Die grünen Wurzeln Afrikas, Frankfurter Rundschau, 27.5.2015
Von JOHANNES DIETERICHWer es zum ersten Mal sieht, traut seinen Augen nicht. „Nach sechsstündiger Fahrt durch trostloses Gelände tut sich vor uns plötzlich ein grünes Paradies auf“, schwärmt Silvia Holten von World Vision: „Statt der allgegenwärtigen kargen Hügel bedeckt nun dichter Wald die sanfte Landschaft.“ Die Sprecherin der Hilfsorganisation ist in Humbo im äthiopischen Hochland angekommen: Ein Ort, der jahrzehntelang Lebensmittel von außen brauchte. Heute gehen die Überschüsse von Humbo ans Welternährungsprogramm der UN: Was, um Gottes Willen, ist geschehen? [...]
In Nigers trostloser Sahelzone hatte der australische Agrarexperte Tony Rinaudo herausgefunden, dass selbst übelst verwüstete Regionen von einem endlosen Geflecht an Wurzeln durchzogen werden: „Ein unterirdischer Wald“, so der World-Vision-Mann. Werden die aus dem Wurzelwerk wachsenden Sprösslinge in Ruhe gelassen und nicht von Tieren gefressen, abgebrannt oder abgehakt, wachsen bald wieder Bäumchen – die dann nicht nur Schatten spenden und so die Feuchtigkeit im Boden halten. Sie bremsen auch die Erosion und düngen die Umgebung.
Die „regenerative Wiederaufforstungsmethode“ wird bereits in mehr als 20 Staaten angewandt, rund 20 Millionen Hektar Land wurden wieder begrünt. Die Bauern würden hier bis zu dreifach größere Ernten einfahren, sagt Holten: „Ich bin mir sicher, dass mit dieser Methode das Hungerproblem der Welt gelöst werden kann.“ [...]
Vergleiche: Der Mann, der die Wüste aufhielt
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