die brutale Niederschlagung durch Deutschland war ein Verbrechen, das die ursprünglichen Gewalttaten der Kolonisten in den Schatten stellte.
Wikipedia: "Die Völkermorde in der Neuzeit fanden vor allem in Kolonien statt: zunächst bei der Kolonisierung durch europäische Mächte (z. B. an Indianern während der Indianerkriege); dann teilweise erneut bei der Entkolonisation. Dabei prallten nach Abzug einer Kolonialmacht gelegentlich verschiedene ethnische Gruppen aufeinander, welche durch die Grenzziehungen ihrer Kolonialmacht nun in einem Staat lebten (wie etwa in Biafra und Bangladesch). Aber auch Russland verfolgte während und nach den Russisch-Tscherkessischen Kriegen (1763–1864) eine genozidale Strategie der systematischen Massaker an Zivilisten, die zum Völkermord an den Tscherkessen führte, bei dem bis zu eine Million Tscherkessen entweder getötet oder gewaltsam in das Osmanische Reich (insbesondere in die heutige Türkei) vertrieben wurden, wodurch die tscherkessische Diaspora entstand.[32][33]
Ab dem 20. Jahrhundert, Auswahl allgemein anerkannter Völkermorde
Zum Allgemeinbild der afrikanische Befreiungsbewegungen schreibt die KI gemini:
Afrikanische Befreiungsbewegungen setzten eine Vielzahl von Aktivitäten und Strategien ein, um die Unabhängigkeit von der Kolonialherrschaft zu erlangen und später gegen Minderheitenregime (wie in Südafrika oder Südrhodesien/Simbabwe) zu kämpfen.
Zu den wichtigsten unternommenen Schritten und Methoden gehörten:
Politischer Widerstand und Organisation:
Gründung politischer Parteien und Bewegungen: Beispiele sind der African National Congress (ANC) in Südafrika, die SWAPO (South West Africa People's Organisation) in Namibia, die MPLA (Movimento Popular de Libertação de Angola) in Angola, die FRELIMO (Frente de Libertação de Moçambique) in Mosambik und die CPP (Convention People's Party) in Ghana.
Mobilisierung der Bevölkerung: Sie organisierten Massenproteste, Demonstrationen, Boykotte, Streiks (wie der Generalstreik der Arbeiter in Namibia 1971) und Kampagnen des zivilen Ungehorsams.
Verfolgung friedlicher Mittel: Einige Bewegungen, wie die von Kwame Nkrumah in Ghana, nutzten zunächst Verhandlungen und politischen Druck, um die Selbstverwaltung und schließlich die Unabhängigkeit zu erreichen.
Bewaffneter Kampf (Guerillakrieg):
In vielen Fällen, insbesondere dort, wo die Kolonialmächte oder Minderheitenregime Verhandlungen ablehnten oder mit Härte reagierten (z. B. in den portugiesischen Kolonien, Südafrika, Südrhodesien/Simbabwe), griffen Befreiungsbewegungen zum bewaffneten Kampf.
Beispiele: Der bewaffnete Flügel des ANC, Umkhonto we Sizwe (MK), die PLAN (People's Liberation Army of Namibia) der SWAPO oder die Kämpfe in Angola und Mosambik.
Diese Taktik umfasste Guerillaoperationen gegen militärische und infrastrukturelle Ziele der Besatzungsmacht.
Internationale Diplomatie und Unterstützung:
Exil-Regierungen und Vertretung bei internationalen Organisationen: Viele Führer und Aktivisten gingen ins Exil, um von dort aus internationale Unterstützung zu mobilisieren.
Einsatz bei den Vereinten Nationen (UN): Bewegungen wie die SWAPO, der ANC und die Bewegungen in den portugiesischen Gebieten wurden von der UN-Generalversammlung als "authentische Vertreter" ihrer Völker anerkannt. Dies führte zu internationaler Unterstützung und Druck auf die Kolonialmächte.
Zusammenarbeit mit der Organisation Afrikanische Einheit (OAU): Die OAU (heute Afrikanische Union) unterstützte aktiv die Befreiungsbewegungen durch politische Anerkennung und materielle Hilfe.
Aufbau von Solidaritätsnetzwerken: Kontakte wurden zu anderen antikolonialen und afro-asiatischen Bewegungen (z. B. auf der Bandung-Konferenz 1955) und den Großmächten des Kalten Krieges (Ost- und Westblock) geknüpft, um militärische, finanzielle und logistische Hilfe zu erhalten.
Anti-Apartheid-Bewegungen: In vielen westlichen Ländern unterstützten Anti-Apartheid-Bewegungen den Kampf in Südafrika durch Boykottaktionen (z. B. von südafrikanischen Waren), Demonstrationen und politischen Druck auf ihre Regierungen.
Ideologische und kulturelle Arbeit:
Panafrikanismus und Nationalismus: Die Bewegungen förderten die Ideen des Panafrikanismus und eines eigenen afrikanischen Nationalismus, um ethnische Unterschiede zu überwinden und eine gemeinsame Front gegen die Kolonialherrschaft zu bilden.
Entwicklung politischer Ideen: Die Programmatik zielte darauf ab, die kolonialen Strukturen als ungerecht anzuprangern und nach der Unabhängigkeit eine eigene politische und gesellschaftliche Ordnung (oft mit sozialistischen oder national-sozialistischen Ansätzen) zu etablieren.