Wie die Autorität so ist auch die Scham oft sehr nützlich.
Egoistisch, wie wir Menschen sind, würden wir uns sicher weit rücksichtsloser verhalten, als wir es tun, wenn wir uns nicht schämen würden, in der Öffentlichkeit als so rücksichtslos gesehen zu werden. Alte Menschen und kleine Kinder würden sicher oft beiseite gedrängt, wenn nicht jeder befürchten müsste, von den anderen Anwesenden scharf kritisiert zu werden. Und unsere Straßen wären sicher viel sauberer, wenn sich auch heute noch jeder schämen würde, etwas auf den Boden zu werfen.
Scham kann aber auch gefährlich sein.
Da gibt es vor allen unter männlichen Jugendlichen die Scham, als feige zu gelten, wenn man nicht bei gefährlichen Unternehmungen mitmacht. Statistiken haben nachgewiesen, dass die meisten tödlichen Unfälle am Anfang der Pubertät passieren.
Aber auch Gewaltanwendung durch eine Gruppe überschreitet nicht selten deswegen die Grenze zur Körperverletzung, weil keiner zugeben will, dass er „zu feige“ ist, brutal zuzuschlagen.
Bernhard Schlink hat in seinem Roman dargestellt, wie eine Frau lieber riskiert, als Mörderin bestraft zu werden, als dass sie zugibt, dass sie nicht lesen kann.
Walter Böhme
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