Mittwoch, 28. Dezember 2016

Tierno Monénembo: Kubas Hähne krähen um Mitternacht

Tierno Monénembo ist ein Afropolit, und das war er schon lange, bevor dieses Wort für Afrikaner, die die ganze Welt bespielen, erfunden wurde. Als junger Mann floh er vor der kommunistischen Diktatur in seiner Heimat Guinea: Zu Fuss ging er nach Senegal, wo er ein Studium der Biochemie aufnahm, das er in Côte d’Ivoire fortsetzte und in Frankreich mit der Promotion abschloss. Er unterrichtete in Marokko und Algerien sowie als Gastprofessor in den USA. Schreibstipendien erlaubten ihm mehrmonatige Aufenthalte in der Schweiz, in Brasilien und Kuba.
Der Familienverband der Diallos, in den er 1947 geboren wurde, ist so zahlreich, dass er als Autor ein Pseudonym vorzieht, in dem ein Wort seiner Muttersprache Fufulde steckt, nämlich «nenembo» – «Mutter». Unter diesem Namen ist er einer der erfolgreichsten frankofonen Romanautoren. Schon sein Erstling «Les crapauds-brousse» wurde 1979 im renommierten Pariser Verlag Seuil veröffentlicht, wie auch die zehn folgenden Romane, von denen vier angesehene Preise erhielten.

So unterschiedlich wie Tierno Monénembos Themen – Diktatoren in Afrika, Leben im Exil, historische Porträts, auch ein Roman zum Genozid in Rwanda –, so unterschiedlich ist auch sein Stil: Bald klingt der westafrikanische Griot durch, der große Helden und ihre Taten besingt, bald erschweren ausufernde Dialoge und extravagante Anspielungen das Verständnis. Wohl auch deshalb erschienen bisher nur zwei seiner Romane auf Deutsch: «Cinema» und «Zahltag in Abidjan», beide in den 1990er Jahren im Peter-Hammer-Verlag.

Bei Monénembos neuestem, erst 2015 erschienenem Roman griff der Verlag schnell zu: «Kubas Hähne krähen um Mitternacht» ist ein Spiel mit Klischees und Erwartungen. 
Unter dem Einfluss von Rum und heißen Rhythmen agieren der schlitzohrige Ignacio, der davon lebt, Touristen zu schröpfen, obskure Geschäftsleute, die zwischen Restkommunismus und freier Marktwirtschaft operieren, eine temperamentvolle dunkelhäutige Schöne, deren Kleiderfarbe auf Zukünftiges verweist, und ein Milizionär, der überall seine Hände im Spiel hat, aber von seiner Frau betrogen wird. Zwischen ihnen sucht Tierno Alfredo Diallovogui, genannt El Palenque, eine Antwort auf die Frage, warum seine kubanische Mutter ihn als Kind bei seinem Vater in Guinea zurückließ.

Die Fotos des Grabes, das ihres sein soll, und eine Melodie, die ihm nicht aus dem Kopf geht, sind seine einzigen Wegweiser. Um nach Kuba zu gelangen, musste er dem Migrantenpfad folgen, der ihn durch die Sahara und übers Mittelmeer nach Paris brachte, wo er wundersamerweise weder Dealer noch Müllmann wurde, sondern ein Feinkostgeschäft aufmachte. Als Tourist fliegt er nach Kuba, wo ihn Ignacio auf seiner Initiationsreise begleitet. Zufälle – oder vielleicht das Wirken der Yoruba-Götter, wo nicht gar des mächtigen Milizionärs – treiben die Handlung voran, die Ignacio in einem langen Brief dem wieder nach Paris zurückgekehrten El Palenque erzählt. Das ist nicht immer schlüssig, denn vieles müsste der Angeschriebene selbst besser wissen. Aber Ignacio kann wesentliche Ergänzungen liefern, die in die Vergangenheit verweisen: Castros Begegnung mit einem Gutsbesitzer, dem er das Recht auf sein Eigentum in einem Dokument garantierte, und den Besuch einer afrikanischen Delegation in Havanna zu den elften Weltjugendspielen.
Damals, das war 1978, befanden sich unter den Tausenden Gästen Berühmtheiten wie Miriam Makeba, aber auch ein Saxofonspieler aus Guinea, der sich in die schöne Kubanerin Juliana verliebte, ausgerechnet die Tochter jenes Gutsbesitzers, der Castros Unterschrift aufbewahrt hat und seinerseits auf eine illustre Familiengeschichte zurückblickt.
«Zu gewissen Zeiten», schreibt Ignacio dem Freund, «tritt die große Geschichte aus ihrer Sphäre, hockt sich in die Eckkneipe und stößt mit der kleinen an.» Und was sich daraus ergibt, ist eine Erzählung wert.


Tierno Monénembo: Kubas Hähne krähen um Mitternacht. Aus dem Französischen von Gudrun und Otto Honke. Peter-Hammer-Verlag, Wuppertal 2016. 

Almut Seiler-Dietrich

(Erstveröffentlichung: NZZ, 28.12.2016, S. 31.)

Freitag, 23. Dezember 2016

Montag, 31. Oktober 2016

Imbolo Mbue: Behold the Dreamers

Imbolo Mbue hat für ihr erstes Romanmanuskript einen Vertrag über 1 Million Dollar abgeschlossen. Für die junge Frau, die 1998 als Teenagerin in die USA eingewandert ist, scheint sich ein Traum zu erfüllen, ganz im Gegensatz zu den Helden ihres Romans, der jetzt erschienen ist.

Kurz etwas zum Inhalt: 
Der Kameruner Jende Jonga kommt im Herbst 2007 mit seiner Frau Neni und ihrem sechs Jahre alten Sohn in die USA. Zunächst lässt sich alles gut an. Sein privater American Dream scheint sich zu erfüllen. Denn er bekommt einen Job als Chauffeur für Clark Edwards, einem leitenden Angestellten bei Lehman Brothers. Die Hauptanforderungen seines Chefs zu erfüllen, fällt ihm leicht. Ihr Glück scheint vollkommen, als auch seine Frau eine Anstellung bei der Familie Edwards findet. Doch mit dem Zusammenbruch von Lehmann Brothers bricht auch ihre heile Welt zusammen, und sie stehen vor unzumutbaren Entscheidungen. 
Der Roman wird im Februar 2017 auch auf Deutsch erscheinen und zwar unter dem Titel"Das geträumte Land".


Dieser Roman hat manches mit dem Roman "Mambés Heimat" von Hilaire Mbakop gemeinsam, den ich 2013 in diesem Blog vorgestellt habe:
Der Held ist Kameruner, er lernt Kamerun und die USA kennen und er macht sehr schlechte Erfahrungen.

Der auffallendste Unterschied ist der, dass einmal geschildert wird, wie die Hauptperson mit dem Wechsel von Kamerun in die USA zurecht kommt, und das andere Mal, wie sie die Rückkehr von den USA nach Kamerun erlebt.

Ob das der Grund ist, weshalb das Buch, in dem der Flüchtling schlechte Erfahrungen in den USA macht, für einen Verlag so attraktiv ist, dass er dafür zu zahlen bereit ist? Oder ob es einen wichtigeren anderen Grund gibt?


Ohne die Lektüre beider Bücher wird man es schwer entscheiden können.  

Sonntag, 11. September 2016

Solaranlagen bringen elektrischen Strom in Dörfer in Madagaskar

1,2 Milliarden Menschen weltweit leben ohne Strom. Ein College will das ändern, indem es Analphabeten zu Solartechnikern ausbildet. Die Geschichte einer Großmutter, die ihrem Dorf das Licht brachte - und einen Haufen Probleme. [...]
Von März bis Oktober 2013 hat Zafitsiha das sogenannte Barefoot College im indischen Tilonia besucht, das in einem weltweit einzigartigen Kurs Analphabeten zu Solartechnikern ausbildet.
Sie hatte dafür ihre beiden Kinder und ihre beiden Enkel zurückgelassen. War das erste Mal in ihrem Leben in ein Flugzeug gestiegen. Hatte sich durch komplizierte Baupläne gequält. Und sich bei Freunden unbeliebt gemacht. Nun, drei Jahre nach ihrer Rückkehr, hat sie in Tsaratanana mehr verändert, als sie je für möglich gehalten hätte - auch Dinge, die sie lieber nicht verändert hätte.

Das Barefoot College hat drei Ziele: Es will, erstens, Solaranlagen in die armen und abgelegenen Dörfer der Welt bringen. In Madagaskar, dem Land, aus dem Zafitsiha stammt, haben 85 Prozent der Bevölkerung keinen Zugang zu Strom. Weltweit leben nach Angaben der Internationalen Energieagentur rund 1,2 Milliarden Menschen ohne Elektrizität. [...]

Dienstag, 28. Juni 2016

Armut, Reichtum, Migration und soziale Netzwerke

Das Magazin "Nachbarschaft" ist gegründet worden, um Zusammenarbeit über nationale Grenzen hinaus zu ermöglichen. Der Blog "Nachbarschaft" ist aus dieser Zusammenarbeit entstanden.
Ein Ziel, das er sich gesetzt hat, ist, zu gegenseitiger Information beizutragen.

In diesem Artikel werden ein paar Stichworte zusammengestellt, die gegenwärtig von internationalem Interesse sind, und über die Links Hinweise darauf gegeben, welche Materialien in Deutschland  zur Behandlung dieser Themen verwendet werden.

Armut und Reichtum (Probleme aus diesem Zusammenhang, Versuch internationaler Zusammenarbeit)

Historische Versuche, die härtesten Folgen abzubauen

Migration (Probleme in diesem Zusammenhang, Nachrichten zum Thema in Afrika)

Soziale Netzwerke

Anregungen zu internationaler politischer Beteiligung

Diese Links führen freilich zu einer Fülle von Materialien, die zunächst sehr unübersichtlich ist.
Es wäre zu überlegen, wie sie für den Unterricht vor Ort genutzt werden können.

Themen, wie sie auch im Zusammenhang damit in Deutschland diskutiert werden

Donnerstag, 23. Juni 2016

Interview mit Katja BUCHECKER, Expertin für Unterricht im Goethe-Institut KAMERUN

Nachbarschaft : Können Sie sich bitte unseren Lesern vorstellen ?
Ich heiße Katja Buchecker und arbeite seit eineinhalb Jahren beim Goethe-Institut als Expertin für Unterricht und bin dort vor allem für die Koordination der Deutschlehrer-Fortbildung und die Betreuung der PASCH-Schulen zuständig. Ich bin das zweite Mal in Kamerun. Davor habe ich fünf Jahre für den DAAD (Deutscher AkademischerAustausch Dienst) an der Universität Yaoundé I als Dozentin für Deutsch als Fremdsprache gearbeitet. Ich habe Islamwissenschaft und Sprachlehrforschung studiert und vorher in der Türkei als Journalistik-Assistentin und in Deutschland als Lehrkraft in Integrationskursen und im BAföG-Amt in Hamburg gearbeitet.

Nachbarschaft : Wie fühlen Sie sich seit Sie hier im Goethe-Institut Jaunde als Expertin für Unterricht tätig sind ?
Zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt! Also insgesamt gut! Um es anders zu sagen: an manchen Tagen verzweifele ich angesichts der schwierigen Umstände, denen wir und unsere kamerunischen Kolleginnen und Kollegen unterworfen sind; an anderen Tagen freue ich mich angesichts der Integrität, des Ideenreichtums und der Kraft vieler Kolleginnen und Kollegen, sich trotzdem nicht unterkriegen zu lassen!

Nachbarschaft : Zur Kultur bzw. zum interkulturellen Lernen:
Was unterscheidet Ihre Tätigkeit in Kamerun von Ihren Tätigkeiten in anderen Ländern? Wie sehen Sie die Unterschiede zwischen Deutschland und Kamerun?
Sie unterscheidet sich vor allem thematisch. In der Türkei war ich journalistisch tätig und befand mich in einem Land, das von sehr starken politischen, wirtschaftlichen und sozialen Erschütterungen und Auseinandersetzungen betroffen war und ist. Verglichen mit der Türkei herrscht in Kamerun Stillstand. Das ermöglicht einerseits ein ruhigeres, sichereres Arbeiten und ein anderes Maß an Kontinuität. Andererseits besteht bei fehlender Auseinandersetzung leicht die Gefahr, Dinge unreflektiert zu wiederholen und mehr an der Fassade als am Inhalt zu arbeiten.

Nachbarschaft : Zum Deutschlernen und Deutschlehren im Allgemeinen:
Weshalb werden Deutschlehrer privater Schulen nicht zu Fortbildungen nach Deutschland eingeladen?
Zwischen dem Goethe-Institut und dem Sekundarschulministerium gibt es eine Abmachung, die besagt, dass nur Lehrerinnen und Lehrer für Fortbildungen in Deutschland zugelassen sind, die erstens einen ENS-Abschluss haben und zweitens beim Ministerium als Lehrer/innen immatrikuliert sind. Zu den 25-30 Fortbildungen, die wir jedes Jahr landesweit in Kamerun anbieten, sind aber alle Deutschlehrerinnen und –lehrer herzlich eingeladen, egal, ob sie an staatlichen oder privaten Schulen arbeiten. Die Termine der Fortbildung veröffentlichen wir auf unserer Webseite und Lehrerinnen und Lehrer, die uns ihre Email-Adresse mitgeteilt haben, informieren wir auch per Mail, wenn in ihrer Region eine Fortbildung stattfindet.

Nachbarschaft :Warum sollte man in Kamerun Deutsch lernen? Wie lässt sich erklären, dass seit einigen Jahren die kamerunischen Schüler deutlich weniger an Deutsch als an Spanisch interessiert sind?
Eine Fremdsprache zu lernen ist immer eine Bereicherung, egal, um welche Sprache es sich handelt. Jede Sprache hat ihren eigenen, unvergleichlichen Reichtum, ihre Ausdrücke und Redewendungen, die in einer anderen Sprache nicht mit dieser Präzision oder einer vergleichbaren Emotion wiedergegeben werden können.
Spanisch ist bei den Schülerinnen und Schülern vor allem aus dem Grund beliebter, weil es als leichtere Sprache gilt und auch objektiv gesehen für frankophone Lerner einfacher zu erlernen ist. Deutsch hat eine andere Struktur, aber genau das macht es interessant. Wer immer nur einander verwandte Sprachen lernt, wird das erhellende Gefühl nie erleben, wie es ist, Gedanken in ganz anderen Strukturen und mit ganz anderen Bildern auszudrücken zu können.

Nachbarschaft :Wie ist Ihrer Meinung nach die beste Methode Deutsch zu lernen und so die Deutschlernenden für das Fach zu motivieren?
Die beste Methode, eine Sprache zu lernen, ist meiner Meinung nach, sie anzuwenden. Deutsch wird oft so vermittelt, als handle es sich um eine tote Sprache, als bestünde der Zweck sie zu lernen darin, alle ihre kniffligen Grammatikregeln auswendig herbeten zu können und bloß ja keinen Fehler zu machen. Lehrerinnen und Lehrer sollten Schülerinnen und Schüler motivieren, mit der Sprache zu spielen und mit ihr zu experimentieren und sie sollten ihnen vor allem die Angst vor „Fehlern“ nehmen. Fehler gehören zum Erwerbsprozess, man sollte keine Angst vor ihnen haben!
Inzwischen gibt es auch sehr viele Möglichkeiten, Deutsch autonom zu lernen. Das Goethe-Institut bietet viele interaktive Lernmöglichkeiten an, von der Vokabel-App über Videos zum Alltagsleben in Deutschland bis zu interaktiven Detektivspielen, die man sich auf ein Smartphone runterladen kann. Besonders interessant finde ich das Angebot:“African-German Phrasebook“, wo man sich Redewendungen in 50 afrikanischen Sprachen auf das Smart-Phone herunterladen kann (www.goethe.de/agpb)

Nachbarschaft : Zur Arbeit im Goethe-Institut:
Was sind die Aufgaben des Goethe-Instituts in Kamerun? Mit wem arbeiten Sie dort zusammen?
Das Goethe-Institut fördert die deutsche Sprache und die kulturelle Zusammenarbeit mit Kamerun und hat die Aufgabe, durch Information über das kulturelle, gesellschaftliche und politische Leben ein aktuelles Deutschland-Bild zu vermitteln. Was die Förderung der deutschen Sprache in Kamerun betrifft, so arbeiten wir mit dem kamerunischen Sekundarschulministerium, den Deutschlehrerverbänden, aktiven Vereinen, privaten Sprachschulen und auch mit Schul- und Studierenden-Initiativen zusammen.

Nachbarschaft : Gibt es ein Alleinstellungsmerkmal, was Kamerun von den Ländern, in denen Sie bisher gearbeitet haben, unterscheidet ?
Deutsch spielt in Kamerun eine viel stärkere Rolle als in den anderen Ländern, in denen ich gearbeitet oder die ich besucht habe. Es gibt in Kamerun viele sehr engagierte Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer und auch viele Schülerinnen und Schüler, die tolle Projekte anstoßen, z.B. das Deutschforum in Bertoua dieses Jahr, an dem mehr als 700 Schülerinnen und Schüler teilgenommen haben. Das ist wirklich einmalig an Kamerun.

Nachbarschaft : Wenn eine Fee Ihnen drei Wünsche für Kamerun gewähren könnte , was würden Sie dem Land wünschen ?
Meiner Meinung nach war es noch nie ein guter Rat, sich auf übernatürliche Kräfte zu verlassen. Aber …
  1. Gorillas nach Nkol Ndengui (Gorillaberg)
  2. Elefanten nach Olezoa (Fluss der Elefanten)
  3. Nicht nur für Kamerun: Eine Welt, in der es, um es mit Bertold Brechts Worten zu sagen „nicht mehr zweierlei Menschen gibt“, in der es also nicht möglich ist, dass 1 % der Menschen genauso viel besitzt wie der Rest der Menschheit zusammengenommen!
Nachbarschaft : Gibt es etwas, was Sie in Kamerun kennengelernt haben und was Sie gern mit nach Deutschland nehmen würden? Ein besonderes Essen, ein Kleidungsstück oder einen Kunstgegenstand oder noch etwas anderes?
Ja, Ndolé, Piment, Kochbananen, Mangos und Corosol!

Nachbarschaft : Was halten Sie von der online Produktion im Allgemeinen und vom Blog „Nachbarschaft“ im Besonderen ? Wie sehen Sie die Zukunft der digitalen Medien für Afrika und die ganze Welt ?
Digitale Medien spielen eine wichtige Rolle, denn man kann sich mit ihnen schnell zeit- und ortsunabhängig austauschen. Menschen, die sich früher niemals hätten begegnen können, haben durch sie die Möglichkeit zum kontinuierlichen Austausch, wie ja auch ihr Blog beweist. Die Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass man Zugang zu ihnen hat und ihre Benutzung erschwinglich ist. Digitale Medien können immens nützlich sein, aber auch zeitfressende Verdummungsmaschinen. Das Problem mit ihnen ist, dass man in der Lage sein muss, sich aus dem riesigen ungefilterten Material das Nützliche heraussuchen zu können.


Die Fragen stellten William CHANTCHO und Walter BÖHME

Montag, 11. April 2016

Deutschunterricht durch Ehrenamtliche

Wie viele neue Wörter kann man pro Tag verdauen? 

Berlin, Flüchtlingsnotunterkunft Rathaus Wilmersdorf, 10 Uhr vormittags. Vier Kinder sind schon da, die ehrenamtlichen Sprachhelfer Rita und Peter beginnen ihre Vormittagsklasse: Alle fassen sich an den Händen und krakeelen im Chor: »Gu-ten Mor-gen, sa-gen al-le Kin-der, gro-ße Kin-der, klei-ne Kin-der, di-cke Kin-der, dün-ne Kinder, al-le Kin-der sa-gen gu-ten Mor-gen.« Maza sagt erst mal noch nichts. Sie hat kurze dunkle Haare und ist fünf oder sechs Jahre alt. Nach ihrem Alter fragen kann man sie nicht, weil ihre Deutschkenntnisse dazu noch nicht ausreichen. Die einzige Frage, die sie beantwortet, ist: »Wie heißt du?« »Maza.«
Dann beginnt sie, die Wörter von der Tafel abzumalen, G U T E N M O R G E N, von rechts nach links, als seien es Buchstaben des arabischen Alphabets. Mazas Mitschüler, drei aufgeweckte syrische Jungs namens Ali, Fahim und Mohammed, sind schon ein bisschen weiter, obwohl auch sie bei ihrem Einzug ins ehemalige Rathaus Wilmersdorf vor drei Monaten nicht mehr als »Hallo« sagen konnten. Heute sollen sie die Namen von Speisen und Gerichten lernen. Fahim, vielleicht sieben oder acht, trommelt auf den Tisch, wenn die anderen langsam die Wörter zusammenstückeln. Ihm dauert das zu lange. Er hat einen kleinen roten Gummiball mitgebracht und trägt eine lange Narbe im Gesicht. Sein Kumpel Ali, mit breiter Zahnlücke im Unterkiefer, jubelt, wenn er etwas »gut« oder »prima« gemacht hat. Und die Kinder machen in den Augen von Rita und Peter viel »prima« und »gut«.
Rita ist eigentlich Schauspielerin, Peter Journalist, aber hier und jetzt sind beide Lotsen durchs Buchstabenmeer, durch Wirrungen von Lauten, Silben, Wörtern. Sie sprechen die Sätze vor: »Ich esse ein Ei«, »Ich trinke Tee«, »Und jetzt du: Ich esse ein Ei«.
Ein illustriertes Alphabet hängt an der Wand, von A wie Affe bis Z wie Zebra. Das Lerntempo wird gedrosselt, damit alle alles mitbekommen, aber nicht so sehr, dass sich Fahim langweilt und die allgemeine Aufmerksamkeit nachlässt. Wobei an diesem Mittwoch eher Ersteres zu erleben ist.
Sich zu erkundigen »Was isst du gerne?« übersteigt das Niveau der Anfänger; zu sagen »ein Stück« vom Kuchen, erzeugt fragende Augen, zu fragen »Was trinkst du zum Kuchen?« nur noch schweigendes Unverständnis. Fahim fängt an, mit seinem Gummiball zu spielen. Dann fragt er, ob es schon Zeit für »Auf Wiedersehen« sei. Noch nicht, bescheidet ihm Rita, noch einmal muss er sich hinsetzen, er soll noch ein paar neue Wörter lernen, noch ein paar bereits gelernte wiederholen. Jeden Tag stellt sich hier die Frage: Wie viele neue Wörter verarbeitet ein Kind wie Ali pro Tag? Wie hält man Fahims Aufmerksamkeit, damit er seinen Gummiball für eine Weile vergisst? Und wie schafft man einen Augenblick der Ruhe, damit Maza zu hören ist? Dann, wenn sie bereit ist zu sprechen. [...]

mehr dazu in das Goethe. Kulturmagazin des Goethe-Instituts: 
https://www.goethe.de/resources/files/pdf79/das_goethe_Ausgabe1_Ansicht_0903161.pdf

Samstag, 9. April 2016

NORD-SÜD-SHARING – DIGITALE UND OFFENE ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT IN DER LEHRE

"Inwieweit gehört es eigentlich zur Aufgabe einer deutschen Hochschule, Lernangebote für Menschen in Afrika zu gestalten? Die wenigsten Hochschulen sahen sich bisher mit dieser Frage konfrontiert. Das könnte sich jetzt ändern. Denn immer mehr Hochschulen stellen Lernangebote online zur Verfügung – offen für alle, die sich für das Thema interessieren, die Sprache des Angebots verstehen und einen Internetzugang haben."
(NORD-SÜD-SHARING – DIGITALE UND OFFENE ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT IN DER LEHRE, 8.4.16)

Samstag, 5. März 2016

Podcast und Videocast im Deutschunterricht

Fortbildungsseminar vom  26.02. bis 27.02.2016  im deutschen Seemannsheim in Douala, Kamerun



Thema des Seminars


Vom 26.02. bis 27.02 2016 hat das Goethe-Institut Kamerun ein Fortbildungsseminar für Lehrkräfte im deutschen Seemannsheim von Douala veranstaltet. Das Thema des Seminars war: „ Pod- und Videocast im Deutschunterricht“ und wurde von dem Deutschlehrer Désiré NJONTU geleitet.
Die Ziele des Seminars waren:
  • technische und ästhetische Kompetenzen zur Verarbeitung und Erstellung eines Films zu erwerben
  • Audio- und Videodateien mit geeigneter Software zu erstellen
  • qualitätvolle digitale Ressourcen herauszufinden und sie im Deutschunterricht einzusetzen.

Frau Nadege und der Referent Desire Njontu bei der Begrüßungsphase 

Nach den Begrüßungsworten von Frau Nadège TCHUINANG ergriff der Referent das Wort, um die Wichtigkeit der Audio- und Videodateien in der Fremdsprachenvermittlung zu erläutern. Im Laufe der Debatten wurden die Teilnehmer(innen) aufgefordert, einige Audio- und Videodateien aus dem Internet herunterzuladen und sie gründlich zu prüfen. Dabei sollte erwähnt werden, dass die UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization) gegenwärtig Podcast und Videocast für den Unterricht propagiert, da sie dem Lehrer erleichtern, einen kompetenzorientierten Unterricht online durchzuführen. Die Lernenden stehen so im Mittelpunkt des Lernprozesses, und das macht den Unterricht spannender und attraktiver.
Am zweiten Tag des Seminars wurde sehr handlungs- und praxisorientiert gearbeitet. Es begann mit einer musikalischen Aufwärmung der Teilnehmer(innen), die von Frau Martine BOUWA geleitet wurde. Ein Lied aus dem Lehrwerk „Ihr und Wir I Plus“ wurde im Chor feierlich und stimmungsvoll gesungen. 

Dann wurde ein wichtiges Programm, nämlich Audacity aus dem Internet heruntergeladen und auf den verschiedenen Geräten (Laptop, Handy Android, I-Phones, Smartphones oder Tablets) installiert. Audacity ist ein wichtiges Programm in der modernen Medienlandschaft. Es dient dazu, Audiodateien zu erstellen und zu bearbeiten. Die Teilnehmer(innen) wurden herzlich eingeladen, in Gruppenarbeit Interviews durchzuführen und mit Hilfe von Audacity eine Live-Aufzeichnung zu erstellen, die dann zur weiteren Verwendung zur Verfügung steht.
Das Treffen schloss am Samstag, dem 27. 02. 2016, gegen 18 Uhr mit dem Appell von Frau Tchuinang an die Teilnehmer(innen), die frisch erworbenen Kenntnisse auch in ihrem jeweiligen Unterricht einzusetzen. Schließlich wurde ein Gruppenfoto aufgenommen.
William CHANTCHO , DaF-Lehrer, DOUALA




Donnerstag, 11. Februar 2016

Weshalb fehlen zentralafrikanische Staaten wie z.B. Kamerun auf so vielen Weltkarten?

Why is Central Africa missing from so many maps? Quartz Africa 4.2.2016

"In a 2013 Washington Post article titled “40 maps that explain the world,” at least half of the maps that included Africa were missing one or more Central African countries. Of those, many were missing data for the entire region. Somehow it is common to “explain the world” while saying little about a populated area nearly the size of Australia. In addition to perpetuating the historical bias of minimizing Africa on maps, this lack of information is indicative of many of the challenges these countries face." (Hervorhebungen von mir)