Einführung:
Zeinab Badawi hat mit ihrer Geschichte Gesamtafrikas aus afrikanischer Sicht ein Werk vorgelegt, das vor allem Afrikaner, die nicht in dem arabisch geprägten Raum anregen könnte, sich mit der Vorgeschichte ihrer Region zu beschäftigen. Denn die Tatsache, dass Ägypter, Griechen und Römer schon lange, bevor sich Schriftkultur über die ganze Welt ausbreitete, über Völker in Nordafrika und Europa berichtet haben, ändert ja nichts daran, dass wesentliche Entwicklungen der Menschheit in Afrika stattgefunden haben.
Deshalb werden hier besonders die Passagen wiedergegeben, in denen Badawi darauf eingeht, dass aufgrund der kolonialen Vergangenheit wichtige Phasen der afrikanischen Vergangenheit lange übergangen wurden. Auf die Inhalte der Geschichte verweisen vor allem Links auf die Wikipedia (meist auf die deutsch-, gelegentlich auf die englischsprachige).
Verlagshinweis: Afrika ist die Geburtsstätte der Menschheit – und doch wissen viele inner- und außerhalb Afrikas nur wenig über die frühe und auch die jüngere Geschichte des Kontinents. Weil die Geschichtsschreibung von der europäischen Perspektive dominiert und daher unvollständig, interessengeleitet sowie verzerrt sei, stellt die Historikerin und Journalistin Zeinab Badawi eine Gegenerzählung aus afrikanischer Perspektive vor. Nach einem Einblick in paläontologische Funde urzeitlicher Menschen gibt sie einen Überblick über die alten Zivilisationen und ihre Herrschenden – etwa die Pharaonen Ägyptens und des Kusch-Reiches, Mansa Musa und die Königreiche Westafrikas oder Mutota und die Könige Groß-Simbabwes.
Badawi spannt einen weiten Bogen bis hin zur Kolonialgeschichte und die massive Verschleppung versklavter Afrikanerinnen und Afrikaner im Zuge des arabischen und des transatlantischen Menschenhandels sowie die Plünderung und Zerstörung von Kulturgütern. Sie thematisiert dabei auch den Widerstand gegen diese lange Fremdherrschaft durch europäische Kolonialmächte und schließt mit der Unabhängigkeit der jungen afrikanischen Staaten. Badawi stützt sich unter anderem auf die Ergebnisse afrikanischer Forscher des UNESCO-Projekts „General History of Africa“, bereiste selbst mehrere Länder und historische Orte in Afrika von Marokko bis Madagaskar und sprach mit zeitgenössischen afrikanischen Expertinnen und Experten. Mit ihren Befunden möchte die in Großbritannien lebende gebürtige Sudanesin ein stärkeres Geschichtsbewusstsein in und über Afrika fördern und zu einer Veränderung der bislang oft von Negativschlagzeilen geprägten Auseinandersetzung mit afrikanischen Gesellschaften einladen.
Zeinab Badawi: "Ich möchte mit Vorurteilen über Afrikaner aufräumen, indem ich ein ganzheitliches Verständnis ihrer Geschichte vermittle, das über die unnötigen Darstellungen von Kannibalismus und Menschenopfern hinausgeht, welche darauf abzielen, die Kultur der Völker eines ganzen Kontinents zu verunglimpfen und seine Geschichte zu entwerten." (S.250)
Inhalt
1 Unsere Familie und andere Hominini 15
2 Geschenk des Nils 40
3 Das Reich von Kusch 73
Es wurden Schätze und Gebrauchsgegenstände einschließlich aufwendig dekorierter Keramik gefunden, die auf bis zu 8000 Jahre v.u.Z. datiert werden und laut Dr. Taha damit 3000 Jahre älter sind als alle Keramik, die in Ägypten je gefunden wurde. Die Kuschiter bauten auch 1000 Pyramiden; 250 davon stehen bis heute oder sind in Teilen ihrer Aufbauten erhalten. Ihre reich dekorierten Innenräume enthielten die Schätze, Möbel und das persönliche / Eigentum des verstorbenen Königs oder der Königin; allerdings wurden sie vor langer Zeit geplündert oder zur Ausstellung in Museen verbracht, so dass nur noch die Wandmalereien übrig sind. Die am besten erhaltene Ansammlung von Pyramiden befindet sich in Begarawiyah etwa 200 km nördlich von Khartum. In den Weiten der sudanesische Sahara ragen dort Dutzende Pyramiden auf – anscheinend mitten im Nirgendwo. Der über die Jahrhunderte fortschreitende Klimawandel verwandelte das Siedlungsgebiet der Kuschiter, das einst mit Seen, Savannen und lautem Vogelgesang gesegnet war, nach und nach in ein auswegloses Sandmeer." (S. 74/75)
Kaschta, S.81-85 Eroberer Süd-Ägyptens
Piankhi S.85-90
4 Ezana von Aksum und der Aufstieg eines christlichen Königreichs S.106 ff.
5 Kreuz und Halbmond S.123 ff.
6 Ifrīqiya und die Amazigh S.141 ff.
7 Der Islam und die Dynastien Nordafrikas S. 61 ff.
8 Mansa Musa und die Königreiche Westafrikas S.189 ff
Reich von Ghana Königreich der Susu Malireich Songhaireich
9 Tippu-Tib und die ersten Sklavenhalter S.219ff.
Königreich Waalo, Überfall auf die Frauen von Nder 1819 Angriff von Mauren und Toucouleur-Sklavenhändlern auf das Dorf Nder.
Laut einer mündlichen Überlieferung hielt Mbaka Dia eine Ansprache an die Frauen, deren Männer bereits getötet worden waren:
"Sollen die Leute sagen, dass ihre Großmutter das Dorf als Sklavin verlassen hat oder dass sie tapfer war bis in den Tod? Ja, meine Schwestern, wir müssen als freie Frauen sterben und nicht als Sklavinnen leben. Wer mir zustimmt, folgt mir in die große Hütte, wo der Rat der Weisen zusammenkommt. Wir werden alle hineingehen und sie / in Brand stecken. So wird der Feind nur Asche vorfinden. Lasst uns leben als stolze Frauen von Walo. [...]
10 In Bronze gegossen S.246 ff.
"Ich möchte mit Vorurteilen über Afrikaner aufräumen, indem ich ein ganzheitliches Verständnis ihrer Geschichte vermittle, das über die unnötigen Darstellungen von Kannibalismus und Menschenopfern hinausgeht, welche darauf abzielen, die Kultur der Völker eines ganzen Kontinents zu verunglimpfen und seine Geschichte zu entwerten.
Manch einer mag nun einwenden, dass ich durch die Verharmlosung solch grausiger Praktiken, das Pendel zu weit in die andere Richtung ausschlagen ließe und ein elysisches Bild von Afrika zeichnete. Ich möchte jedoch auf eine Vielzahl von Schriften zu diesem Themen verweisen, die unverhältnismäßig große Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben, die nun ausgeglichen werden soll. Tatsächlich wurden genau diese Praktiken angeführt, um die mörderischen Auswüchse des europäischen Kolonialismus zu rechtfertigen. Der britische Soldat, Diplomat und Reisende, Sir Richard Burton, der Benin 1863 besuchte, befand, dass die gelegentlichen Menschenopfer der herausragendste Aspekt der dortigen Kultur seien. Er zeichnete ein Bild des Bösen und stellte die Invasion in Benin als zivilisatorische Mission dar. Diese Mission wurde für die Imperialisten außerdem zu einem bequemen Vorwand, um das zu unterbinden, was Burton scheinbar ohne jegliche Spur von Ironie, als Einmischung des Oba, in den Handel, weit jenseits der Grenzen seines Königreichs bezeichnete.. Oba ist der Titel der Könige von Benin.
Angesichts der hohen Bedeutung der Benin-Bronzen in den aktuellen Diskussionen um Kunst und Kolonialismus wollte ich tiefer in die Geschichte des Königreichs eindringen, aus dem diese Schätze stammen, und habe mich an Professor Osarhieme Osadolor von der Universität Benin gewandt, dessen Wissen in einen Großteil dieses Kapitels eingeflossen ist."(Badawi, S.250)
Königreich Benin Benin-Bronzen Idia Mauern von Benin Benin (Staat) weitere Bedeutungen von Benin
"Das Edo-Volk nutzte keine Schriftsprache, sondern hielt auf den Bronzen alle wichtigen Ereignisse fest.[12] An den Platten ließ sich ablesen, welche Taten ein König vollbracht hatte, wann wer gegen wen Kriege führte, wie die Nachfolge geregelt wurde und welche Rituale abgehalten wurden. Viele Benin-Kunstwerke hatten sakrale Funktionen und waren Kommunikationsmittel der Obas/Könige und Kollektives Gedächtnis." (Wikipedia)
11 Königreiche im Süden S.270 ff.
Groß-Simbabwe Mapungubwe (Leopard's Kopje) Munhumutapa-Reich (Mutapa-Herrscher)
12 Der Aufstieg von Asante (Aschanti) : Osei Tutu und Abena Pokou S.291 ff.
Reich auf dem Gebiet des heutigen Ghana
13 Unbeugsame Asante: Prempeh und Yaa Asantewaa S.310 ff.
14 Sklaverei und Erlösung S.326 ff.
Sklaverei: "Die omanischen Araber betrieben über den Indischen Ozean, einen regen Handel mit versklavten Afrikanern. Dieser Handel unterschied sich in mehrfacher Hinsicht von der Besitzsklaverei der atlantischen Welt. Zunächst konnten fast versklavte Afrikaner auf vielfältige Weise eingesetzt werden: sie wurden als einfache Diener beschäftigt, da der Besitz von Hauspersonal, in der arabischen Kultur als Zeichen von Prestige galt; sie leisteten als Dichter, Handwerker, Schriftsteller, Musiker und Handelsgehilfen, einen wichtigen Beitrag im kulturellen Bereich; sie dienten als Matrosen oder Soldaten in der omanischen Armee; oder sie wurden als Perlentaucher im Golf eingesetzt (viele Taucher litten an geplatzten Trommelfell, sowie schweren Haut- und Atemwegserkrankungen). Obwohl manche Sklaven derartige Tätigkeiten ausübten, wurde die überwiegende Mehrheit allerdings in riesigen landwirtschaftlichen Projekten mit dem Dattelpalmenanbau und der Trockenlegung von Salzwiesen eingesetzt, wobei Letzteres eine besonders zermürbende und harte Arbeit war.
15 Land, Gold und Gier S.361 ff.
Khoisan Autshumao, Niederländische Ostindien Kompagnie, Großer Treck, Erster Burenkrieg (1880–1881), Zulu Königreich Zululand Shaka Zulu, Empfängnisverhütung, Zulukrieg (1879) Zweiter Burenkrieg (1899–1902), Goldminen, Diamanten, Cecil Rhodes, Lobengula,
"Die Produktion Seltener Erden war bisher von China dominiert, das 60 % der Produktion und 85 % der Verarbeitung Kapazität stellt. Die USA und viele andere Länder suchen inzwischen nach Alternativen, und so könnte sich wieder einmal Afrika mit seinen riesigen, noch intakten Vorräten an Seltenen Erden als Magnet für fremde Interessen an seinen Bodenschätzen erweisen. [...] In der demokratischen Republik Kongo lagern über 70 % der globalen Kobaltvorkommen. Es ist schockierend zu sehen, dass durch Korruption und ökonomisches Missmanagement in der modernen und zeitgenössischen Welt Afrikas Reichtum bislang dafür genutzt wurde, seiner Herrscherklasse und ihren ausländischen Kollaborateuren die Taschen zu füllen /und es ist zu befürchten, dass dieses Muster sich fortsetzt, obwohl ich die Hoffnung nicht aufgebe, dass diese neue Mineral Revolution vielleicht auch Afrika mehr Rückhalt für den Aufbau starker globaler Handelspartnerschaften geben kann. Natürliche Bodenschätze können ein Segen sein und nicht nur der Fluch, als der sie sich schon so oft erwiesen haben. (Badawi, 388/89)
16 Das Königreich Kongo und der Wettlauf um Afrika S.390 ff.
Königreich Kongo: "In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, weniger als ein Jahrhundert nach der Gründung des Königreichs Kongo, zählte/dieses schätzungsweise 3 Millionen Einwohner – in England lebten im selben Zeitraum etwa 2,5 Millionen Menschen. (Badawi, S. 393/94)
Bantu,
König Afonso I. (*um 1456; † 1543) Königin Nzinga (1583-1663) "[...] Nzinga trat daraufhin zum Katholizismus über, was ihr die Unterstützung der Portugiesen für ihre politischen Ambitionen gegenüber ihren etablierten Konkurrenten einbrachte. Die Annahme der christlichen Religion zeigt jedoch auch, wie wenig Wert sie auf die Loyalität der eigenen Leute legte. Nach der Machtübernahme schlug sie einen neuen Weg ein und öffnete den Missionaren und Sklavenhändlern der Portugiesen den Weg ins Land. Als einzige Gegenleistung mussten die Portugiesen ein Fort aufgeben; Nzingas Ernennung zur Königin lag also im Interesse der Kolonisatoren, keinesfalls aber war sie positiv für die bis dahin von der Herrschergewalt gestützten Lineages, in denen später alle potentiellen Rivalen von Nzinga eliminiert wurden." (Wikipedia) "Als die Portugiesen den Titel des Ngola an einen ihnen Genehmeren vergaben, musste Nzinga Hilfe von außen mobilisieren, da sie in den Reihen der traditionellen Führungsschicht keinen Rückhalt mehr hatte. So nahm sie geflohene Sklaven in ihre Dienste und verbündete sich mit einigen Imbangala-Kriegergruppen. Die „Königin ohne Verwandte“ verfügte Miller zufolge nun über die Macht einer Gruppe, die ihr nicht – wie das eigene Volk – einen geringen Status zuschrieb, sondern im Gegenteil Frauen als Regenten und Kriegsführer schätzte. Nzinga erwarb den Imbangala-Titel einer „Tembanza“ und galt damit zunächst als legitime Herrscherin. Sie gewann im Gebiet der Imbangala eine von den Portugiesen ungestörte Rückzugszone, von wo aus sie ihre Expeditionen gegen portugiesische Sklavenhändler führte. Diese Zeit des politischen und militärischen Erfolges währte bis 1629, als einige Kriegsherren der bis dahin verbündeten Imbangala zu den Portugiesen überliefen und Nzinga wegen der fehlenden Volkszugehörigkeit den Titel absprechen wollten. Nzinga zog sich daraufhin weiter ins Landesinnere zurück und organisierte den Kampf gegen die Portugiesen von neuem. [...]" (Wikipedia)
Kimpa Vita (* 1684; † 2. Juli 1706); "Kimpa Vitas Geschichte ist wichtig, da über die Rolle der Frauen in den afrikanischen Geschichtsbüchern hinweggesehen wird, [...] Professor Scholastique Dianzinga [...] erklärte: 'Wir sprechen zum Beispiel oft von den Vätern der Unabhängigkeit, aber selten von den Müttern. Es gab viele Frauen, die sich der Fremdherrschaft widersetzten, und wir brauchen mehr öffentliche Denkmäler für diese Frauen, wie die von Kimba Vita und Njinga. Wir müssen sie sichtbarer machen.' (Badawi, S. 407).
"Afrikanische Staaten sind relativ jung: die meisten Grenzen wurden von den Kolonialmächten gezogen, die ihren eigenen Bedürfnissen Vorrang, vor denen der Afrikaner ein räumten und/ethnische, religiöse und kulturelle Unterschiede kaum beachteten. Es sollte daher nicht überraschen, dass diese künstlichen Gebilde nicht sofort als organische, zusammenhängende, Ganzheiten funktionierten." (Badawi, S.423/24)
17 Widerstand und Befreiung S.425 ff.
"Nachfolgend wird diese Phase der Geschichte aus sudanesischer Sicht geschildert, wobei ich mich weitgehend auf die Memoiren des Mahdi– Anhängers Scheich Babikr Bedri (1861-1954) stütze, eine wertvolle und wenig bekannte Quelle." (S. 427)
Widerstand: Mahdi
Sudan: Muhammad Ahmad Mahdi-Aufstand
"Der Widerstand des Mahdi scheiterte zwar letztendlich, doch die nationalistische Stimmung, die er ausgelöst hatte, trug dazu bei, dass der Sudan 1956 unabhängig wurde." (S.434)
Somalia: Mohammed Abdullah Hassan Äthiopien: Schlacht von Adwa 1896
"Es gibt zahlreiche weitere Beispiele, auf die ich nicht angemessen eingehen kann. Wie in der General History of Africa jedoch festgestellt wird, sind viele afrikanische Historiker der Auffassung, dass der Westen dazu neigte, diejenigen Afrikaner, die keinen Widerstand gegen die Kolonialherrschaft leisteten, als friedliebend und diejenigen, die sich wehrten, als blutrünstig darzustellen. Tatsächlich gab es Widerstand in praktisch allen Regionen, in denen Europa Fuß fasste. Die Rebellionen waren 'gerechte Befreiungskriege' und wurden in der Regel von der Bevölkerungsmehrheit unterstützt." (S.437)
1. Dämonisierung des Widerstands als „Blutrünstigkeit“
Die Aussage betont, dass Afrikaner, die sich wehrten, von den Kolonialmächten oft als "blutrünstig" oder "primitive Wilde" dargestellt wurden. Diese Stigmatisierung diente dazu, die eigene brutale Unterdrückung zu rechtfertigen und den Widerstand moralisch zu delegitimieren.
Beispiel: Die Maji-Maji-Rebellion (Deutsch-Ostafrika, 1905–1907)
Widerstand: Verschiedene Volksgruppen im heutigen Tansania erhoben sich gegen die Zwangsarbeit und die harte Steuerpolitik der deutschen Kolonialverwaltung. Sie glaubten an ein "magisches" Wasser (Maji), das sie vor deutschen Kugeln schützen sollte.
Darstellung des Westens: Die deutsche Presse und die Kolonialverwaltung stellten die Aufständischen oft als fanatische und rückständige Horden dar, deren Rebellion sinnlos und grausam war. Der blutige Feldzug der Kolonialtruppen zur Niederschlagung (der zu einer Hungersnot mit Schätzungen von 75.000 bis 300.000 Toten führte) wurde als notwendige Maßnahme zur Wiederherstellung der "Ordnung" dargestellt.
Sicht afrikanischer Historiker: Die Rebellion war ein gerechter Befreiungskrieg gegen Unterdrückung, Ausbeutung und Landraub.
2. Idealisierung der Unterwerfung als „Friedliebend“
Diejenigen afrikanischen Gruppen oder Anführer, die keinen bewaffneten Widerstand leisteten oder mit den Kolonialherren kollaborierten, wurden im Gegensatz dazu oft als "friedliebend," "zivilisiert" oder "loyal" beschrieben. Diese Unterscheidung diente der Spaltung der afrikanischen Bevölkerung und der Rechtfertigung der Kolonialherrschaft als "wohltätig" für die "guten" Afrikaner.
Beispiel: Die Rolle traditioneller Führer (in verschiedenen Kolonien)
Unterwerfung/Kollaboration: In vielen Kolonien, wie dem britischen Nigeria (System der Indirect Rule), wurden lokale Chiefs eingesetzt, die Steuern eintrieben, Arbeitskräfte mobilisierten und für die Kolonialherren Recht sprachen. Sie leisteten keinen Widerstand.
Darstellung des Westens: Diese Führer wurden als "loyale Verbündete" oder "verantwortungsbewusste Verwalter" dargestellt, die zur "Entwicklung" und "Befriedung" ihrer Gebiete beitrugen. Man insinuierte, diese Gruppen hätten die "Vorteile" der Zivilisation erkannt.
Sicht afrikanischer Historiker: Diese Führer waren oft Marionetten des Kolonialregimes. Ihre Unterstützung der Kolonialherrschaft resultierte aus Zwang, Drohungen oder dem Wunsch, eigene Machtpositionen im neuen System zu sichern – es war keine freiwillige Akzeptanz der Fremdherrschaft durch die Bevölkerung.
3. Der allgegenwärtige Widerstand als „Gerechte Befreiungskriege“
Die Aussage hebt hervor, dass Widerstand praktisch überall stattfand und die Rebellionen von der Bevölkerungsmehrheit unterstützt wurden. Dies widerlegt die koloniale Erzählung, die den Widerstand als isolierte, kriminelle oder terroristische Akte abtat.
Beispiel: Der Herero- und Nama-Krieg (Deutsch-Südwestafrika, 1904–1908)
Widerstand: Die Herero und später die Nama erhoben sich gegen den Landraub, die Zwangsarbeit und die Ungerechtigkeit der deutschen Siedler und Verwaltung. Es handelte sich um einen organisierten Aufstand mit dem Ziel, die Unabhängigkeit zurückzuerlangen.
Darstellung des Westens: Der Aufstand wurde als „Rassenkrieg“ und „Verrat“ dargestellt, der die Vernichtung der deutschen Siedler zum Ziel hatte. Die Reaktion Deutschlands (der Befehl zur Vernichtung, der zum ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts führte) wurde als notwendige "Vergeltung" oder "Befriedung" deklariert.
Sicht afrikanischer Historiker: Der Aufstand war ein existentieller Krieg zur Verteidigung von Land und Leben. Er war gerecht im Sinne der Selbstbestimmung und wurde von der überwältigenden Mehrheit der betroffenen Völker getragen. Die brutale Niederschlagung durch Deutschland war ein Verbrechen, das die ursprünglichen Gewalttaten der Kolonisten in den Schatten stellte.
Wikipedia: "Die Völkermorde in der Neuzeit fanden vor allem in Kolonien statt: zunächst bei der Kolonisierung durch europäische Mächte (z. B. an Indianern während der Indianerkriege); dann teilweise erneut bei der Entkolonisation. Dabei prallten nach Abzug einer Kolonialmacht gelegentlich verschiedene ethnische Gruppen aufeinander, welche durch die Grenzziehungen ihrer Kolonialmacht nun in einem Staat lebten (wie etwa in Biafra und Bangladesch). Aber auch Russland verfolgte während und nach den Russisch-Tscherkessischen Kriegen (1763–1864) eine genozidale Strategie der systematischen Massaker an Zivilisten, die zum Völkermord an den Tscherkessen führte, bei dem bis zu eine Million Tscherkessen entweder getötet oder gewaltsam in das Osmanische Reich (insbesondere in die heutige Türkei) vertrieben wurden, wodurch die tscherkessische Diaspora entstand.[32][33]
Ab dem 20. Jahrhundert, Auswahl allgemein anerkannter Völkermorde
- Völkermord an den Herero und Nama (1904–1908): Kolonialkrieg zwischen deutschen Truppen und den Völkern der Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika, der in einen Völkermord durch die deutsche Kolonialmacht mündete.
- Völkermord in Burundi (1965 und 1972): Völkermord durch Tutsi an Hutu
- Völkermord in Ruanda (1994) Völkermord durch Hutu an Tutsi
Zum Allgemeinbild der afrikanische Befreiungsbewegungen schreibt die KI gemini:
Afrikanische Befreiungsbewegungen setzten eine Vielzahl von Aktivitäten und Strategien ein, um die Unabhängigkeit von der Kolonialherrschaft zu erlangen und später gegen Minderheitenregime (wie in Südafrika oder Südrhodesien/Simbabwe) zu kämpfen.
Zu den wichtigsten unternommenen Schritten und Methoden gehörten:
Politischer Widerstand und Organisation:
Gründung politischer Parteien und Bewegungen: Beispiele sind der African National Congress (ANC) in Südafrika, die SWAPO (South West Africa People's Organisation) in Namibia, die MPLA (Movimento Popular de Libertação de Angola) in Angola, die FRELIMO (Frente de Libertação de Moçambique) in Mosambik und die CPP (Convention People's Party) in Ghana.
Mobilisierung der Bevölkerung: Sie organisierten Massenproteste, Demonstrationen, Boykotte, Streiks (wie der Generalstreik der Arbeiter in Namibia 1971) und Kampagnen des zivilen Ungehorsams.
Verfolgung friedlicher Mittel: Einige Bewegungen, wie die von Kwame Nkrumah in Ghana, nutzten zunächst Verhandlungen und politischen Druck, um die Selbstverwaltung und schließlich die Unabhängigkeit zu erreichen.
Bewaffneter Kampf (Guerillakrieg):
In vielen Fällen, insbesondere dort, wo die Kolonialmächte oder Minderheitenregime Verhandlungen ablehnten oder mit Härte reagierten (z. B. in den portugiesischen Kolonien, Südafrika, Südrhodesien/Simbabwe), griffen Befreiungsbewegungen zum bewaffneten Kampf.
Beispiele: Der bewaffnete Flügel des ANC, Umkhonto we Sizwe (MK), die PLAN (People's Liberation Army of Namibia) der SWAPO oder die Kämpfe in Angola und Mosambik.
Diese Taktik umfasste Guerillaoperationen gegen militärische und infrastrukturelle Ziele der Besatzungsmacht.
Internationale Diplomatie und Unterstützung:
Exil-Regierungen und Vertretung bei internationalen Organisationen: Viele Führer und Aktivisten gingen ins Exil, um von dort aus internationale Unterstützung zu mobilisieren.
Einsatz bei den Vereinten Nationen (UN): Bewegungen wie die SWAPO, der ANC und die Bewegungen in den portugiesischen Gebieten wurden von der UN-Generalversammlung als "authentische Vertreter" ihrer Völker anerkannt. Dies führte zu internationaler Unterstützung und Druck auf die Kolonialmächte.
Zusammenarbeit mit der Organisation Afrikanische Einheit (OAU): Die OAU (heute Afrikanische Union) unterstützte aktiv die Befreiungsbewegungen durch politische Anerkennung und materielle Hilfe.
Aufbau von Solidaritätsnetzwerken: Kontakte wurden zu anderen antikolonialen und afro-asiatischen Bewegungen (z. B. auf der Bandung-Konferenz 1955) und den Großmächten des Kalten Krieges (Ost- und Westblock) geknüpft, um militärische, finanzielle und logistische Hilfe zu erhalten.
Anti-Apartheid-Bewegungen: In vielen westlichen Ländern unterstützten Anti-Apartheid-Bewegungen den Kampf in Südafrika durch Boykottaktionen (z. B. von südafrikanischen Waren), Demonstrationen und politischen Druck auf ihre Regierungen.
Ideologische und kulturelle Arbeit:
Panafrikanismus und Nationalismus: Die Bewegungen förderten die Ideen des Panafrikanismus und eines eigenen afrikanischen Nationalismus, um ethnische Unterschiede zu überwinden und eine gemeinsame Front gegen die Kolonialherrschaft zu bilden.
Entwicklung politischer Ideen: Die Programmatik zielte darauf ab, die kolonialen Strukturen als ungerecht anzuprangern und nach der Unabhängigkeit eine eigene politische und gesellschaftliche Ordnung (oft mit sozialistischen oder national-sozialistischen Ansätzen) zu etablieren.
Bestellung bei der Bundeszentrale für politische Bildung
Zur Geschichte Afrikas in der Wikipedia
sieh auch: Brennpunkt Westafrika Bestellung bei der Bundeszentrale für politische Bildung
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