Montag, 12. Oktober 2009

Unterrichten mit Musik: Wie sieht das aus?

Ein Seminar ist eine Lehrveranstaltung, die unter einem gewissen, eng umrissenen Thema steht und an der sich alle Teilnehmer aktiv beteiligen. So ist es eine Gelegenheit für uns DeutschlehrerInnen, zu referieren, Ideen auszutauschen, aktuelle und frische Erkenntnisse zu erwerben, interessante Kontakte zu knüpfen.

Am 31. März 2009 nahm ich an einem Seminar in «Foyer Du Marin» Douala teil, dessen Leiter Thomas Frahm, der Experte für Unterricht vom Goethe-Institut Yaoundé, und Hans Niehaus, ein Hamburger Musiklehrer, waren. Auf den ersten Anhieb schien mir das Thema «Deutschlernen mit Musik» fremd und bizarr, da ich zuvor eine solche Lehrstrategie in meinen Klassen nie ausprobiert hatte. Skeptisch fragte ich mich, was Musik in der Tat mit einem regulären Deutschunterricht zu tun hätte. Aber das Seminar war wider Erwarten lehrreich, und im Raum herrschte eine tolle Stimmung.

Eigene Erfahrungen im Unterricht

Gleich am nächsten Unterricht probierte ich diese Methode aus. Es geschah in meiner 4ème Klasse von Collège Le Nil in Douala. Ausgehend von der Tatsache, daβ der moderne Sprachunterricht handlungs- und schülerorientiert sein soll, habe ich schlicht und einfach die Perspektive des Schülers eingenommen.

Folgende Möglichkeiten wurden angeboten: «Meinungen äuβern, Debatten durchführen, deutsche Lieder singen, Theater aufführen ...».

Anschlieβend habe ich sie gefragt, welche Aktivität sie am liebsten hätten. Die Antwort war für alle Schüler ganz spontan: «deutsche Lieder singen». Also zog ich aus meiner Tasche eine CD heraus, die ich beim Seminar bekommen hatte. Die Schüler hörten zuerst aufmerksam zu. Dann spürte ich, während die Musik lief, dass sie sehr stark angeregt wurden und Interesse und Begeisterung zeigten. Einige Lieder wurden an die Tafel geschrieben. Die lebendige und musikalische Lernatmosphäre hatte auβerdem die ganze Schule so gepackt, daβ die Schüler der Nachbarklassen am Deutschunterricht teilzunehmen wünschten. Inzwischen hatten die Schüler auch eigene Lieder erfunden und vorgeführt. Mir war besonders aufgefallen, wie die Schüler dabei ihre mündlichen und schriftlichen Kompetenzen aktivierten. Jede(r) wollte nach vorne kommen, um ein Lied vorzuführen.
Ich verstand ganz schnell, daβ Musik Motivation schafft und damit die wichtigste Vorrausetzung für erfolgreiches Lernen. Sogar Schüler, die ich am Anfang des Schuljahres als faul, zaghaft, schwach, schüchtern ansah, haben sich durch hervorragende Leistungen hervorgetan.
Musik hat für eine entspannende Atmosphäre gesorgt und somit die Schüler zum Sprechen, zum Schreiben, kurzum zum Lernen angespornt. Die deutsche Sprache wurde dabei praktisch angewandt, auch wenn der Stil noch nicht perfekt ist.
Zentral ist auch mein eigenes Verhalten, weil ich mich jederzeit ansprechbar gezeigt habe. Das Lernziel, das wir uns am Anfang des Unterrichts gesetzt haben, ist zweifelsohne erreicht. Die Schüler sind in der Lage, ihre persönlichen Meinungen zu äuβern, Kommilitonen bzw. den Lehrer anzusprechen, deutsche Lieder zu singen und vorzuführen. Sie sind auch in der Lage, Modalverben zu konjugieren und sie je nach dem Kontext zu benutzen, Personalpronomen richtig zu beugen, Adjektive im Komparativ und im Superlativ zu identifizieren und schließlich Verben ins Perfekt zu setzen. Ich war verblüfft zu sehen, wie die Deutschlernenden sogar mit ihren spanischen Kommilitonen deutsche Lieder laut mit Begeisterung und Tanz auf dem Schulhof sangen. Hoffentlich werden sie künftige Kameruner Sänger in deutscher Sprache.

FAZIT
Abschlieβend möchte ich nur eines erwähnen: Musik zieht Erfolg nach sich. Es liegt jetzt an uns DeutschlehrerInnen, unsere Schüler nicht mehr schlecht zu machen, sondern sie dazu zu motivieren, sich mit Kopf, Hand, Herz die deutsche Sprache anzueignen. Ein wichtiges Lehrmittel dazu ist die Musik, die mit Sorgfalt und Feinheit beim Deutschunterricht eingesetzt werden soll. Es ist aber zu hoffen, daβ unsere jeweiligen Schulverwaltungen sich mit modernsten Musikinstrumenten ausrüsten, damit wir unsere Projekte reibungslos durchführen können. Das ist gerade auch mein Appell an die Leitung von Collège Le Nil.

Chantcho Tankoua William

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