Sonntag, 6. Dezember 2009

Interview mit Evariste Fosong

Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit, mit Evariste Fosong vom Gymnasium Delta Pog in Gabun zu sprechen, der das internationale Kulturaustauschmagazin „Nachbarschaft“ herausgibt, dessen Mitarbeiterstab innerhalb eines Jahres von zwei auf 31 angestiegen ist.

Frage: Wie kamen Sie dazu, das Magazin „Nachbarschaft“ zu gründen?


Antwort: Im Rahmen des Don Bosco Programms kam Franziska Götz zu uns nach Gabun. Da kam ich auf die Idee, mit ihr zusammen ein deutschsprachiges Magazin zu beginnen. Die Idee wurde sofort von der deutschen Botschaft in Libreville unterstützt, die uns mit einigen Materialien geholfen hat. Dass jetzt Mitarbeiter aus so vielen Ländern Zentral- und Westafrikas daran mitwirken, war aber nur möglich, weil mich das Goethe-Institut Kamerun bei der Suche nach Mitarbeitern unterstützt hat.

Frage: Wie erklärt es sich, dass die deutsche Kultur in Gabun und Kamerun so beliebt ist?

Antwort: Das französische Schulsystem, das in der Kolonialzeit in Gabun und Kamerun eingeführt wurde, sieht eine recht intensive Behandlung der deutschen Kultur vor. Das ist auch nach der Unabhängigkeit nicht wesentlich geändert worden.

Frage: Wieso kamen Sie von Kamerun nach Gabun?

Antwort: In Gabun besteht eine große Nachfrage nach Lehrern im Allgemeinen und Deutschlehrern insbesondere. Die kann von den dort ausgebildeten Lehrern allein nicht befriedigt werden. Deshalb gehen nicht wenige Deutschlehrer von Kamerun nach Gabun.

Frage: Welche Werke der deutschen Literatur schätzen Sie besonders?

Antwort: Ich liebe vor allem die Gedichte. Zunächst Ernst Moritz Arndt und sein Gedicht „Was ist des Deutschen Vaterland?“ mit den Zeilen: „Das ganze Deutschland soll es sein! [...] Und gib uns rechten deutschen Mut, Daß wir es lieben treu und gut. Das soll es sein!“
Aber auch Goethe und natürlich Schillers Gedichte. Von den älteren Dichtern liebe ich besonders Andreas Gryphius, der so eindrücklich zu gestalten weiß, dass menschliches Leben immer vom Tode bedroht ist.
Und außerdem liebe ich Heine. In seinem Gedicht „Die schlesischen Weber“ entlarvt er die Unterdrücker und ruft zum Widerstand gegen sie auf. „Wie weben hinein den dreifachen Fluch“ und „Ein Fluch dem König, dem König der Reichen, Den unser Elend nicht konnte erweichen, Der den letzten Groschen von uns erpreßt, Und uns wie Hunde erschießen lässt“.
Überhaupt entlarvt er immer wieder die Ideologie der Herrschenden.

Das Gespräch führte Walter Böhme

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